Archiv der Kategorie: Geschicklichkeit

Trek to Yomi (2022)

  • 6/10
    derofa Durchschnittswertung - 6/10
6/10

Ganz Gut

Am 5.Mai 2022 erschien ein neues, mit Hoffnung erfülltes Videospiel aus dem Hause “Flying Wild Hog”.

Mit dem Titel “Trek to Yomi” entführt es uns in die japanische Edo-Zeit und wir treffen auf den Protagonisten Hiroki - unserem furchtlosen Helden.

Stilistisch ist die Reise nach Yomi ein Hingucker. Das macht das Videospiel gerade besonders. Doch was bietet es noch?

Wir haben uns nach Yomi gewagt und erzählen euch in unserer Kritik, wie wir unsere Reise empfunden haben.

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Genre: Action-Adventure, Side-Scroller

Originaltitel: Trek to Yomi

Produktionsland: Polen

Entwicklerstudio/Publisher: Flying Wild Hog/Devolver Digital

Musik: Cody Matthew Johnson, Yoko Honda

Spielmodus: Einzelspieler

DLC: bisher keiner bekannt (Stand: 25.05.2022)

Spielzeit: Hauptspiel: ca. 5-6 Stunden (Story)

Plattformen: PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox Series X/S, PC

Altersfreigabe: USK 16

Ähnliche Titel: Ghost of Tsushima (2020), Limbo (2010)

Wertung:  

Testplattform: PlayStation 5

Autor: Melissa

Verfasst am: 23.05.2022

Lesezeit: ca. 8 Minuten (Direkt zum Fazit)

Ein Kurosawa-Spiel?

Wenn man das erste mal auf „Trek to Yomi“ trifft, wird man vom stilistischen stark beeindruckt. Die schwarz-weiß Optik erinnert sofort an die Filme des Regisseurs Akira Kurosawa der durch seine Projekte wie z.b. “Die 7 Samurai (1954)” oder “Yojimbo der Leibwächter (1961)” große Berühmtheit erlangt hat. Dieser Neue bzw. Alte Look erweckt in uns Neugier.

Mit “Trek to Yomi” erhalten wir einen neuen Side-Scroller das vom polnischen Studio “Flying Wild Hog” entwickelt und durch den Publisher “Devolver Digital” im Mai 2022 veröffentlicht wurde. Das Videospiel erschien für die PlayStation 4, die PlayStation 5, den PC sowie die Microsoft Konsolen Xbox Series X/S. Es schaffte leider nicht den Weg auf die kleine Nintendo Konsole. Jedoch sollten wir abwarten, die Nintendo Switch wird sich gegebenenfalls auch ein Stück vom Kuchen abschneiden wollen.

Genug geredet, jetzt gehts ans Eingemachte. Doch um was geht es in “Trek to Yomi?”

Wir reisen mit unserem Protagonisten Hiroki durch die Edo-Zeit. Wir lernen viele Details über die damalige Kultur Japans. Gleich zu Beginn befinden wir uns in einem waschechten Kurosawa Film wieder. Es sieht jedenfalls stark danach aus und wer sich mit den Filmen des Regisseurs gut auskennt, dem wird die gesamte Stilistik sofort ins Auge stechen. Alles wirkt so en detail - fast zu schön um wahr zu sein. Neben all den ersten Eindrücken bringt der Soundtrack das ganze noch mehr auf den Höhepunkt. Doch schnell wird klar - der Schein trügt! Was uns Neugier und Interesse brachte, verwandelt sich schnell in ein Skurrilitätenkabinett. Dazu müssen wir noch weiter ausholen - weiter gehts.


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©flyingwildhog

Die Handlung - die Edo-Zeit Japans

Die Geschichte setzt den ersten Fuß ins richtige Feld. Es beginnt spannend und bindet uns schnell fest. Die Dramaturgie ist zu spüren. Ein einsames Dorf mitten in Japan wird zerstört. Es gibt viele Opfer. Unser Protagonist hat sich die Aufgabe zugelegt, die Verantwortlichen der Zerstörung des Dorfes zu konfrontieren. Neben brutalen Kämpfen, versucht die Handlung uns auch etwas zu sensibilisieren und verpackt in der Story unerwartet eine versteckte Liebesgeschichte. Diese wird jedoch schnell zur Nebensache. Nun gut, unser Held versucht sein Dorf zu rächen - klingt erst mal nach nichts Neuem.

Wie o.g. verläuft die Handlung anfangs mitreißend, dennoch entwickelt sie sich in eine Richtung, auf einen Weg, mit dem wir nicht sympathisieren können. Die Story wird durch unpassende Fantasy-Elemente schnell zum Scheitern gebracht. Erst versuchte uns das Videospiel zu zeigen, wie es in der Edo-Zeit in Japan damals aussah, zugleich entwickelt sich die Darstellung dann in eine Absurdität. Alles worauf wir hofften, war ein echtes Samurai-Videospiel zu bekommen. Wir hofften auf einen besonderen Stil wie der aus den Karusawa-Filmen. Wir wünschten uns ein besonderes Werk - etwas das nicht gleich wieder im Meer versinkt. Leider schafft “Trek to Yomi” nicht unsere Erwartungen zu erfüllen.

Mit unserem Protagonisten betreten wir Abschnitte die immer weiter in die Welt der Toten führen - immer weiter nach Yomi. Wir treffen auf untote Samurai-Mitglieder. Dies führt schnell dazu das die so zu Beginn hoch gelobte realitätstreue Darstellung zu Nichte gemacht wird und komplett im Boden versinkt.
Wir können der Handlung aufgrund der bizarren Erzählweise auch irgendwann nicht mehr richtig folgen.


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©flyingwildhog

Falsche Belichtung - Statt bergauf geht’s bergab

“Trek to Yomi” versucht viele Elemente der japanischen Kultur zu veranschaulichen. Die japanische Kultur ist auch enorm interessant und innerhalb der Handlung tatsächlich der einzige positive Faktor. Wir können Sammelobjekte einsammeln, die uns ein klein wenig die japanische Geschichte näher bringen sollen. Doch diese Sammelobjekte sind nach einer gewissen Zeit schon fast gleichgültig geworden. Sollten solche sammelbaren Gegenstände nicht reizvoll sein? Der Reiz in “Trek to Yomi” verliert sich rasch.

Zudem haben sich die Entwickler für eine negative Art entschieden, die Objekte aufzusuchen. Natürlich reden wir von dem üblichen “Es blinkt und glitzert und man drücke X und schon ist das Objekt eingesammelt”. Worauf wir jedoch hinaus möchte, ist die grottig schlechte Belichtung und somit Darstellung der einzelnen Szenenabschnitte. Denn, man findet die Objekte schlecht, da man sie nicht sieht.

Die Beleuchtung ist zu grell oder hell und das führt dazu, dass wir einfach oft an Objekten vorbei gegangen sind. Falls ihr euch fragt ob das eine Einstellungssache des TV’s ist - NEIN. Denn wir haben uns an die Standart-Einstellung gehalten. Zudem ist uns dies auch in keinen anderen Videospielen so drastisch aufgefallen. Die schwarz-weiß Darstellung ist womöglich der Übeltäter. Doch das nervigste an dieser Thematik ist, dass so etwas auch während den Kämpfen passiert. Das führt uns zum nächsten ablehnenden Aspekt - das Kampfsystem.


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©flyingwildhog

Das Kampfsystem und Co. - fad und gefühllos

Am Anfang hatten wir noch das Gefühl den Angriff mit dem Samurai-Schwert förmlich zu fühlen. Ein Schlag mit dieser Waffe, sollte den Gegener schnell die Luft zu drehen. In “Trek to Yomi” können wir mithilfe unserer Samuraischwerters oder anderen Waffen auf unsere Gegner einschlagen. Wir können die Angriffe parieren oder blocken. Neben den Angriffen ist es unserem Charakter auch möglich nach vorne oder hinten zu rollen um Angriffen auszuweichen. Kurz und knapp - das ist die Steuerung von “Yomi”.

Während einer gewissen Spieldauer bringt uns das Kampfsystem dazu, im Verlauf zu erkennen, dass wir doch keinerlei haptisches Feedback während den Schlägen erhalten. Wenn wir z.B. gegen Untote-Samurai kämpfen müssen (was im Verlauf desöfteren auftreten wird) oder auf Geister von Yomi treffen, verlieren sich die durchgeführten Hiebe fast wie ein Angriff ins Leere. Das führt noch dazu das man seine Kombos nicht richtig durchführen kann und wenn dazu die Belichtung zu grell ist und wir unseren Charakter kaum erkennen oder sehen können, wird das parieren von Schlägen noch schwieriger. Der Ball rollt weiter, denn diese Reaktion führt dazu, dass wir oft unsere Leben verlieren und unsere Reise wieder vom letzten Speicherpunkt an beginnen müssen. Ziemlich nervig auf Dauer.

Wir möchten auch noch kurz auf das Skill-System zurück kommen. In “Trek to Yomi” erlangt man durch gewisse Taten, seien es neue Kombos, oder das einsammeln von neuen Gegenständen oder das Betreten von neuen Gebieten, neue Fähigkeiten. Das Videospiel schaltet für uns dann neue Kombos frei - also neue Tastenkombinationen für eure Angriffe mit der Katana und Co. .

Die Kombos werden gar nicht erst erklärt und dem Spieler wird einfach eine Tastenkombination auf den TV geschmissen. Dadurch werden selbst die Kombos schon fast belanglos. Man hat nie das Gefühl des auflevelns, denn es gibt keinen Stufenaufstieg. Als Spieler fühlt es sich dann doch manchmal so an, als habe man keine Erfolge. Das ganze Konzept aus dem Hause “Flying Wild Hog” wurde nicht gut durchdacht . Man könnte schon fast andeuten, es wäre nur so dahingeklatscht worden - „Hauptsache etwas produzieren“ denn so etwas erleben wir mittlerweile desöfteren. Wir sind enttäuscht, denn es fing alles so schön an.


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©flyingwildhog

Japan Flair - Soundtrack und Co.

Neben den negativen Punkten gibt es natürlich auch gute Sachen in “Trek to Yomi”.

Die kulturelle Thematik verleiht uns den japanischen Flair den wir auch genau so gewollt haben. Das wird durch den starken Soundtrack von Cody Matthew Johnson und Yoko Honda noch mehr betont. Man fühlt sich direkt zurück ins alte Japan versetzt.

Das ganze Videospiel enthält eine japanische Vertonung mit deutschem Untertitel. Hierzu können wir nichts negatives sagen. Die Vertonung wurde sehr gut ins Videospiel gebracht.

So und was folgt noch positives? Leider gibt es nichts mehr aufzuzählen. Wir finden das zutiefst schade denn “Trek to Yomi” hat sehr viel Potential nach Yomi verschossen.


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©flyingwildhog

Fazit - nur für ausgesprochen große Japan-Fans

Nichtsdestotrotz werden Japan-Liebhaber bei den ca. 6 Stunden Spielzeit dessen ungeachtet auf ihre Kosten kommen. Allein schon durch den Flair den “Trek to Yomi” bietet.

Dennoch muss man hier eine wichtige Frage stellen: “Wäre es dann nicht ratsamer ein Videospiel zu spielen, welches eine dichtere Japan-Atmosphäre aufzeigt und ein hervorragendes Kampfsystem hat?” Somit wäre man mit „Ghost of Tsushima“ (2020) (Wenn ihr das Videospiel noch nicht kennt, schaut hier in die Kritik von unserem Redakteur Jannik vorbei) aus dem Hause “Sucker Punch Productions” am richtigen Ort.

Wir können es uns nicht nehmen und müssen das Videospiel mit dem “Geist” erwähnen.

Was unsere Reise nach Yomi falsch macht, das macht der Sakai in “Ghost of Tsushima” richtig . Er zeigt uns nämlich wie ein richtiges japanisches Samuraispiel aussehen sollte.

In dem Sinne möchte wir euch hierzu noch eine passende japanische Weisheit auf den Weg geben[1]:

Wenn man ohne Kraft beginnt, werden sieben von zehn Handlungen nicht zu Ende gebracht.Yamamoto Tsunetomo

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©flyingwildhog

Was haltet Ihr von dem neuen Samurai Videospiel? Teilt eure Gedanken zu „Trek to Yomi“ mit uns in der Kommentarsektion! Wir würden uns freuen. Und unsere tapferen Samurai auch.


Trailer

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©flyingwildhog

Ori and the Blind Forest (2015)

  • 10/10
    derofa Durchschnittswertung - 10/10
10/10

Herausragend

Ori and the Blind Forest ist ein Metroidvania-Spiel und erschien 2015 das erste mal für die Xbox One.

Das Videospiel erhielt überwiegend positive Kritiken sodass es vier Jahre später zur Veröffentlichung einer Definitive Edition gekommen ist.

Der kleine Ori, Schutzgeist des Waldes wird im Spiel euer bester Freund.

Warum wir uns von derofa so in den kleinen Waldgeist verliebt haben, erfahrt ihr in unserer Kritik.

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Genre: Metroidvania

Originaltitel: Ori and the Blind Forest

Produktionsland: USA

Entwicklerstudio/Publisher: Moon Studios / Microsoft Studios

Musik: Gareth Coker

Spielmodus: Einzelspieler

DLC: bisher keiner bekannt (stattdessen eine Definitive Edition)

Spielzeit:

Hauptspiel: ca. 10 - 15 Stunden (Story), ca. 20-25  Stunden (100%)

Plattformen: Xbox One, PC, Nintendo Switch

Altersfreigabe: USK 12

Ähnliche Titel: Unravel (2016), Hollow Knight (2017), Cuphead (2017)

Wertung:  

Testplattform: Nintendo Switch

Autor: Melissa

Verfasst am: 21.04.2022

Lesezeit: ca. 5 Minuten (Direkt zum Fazit)

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©Moon Studios

Die Reise beginnt

Kein Spiel wurde so mit positiven Kritiken überschüttet wie “Ori and the Blind” forest.

Das österreichische Entwicklerstudio Moon Studios, kreierte ein abwechslungsreiches Spielerelebnis des Metroidvania-Genres. Das Videospiel erschien das erste Mal 2015 und wurde für den PC, sowie für die Xbox One konzipiert und veröffentlicht.

Schon nach kurzer Zeit schaffte es Ori 2016 erneut durch die sog. “Definitive Edition” auf die Xbox One, PC und sogar auf die Nintendo Switch Konsole. Was es mit der Definitive Edition auf sich hat, erklären wir euch jetzt.

Unterschiede zwischen dem ursprünglichen Werk

FAR: Lone Sails (2018)

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©Okomotive |  ©Mixtvision
  • 7.5/10
    derofa Durchschnittswertung - 7.5/10
7.5/10

Spielenswert

“FAR: Lone Sails” ist ein sogenanntes Vehicle-Adventure des schweizerischen Entwicklerstudios “Okomotive”.

Es wurde im Mai 2018 für PC veröffentlicht. Etwa ein Jahr später schaffte es das Indie-Spiel zudem auf PlayStation 4, Xbox One und Nintendo Switch.

In „FAR: Lone Sails“ steuert ihr als winzige Spielfigur eine Art Hybrid-Fahrzeug aus Schiff und Lokomotive, über Schalter im Inneren, durch ein postapokalyptisches Szenario, in der 2D-Side-Scroller-Perspektive.

Unter dem Titel “FAR: Changing Tides” wurde bereits ein Nachfolger angekündigt, der im Laufe 2021 erscheinen soll.[1]

Was das ungewöhnliche Puzzle- und Rätselspielchen ausmacht, verraten wir euch in unserem Test.

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Genre: Adventure, Puzzle, Rätsel, Side-Scroller

Originaltitel: FAR: Lone Sails

Produktionsland: Schweiz

Entwicklerstudio | Publisher: Okomotive | Mixtvision

Musik: Joel Schoch

Spielmodus: Einzelspieler

Spielzeit: ca. 3-4 Stunden

Sprache: Volle deutsche Lokalisierung

Plattformen: PlayStation 4, Xbox One, Nintendo Switch, PC (Stand: 15.07.2021)

Altersfreigabe: USK 6

Universum: FAR

Nachfolger: FAR: Changing Tides (für 2021 angekündigt)

Quellen
https://en.wikipedia.org/wiki/FAR:_Lone_Sails | https://videospiele.fandom.com/wiki/FAR:_Lone_Sails | https://howlongtobeat.com/game?id=56531

Wertung:  

Testplattform: Nintendo Switch

Autor: Jannik

Verfasst am: 17.07.2021

Lesezeit: ca. 8 Minuten (Direkt zum Fazit)

“Weit: Einsame Segel”

Das Vehicle-Adventure

“FAR: Lone Sails” ist ein sogenanntes Fahrzeug-Adventure und wurde vom schweizerischen Studio “Okomotive” entwickelt.

Wir haben während unserer Gamer-Laufbahn ja schon allerlei Videospiele gezockt und ausprobiert, doch ein Vehicle-Adventure kam uns bisher noch nicht auf den Bildschirm. Euch auch nicht?

Dann setzt die Segel, schmeißt die Verbrennungsmotoren an und stellt den Treibstoffvorrat sicher. Wir laden euch auf unser Schiff ein, um dem Genre gemeinsam aufs Reifenprofil zu fühlen.

Es kann doch schließlich sicher nicht schaden, auch mal die Spur zu wechseln und auf andere Fahrbahnen vorzudringen, um ein weniger populäres Genre auszuprobieren. Oder doch?


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©Okomotive |  ©Mixtvision

Schwitzerrisches Studentenprojekt

Das außergewöhnliche Spielchen “FAR: Lone Sails” hat als Studentenprojekt des leitenden Entwicklers Don Schmocker bereits im Jahr 2015 seinen Ursprung.[1]

Als Schmockers Kommilitone an der “Zürcher Hochschule der Künste” - Goran Saric - mit zum Projekt stieß, gründeten sie im Jahr 2017 ihr Studio “Okomotive”.[2]

Die Inspiration für “FAR: Lone Sails” soll unter anderem durch “Das Superbuch der technischen Wunderwerke” aus dem Jahr 1992 von Richard Platt und Stephen Biesty gekommen sein. Doch auch Videospiele, wie das atmosphärische “Journey” (2012) oder verspielte “LittleBigPlanet (2008), leisteten Zündstoff für “Okomotive”’s kreativen Motor.[3]


“Das Superbuch der technischen Wunderwerke” diente unter anderem als Inspiration für “FAR: Lone Sails”

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©Amazon | Quelle: https://www.amazon.de/Stephen-Biestys-Incredible-Cross-Sections-cross-sections/dp/0863188079

Intention | Setting | Handlung

Doch was ist nun eigentlich das besondere an “FAR: Lone Sails”?

Die Schöpfer rund um Schmocker wollten ein Spiel entwickeln, welches euer Fahrzeug so essentiell macht, dass ihr im Verlaufe des Spiels eine Bindung zu ihm aufbaut.[4] Ob das wirklich funktioniert, haben wir uns im späteren Abschnitt “Ein treues Gefährt oder ein treuer Gefährte” genauer angeschaut.

Jedenfalls findet ihr euch als winzige Spielfigur in rotem Öl-Zeug, in einem scheinbar postapokalyptischen Szenario wieder. Die Umgebung erinnert dabei oft an ein ausgetrocknetes Meer, eine karge Steppe oder salzige Wüste. Auch ein klein wenig andere Landschaften werden im Spielverlauf auf euch zukommen.

Ohne jedwede Erklärung stürzt ihr euch munter drauf los und findet sogleich einen ulkigen fahrbaren Untersatz, unweit eures Startpunkts. Anschließend müsst ihr euch als frischgebackener Kapitän und stolzer Entdecker unter dem Motto “probieren geht über studieren” selbst mit eurem Vehikel auseinandersetzen, um in die Weiten aufbrechen zu können.


Oben die Außen- und unten die Innenansicht eures treuen Gefährts in “FAR: Lone Sails”

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©Okomotive |  ©Mixtvision | Quelle: https://www.artstation.com/artwork/k5gJx

Gameplay

Der Weg ist das Ziel

Habt ihr euch als Grünschnabel erstmal ein wenig mit eurem Schiff vertraut gemacht, macht ihr euch in der 2D-Side-Scroller-Perspektive auf die Reise durch verschiedene Gefilde. Auch wenn scheinbar ein nicht näher erwähntes Ereignis über die Welt hereingebrochen ist, gibt es dennoch allerhand sehenswertes auf eurem Weg.

Ob trockene Dünen, einen Sonnenuntergang im Abendrot, vom Wind gepeitschter Hagel oder von Schneestürmen durchzogenes Land. Euer Schiff bahnt sich den Weg durch einige Wetterphänomene und Umgebungen.


Zeit in Salz zu stechen

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©Okomotive |  ©Mixtvision | Quelle: https://steamcommunity.com/sharedfiles/filedetails/?id=1568162976

Ihr tragt dabei fast ohne Unterbrechung die Verantwortung für euer Fahrzeug. Konkret heißt das: Nachdem ihr die Mechaniken und Knöpfchen im Inneren alle mal gedrückt habt, wisst ihr um deren Funktionen und eure Aufgaben. Das Segel will gespannt, der Ofen mit Treibgut befeuert und der Kessel vom Dampf befreit werden. Wenn es zu Komplikationen kommt, heißt es auch die Rolle des Feuerwehrmann sowie Maschinisten zu übernehmen und Brände zu löschen sowie Reparaturen durchzuführen oder kreativ zu werden und die Winde im Schlamm einzusetzen.

Mithilfe der Schultertasten zoomt ihr entweder auf eure Spielfigur oder lasst die Kamera in die Panoramaansicht zurückfahren. Je nach Ausrichtung der Kamera ist die Hülle eures Fahrzeuges entweder durchsichtig - sodass ihr euch und das Innere sehen könnt - oder aber sichtbar. Dieses Prinzip ist an die erwähnte Buchinspiration angelehnt.

Im Verlaufe der Reise macht ihr Halt an - nennen wir es Häfen oder Docks - häufiger weil ihr an Hindernissen nicht weiter kommt ohne dort Puzzle zu lösen, seltener leider weil ihr auf Upgrades für euer Schiff stoßt, die sich deshalb wie kleine Meilensteine anfühlen.

Doch habt ihr in “FAR: Lone Sails” überhaupt ein Ziel? Nun ja, für einen echten Kapitän ist nichts weniger als der Weg das Ziel. Oder?


Eine Ansammlung an Spielszenen aus “FAR: Lone Sails”

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©Okomotive |  ©Mixtvision | Quelle: https://www.pinterest.de/pin/358036239128569493/

Plackerei oder Kreuzfahrt?

Bei allerlei Aufgaben als Kapitän, Navigator, Puzzler, Brandbekämpfer und Maschinist, stellt sich natürlich die Frage, inwieweit “FAR: Lone Sails” entspannter Sightseeing-Trip oder doch eher unliebsame Plackerei ist.

Arbeit

Um gleich zur Sache zu kommen: “FAR: Lone Sails” kann sich trotz der schönen Stimmung auch mal wie Arbeit anfühlen. Erinnert hat uns das ein wenig an das Echtzeitstrategiespiel “Jurassic World: Evolution”. Ebenso wie in der Rolle des Parkmanagers ist als Schiffskapitän ständig irgendetwas los und möchte justiert, arrangiert, eingesammelt, überlegt oder eingerastet werden.

Was uns daran am meisten störte war wohl der vielbetätigte Gasknopf. Eine Möglichkeit zum dauerhaften Einrasten gibt es nicht. Steht kein Wind, steht also auch mal eure Maschine, weil der Knopf sich immer wieder herausdreht. Verbessert wird das Bauteil während eurer Reise auch nicht. Dadurch kann es schon mal vorkommen, dass die Atmosphäre der Spielwelt und Umgebung unter euren Aufgaben, wie eben dem Gas geben, leidet und nicht richtig aufgesaugt werden kann. Das steht im Weg.

Wie Jawas

Ebenfalls das Ofen befeuern, also auftanken, kann schon mal nerven, da sich das aufheben zu Beginn des Spiels als relativ langwierig gestaltet. Da kann man sich beim Schrott respektive Brennstoff einsammeln in der Wüste, schon mal wie die kleinen, übergriffigen Javas aus dem “Star Wars Universum” fühlen.

Wenn ihr euch dann aber im weiteren Verlauf wie ein Honigkuchenpferd über einen Sauger am Hinterteil eures Schiffes freut, weil dieser nunmehr selbstständig allerlei Treibgut aufsammelt und das zudem noch praktischerweise direkt am Brennofen, versteht ihr die Absicht der Entwickler dahinter. Leider sind diese Momente aber nicht zahlreich genug, was wir später im Abschnitt “Ein treues Gefährt oder ein treuer Gefährte” noch näher ausführen werden.

Ressourcenmanagement

Wer Angst vor großem Ressourcenmanagement hat, den können wir beruhigen. “FAR: Lone Sails” geht überaus großzügig mit Treibstoff um. So ziemlich alles was sich in der Welt finden lässt, kann auch als Treibstoff verwendet werden. Wäre ja auch blöd mitten auf dem Weg manuell an der Schiffswinde ziehen zu müssen, um weiter an Strecke zu machen - auch wenn es ja bekanntlich im Fahrer-Jargon so schön heißt: “Wer liebt der schiebt!”.

Doch Vorsicht vor roten Fässern mit Flammen-Warnsymbol! Euer Motor wird es euch danken.


“FAR: Lone Sails” kann sich durchaus auch mal wie Arbeit anfühlen

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©Okomotive |  ©Mixtvision| Quelle: https://goombastomp.com/far-lone-sails-review/

Fernreise - Nah am Bildschirm

Egal ob im Handheld-Modus der Nintendo Switch oder auf dem großen Bildschirm. Wer in den Weiten von “FAR: Lone Sails” versinken will, sollte sich darauf einstellen, sehr nah an den Bildschirm zu gehen - und das auch ohne Sehschwäche.

Trotz oder gerade wegen der erwähnten Zoom-Funktion und eurer Rolle als Mini-Spielfigur, müssen die Augen oft deutlich angestrengt werden.

Nicht selten muss über die Schultertasten nachjustiert werden, was in uns die Frage aufkommen lies, ob da eine automatische Kamera, die intelligent je nach Spielgeschehen umschaltet, nicht wenigstens in den Häfen bzw. Puzzle-Sequenzen sinnvoll gewesen wäre.

Nichtsdestotrotz hat das ganze auch einen Vorteil. Da ihr als Knirps in der Welt fast schon untergeht, wirkt diese noch weiter als ohnehin schon. Insbesondere durch das Großenverhältnis zu eurem Schiff, fühlt ihr euch da stets wie ein kleiner Wicht im Wind.


Findet ihr Lone Henriksson? So heißt übrigens die spielbare Figur in “FAR: Lone Sails”.[5] Ein Tipp: Sie befindet sich etwa in der Mitte des Bildes.

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©Okomotive |  ©Mixtvision | Quelle: https://store.steampowered.com/app/609320/FAR_Lone_Sails/?l=german

Ein treues Gefährt oder ein treuer Gefährte

Mit “FAR: Lone Sails” haben sich die Entwickler rund um Schöpfer Schmocker, wie bereits im Abschnitt “Intention | Setting | Handlung” erwähnt, zum Ziel gesetzt, euer Vehikel so bedeutend wie nur möglich für euch zu machen. Doch schafft es das Spiel wirklich, dass ihr eine Bindung zu eurem Schiff aufbaut?

Zugegeben: Wenn ihr euren fahrbaren Untersatz immer besser kennenlernt, steigt mit dem Kilometerstand auch die emotionale Verbindung. Schließlich steht nichts außer das treue Gefährt zwischen euch und der rauen Einöde.

Die Grundidee euch ohne Erklärung einfach in die Welt zu werfen erweist sich somit nicht nur als effizient in Bezug auf die Entwicklungs- sondern auch Beziehungsarbeit. Denn neben den grundlegenden Funktionen wollen auch kleine Details, wie zum Beispiel die kleine rote Fahne die im Wind weht, erst einmal interpretiert und verstanden werden. Schiff und Kapitän bandeln aneinander an und ein Anschluss entsteht.

Doch baut man wirklich eine richtige Beziehung auf? In unserem Fall eher nicht! Und dafür gibt es auch gute Gründe. Es gibt im Verlaufe eurer Reise einfach viel zu wenige Upgrades für euer Schiff. Eine Entwicklung findet somit nur marginal statt. Individualisierungsmöglichkeiten gibt es letztendlich sogar gar keine. Vielleicht ist aber auch die kurze Spielzeit von nur drei bis vier Stunden der Grund, wieso wir das Fahrzeug nicht so lieb gewinnen konnten wie erhofft.

So bleibt in dieser Spur viel Potential auf der Strecke liegen, was dafür sorgt, dass unser Vehikel für uns am Ende nur ein treues Gefährt aber kein treuer Gefährte wird.


Auch wenn wir unser KFZ lieb gewinnen springt der Funke nicht vollends über

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©Okomotive |  ©Mixtvision | Quelle: https://goombastomp.com/far-lone-sails-review/

Plakette für Konzept - Abzüge bei km-Anzahl

Neben bereits einigen, kleineren Versäumnissen auf der Wegstrecke der Bewertungsskala von eins bis zehn, muss man dem Spiel eines wirklich lassen: Die große Stärke von “FAR: Lone Sails” liegt in dem edelmütigen, kreativen - wenn auch nicht perfekt umgesetzten Konzept. Das ist uns durchaus eine bescheidene derofa.de-KFZ-Plakette auf “FAR: Lone Sails” Nummernschild wert.

Abzüge muss es jedoch leider - vergleichbar mit unserem erst kürzlich gemachten Indie-Ausflug “Gris” (2018) - für den Umfang aber vor allem das verschwendete Potential geben.

“Okomotive” hätte in “FAR: Lone Sails” die Möglichkeit gehabt mit einer etwas längeren Spielzeit und dem gewissen Feinschliff im Ablauf der Puzzle, die letzten Punkte auf der Geraden zur Ziellinie noch rauszuholen.

War es im sowohl spielerisch als auch atmosphärisch perfekten “Gris” eher der reine Umfang  - also schlicht mehr Spielzeit - so sind es in “FAR: Lone Sails” eher die verpassten Möglichkeiten.

Doch wir sind uns fast sicher, dass die erfinderischen Köpfe hinter “Okomotive”, im angekündigten Nachfolger “FAR: Changing Tides”, genau an diesen Stellschrauben des Motors drehen werden!


Der Nachfolger “FAR: Changing Tides” wurde bereits für 2021 angekündigt und bietet Chancen für den Feinschliff der Lackierung

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©Okomotive |  ©Mixtvision | Quelle: https://store.steampowered.com/news/app/609320/view/3037095234441555332

Fazit - Fahrlässig außergewöhnliches Indie-Spiel

Das fahrzeugbasierte Adventure “FAR: Lone Sails” siedelt sich in einem ungewöhnlichen Genre an und bietet deshalb auch - aber nicht nur - eine ebenso außergewöhnliche Spielerfahrung.

Als schweizerisches Studentenprojekt entwickelt, zeigen die Schöpfer von “Okomotive” mit ihrem Erstlingswerk sehr viele gute Ansätze. Damit kreieren sie einen spielenswerten bis ausgezeichneten Kurztrip, welcher für einige denkwürdige Erlebnisse bei euch sorgen könnte.

In “FAR: Lone Sails” erwartet euch als geneigter Abenteurer eine meist angenehme Reise unter dem Motto “Der Weg ist das Ziel”, welche auch vom ausprobieren lebt. Wegen der teilweise zumindest fragwürdigen Entscheidungen im Bereich Antrieb und Kamera, artet das Puzzle-Spielchen jedoch öfter auch in Arbeit aus und steht so seinem Potential, welches es zur Entschleunigung hätte, entgegen.

Außerdem hätte “FAR: Lone Sails” insgesamt auch ein wenig mehr Platz für knackigere Rätsel oder Jump ’n’ Run Einlagen der Spielfigur gehabt. Stattdessen erwarten euch oft leichte Schalterrätsel die zwischendurch, abseits des Schiffs, gelöst werden müssen.

Bei allem Minimalismus - auch im Bezug auf die Geschichte - hätte außerdem ein wenig mehr Input vorgebeugt, zu viel Eigeninterpretation in das dystopische Szenario legen zu müssen. Sei es nur in Form einer klitzekleinen Vorgeschichte, welche die Reise nachvollziehbarer und sinniger macht.

Das postapokalyptische Setting jedenfalls machte wohl sicher die Entwicklung von “FAR: Lone Sails” leichter, doch Läge gerade in vielfältigeren Landschaften mit üppigen Vegetationen, die wahre Stärke in dem Spiel und Konzept. Schließlich könnte man so neben der Schufterei, um sein Gefährt am laufen zu halten, auch mal inne halten und so die Umgebungen und damit auch seine Fahrt mehr genießen.

Vielleicht ist das der Aufhänger für den nächsten Teil?! Der Nachfolger “Changing Tides” (dt. Gezeitenwechsel) lässt zumindest darauf hoffen, diesmal auch in See stechen zu können. Erste Bilder gibt es bereits.

Letztendlich hat das Studio “Okomotive” mit der Fortsetzung nun also die Möglichkeit, kleinere Stolpersteine von der Straße zu räumen, um aus einer sehr guten, eine herausragende Spielerfahrung zu machen.


Im Nachfolger “FAR: Changing Tides” verschlägt es euch ins kühle Nass. Der Release ist für 2021 angekündigt. Den Trailer findet ihr unten.

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©Okomotive |  ©Mixtvision | Quelle: https://store.steampowered.com/app/1570010/FAR_Changing_Tides/

Trailer

“FAR: Lone Sails”

Der offizielle Launch-Trailer zu “FAR: Lone Sails”

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©Okomotive |  ©Mixtvision

“FAR: Changing Tides”

Der offizielle Announcement-Trailer zu “FAR: Changing Tides”

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©Okomotive |  ©Mixtvision | ©PlayStation

Gris (2018)

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©Nomada Studios | ©Devolver
  • 9/10
    derofa Durchschnittswertung - 9/10
9/10

Herausragend

Mit “Gris” veröffentlichte das spanische Entwicklerstudio “Nomada Studios” aus dem sonnigen Barcelona im Jahr 2018 einen farbechten Indie-Hit unter Publisher “Devolver Digital”.

Als das junge Mädchen Gris, werdet ihr in eine ergraute Welt entsandt. Dieser verblassten Welt spielerisch wieder Farbe und damit Leben einzuhauchen, wird zu eurer Aufgabe.

Was den geneigten Videospielkultur-Liebhaber im Jump ’n’ Run erwartet und warum sich der Platformer wunderbar eignet, um sich der Frage nach der künstlerischen Wertigkeit von Videospielen anzunehmen, verraten wir in unserem Test.

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Genre: Action-Adventure, Jump ’n’ Run, Puzzle, Side-Scroller

Originaltitel: Gris

Produktionsland: Spanien

Entwicklerstudio | Publisher: Nomada Studios | Devolver Digital

Musik: Berlinist

Spielmodus: Einzelspieler

Spielzeit: ca. 3-4 Stunden (Hauptstory), ca. 5-6 Stunden (100%)

Sprache: Volle deutsche Lokalisierung

Plattformen: PlayStation 4, Nintendo Switch, PC (Stand: 15.07.2021)

Altersfreigabe: USK 6

Quellen
https://de.wikipedia.org/wiki/Gris_(Computerspiel) | https://en.wikipedia.org/wiki/Gris | https://howlongtobeat.com/game?id=62257

Wertung:  

Testplattform: Nintendo Switch

Autor: Jannik

Verfasst am: 11.07.2021

Lesezeit: ca. 7 Minuten (Direkt zum Fazit)

Videospiele als Kunstform

Vom hässlichen Entlein zum Schwan

Während Videospiele früher oft ein Nischendasein fristeten und viele Vorurteile über sich ergehen lassen mussten, stehen sie im Jahre 2021 schon in einem ganz anderen Licht. Das im Vergleich zu Filmen noch relativ junge Unterhaltungsmedium hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten einem stetigen Wandel unterzogen und wahrscheinlich so stark weiterentwickelt wie kein vergleichbares.

Heute sind Videospiele als Unterhaltungsmedium in der Gesellschaft schon viel breiter akzeptiert. Der Verband der deutschen Games-Branche “Game” hat dazu interessante Statistiken parat. Mittlerweile spielt etwa jeder zweite in Deutschland Videospiele, wie aus dem Jahresreport von 2019 hervor geht.[1]

Sind Videospiele Kunst?

Doch in den letzten Ecken konservativer Pflaster gibt es bestimmt noch jemanden, der sich eher skeptisch zeigt. Killerspiel- und Spielsucht-Debatten oder auch gefestigte Vorurteile lassen sich schließlich nicht so leicht aufbrechen. Das Videospiele inzwischen weltweit mehr Geld einbringen als die Film- und Musikbranche zusammen, steht jedenfalls mittlerweile Felsenfest.[2] Aber sind Videospiele eigentlich auch Kunst?

Wir hatten uns die Antwort bei unserer Recherche zu diesem bescheidenen Test von “Gris” ehrlich gesagt schwieriger vorgestellt. Bemüht man etwa die Definition von Kunst aus der guten alten Wikipedia, erhält man folgendes:

“Kunst ist ein menschliches Kulturprodukt, das Ergebnis eines kreativen Prozesses. Das Kunstwerk steht meist am Ende dieses Prozesses (…)”.[3]

Hmm, Videospiele sind also im Grunde die Definition von Kunst schlechthin. Was dieser kleine Exkurs ins Seriöse mit “Gris” zu tun hat, schauen wir uns im folgenden genauer an.

Zwei große “A”

Der Zusammenhang ist dieser: “Gris” scheint sich nichts weniger als zwei große “A” auf die Fahne geschrieben zu haben. Das eine steht für “Art” - also die Kunst - das andere für “Atmosphäre” - also die Stimmung.

Die spanischen Entwickler von “Nomada Studios”, die übrigens zufälligerweise wie die Schöpfer des tieftraurigen “Arise - A Simple Story” (2019), aus dem sonnigen Barcelona stammen, veröffentlichten mit ihrem Erstlingswerk “Gris”, unter diesem Konzept im Jahr 2018, wohl einen der einprägsamsten Indie-Titel der letzten Jahre.


Als Gris erwacht ihr zu Beginn in der Hand einer ebenso riesigen wie bröckelnden Statue

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©Nomada Studios | ©Devolver | Quelle: https://www.polygon.com/reviews/2018/11/8/18069254/gris-review-switch-pc-devolver-digital

Handlung - Von grau zu farbig

Ihr werdet als das junge Mädchen “Gris” (Gris = franz. für grau) in eine melierte Welt ohne Farben entsandt. In dieser verblassten, eigenen Welt ist Gris verloren. Laut den Entwicklern von “Nomada Studios” deshalb, weil sie schmerzhafte Erfahrungen in ihrem Leben durchmacht.[4]

Mit eurer Spielfigur erwacht ihr zu Beginn in der Handfläche einer Statue. Vermutlich ein Ebenbild von euch selbst. Ihr habt zudem scheinbar eure Stimme verloren und könnt nicht mehr singen. Als ihr schließlich zurück auf dem Boden angekommen seid, erspäht ihr eine Architektur die von Lichtpunkten geprägt scheint.

Es warten vier zusammenhängende Orte auf Gris. Eure Aufgabe ist es vielerlei Hürden zu meistern, Lichtpunkte zu sammeln und die Farben der Welt wiederherzustellen. Eine Besonderheit liegt in eurem Kleid versteckt. Im Verlaufe des Spiels verleiht es euch mithilfe der Lichtpunkte neue Fähigkeiten. So weist das Spiel, durch die zugrundeliegenden Fähigkeiten, auf eine ganz eigene Art den Weg.


Wenn Gris genug Lichtpunkte gesammelt hat, ergeben diese eine Kette. Innerhalb der abstrakten Welt und Geschichte, dient diese Verbindung als Steg

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©Nomada Studios | ©Devolver | Quelle: https://www.altchar.com/reviews/review-gris-blurs-lines-between-games-and-art-alG3L3o8D945

Spielprinzip

Ein großes Gemälde

Ein weißes Blatt, einige Bleistift-Linien und eine bunte Farbpalette scheinen die Ausgangsposition für das Jump ’n’ Run “Gris” zu sein.

Es ist ein Spiel worauf man sich erstmal einlassen muss. Zu Beginn zeigt es sich namensgebend grau und trist. Ihr watet durch diese Welt und vermisst das, was ein schönes Spiel ausmacht - kräftige Farben und umschmeichelnde Details.

Doch genau darin liegt die Stärke von “Gris”. Ihr selbst habt die Aufgabe die strahlende und warme Umgebung wieder herzustellen, um damit Gris Seele zu flicken. Ihr seid Spieler und Botschafter zugleich und bringt den scheinbar vorgefertigten Bleistift-Linien den herzlichen Anstrich zurück.

Auch die musikalische Untermalung von Berlinist fügt sich da hervorragend in das Gesamtkonzept ein und hat einen wesentlichen Anteil am Gefühl das “Gris” transportiert.

“Gris” kommt dabei ganz ohne HUD (Head-Up-Display) aus. Das bedeutet ihr findet keine Anzeigen auf dem Bildschirm, wie etwa eine Lebensenergieleiste. So zieht es euch direkt in seinen Bann und erschafft nach kurzer Eingewöhnungszeit eine Sogwirkung.


Gris dringt in die Tiefen ihrer eigenen Persönlichkeit vor

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©Nomada Studios | ©Devolver | Quelle: https://vilihemmingsvn.tumblr.com/post/637596321260404737/gris-nomada-studio

Einfaches Gameplay

Spielerisch braucht es da, obwohl sich “Gris” im Jump ’n’ Run-Genre ansiedelt, gar keine so großen Sprünge. Die Mechaniken sind einfach gehalten und nicht neu. Ihr schreitet in der klassischen 2D-Side-Scroller-Perspektive durch die Welt und habt vorerst nur die Möglichkeit zu springen. Später gesellen sich der Doppelsprung, eine Art Hechtsprung sowie eine Stampfattacke hinzu, bei der Gris die Form ihres Kleides zu einem Block verändert.

Mit diesem, aufs nötigste herunter gebrochenen Grundstock an Fähigkeiten, müsst ihr physikbasierte Puzzle lösen, die nie zu schwer aber auch nie zu einfach sind.

Interessant ist etwa auch, wie langsam die Spielfigur läuft. Sucht man zu Beginn verzweifelt eine Sprinttaste, merkt man schnell, warum das fehlen einer solchen Funktion klare Absicht der Entwickler ist. Ihr sollt die Welt einsaugen und die Atmosphäre spüren, um das Gefühl hinter “Gris” zu verstehen.


Die Entwickler von “Nomada Studios” haben die Gameplay-Mechaniken in “Gris” auf das nötigste herunter gebrochen

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©Nomada Studios | ©Devolver | Quelle: https://www.neogaf.com/threads/top-10-lists-are-fun-here-is-the-ten-best-new-ips-from-the-current-generation.1542189/

Die malerische Stimmung steht schließlich im Vordergrund. Ihr müsst genau die Umgebung beobachten um euren Weg zu finden. Das hat etwas eigenes im Genre, denn oft weiß man nicht so recht wo man überhaupt hin muss oder welche Areale betretbar sind und welche nicht. Eine gewisse Abstraktheit im Leveldesign verstärkt diesen Effekt noch.

“Gris” wirkt dabei oft wie eine längere Reise, bei der ihr auch mal ein Stück weit Strecke zurücklegen müsst, ohne wirklich etwas zu tun. Immer wieder gibt es Areale mit nur einfachen oder wenigen Sprungpassagen. Vermutlich um euch das Gefühl einer wirklichen Reise zu vermitteln. Und es funktioniert.

Viel mehr ist “Gris” letztendlich dann auch gar nicht. Und das ist nicht negativ gemeint. Im Grunde sind es simple aber künstlerisch wertvolle Versatzstücke, die zusammengesetzt ein großes spielbares Gemälde ergeben.


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©Nomada Studios | ©Devolver | Quelle: https://twitter.com/agentbizzle/status/1069051805651230720

Kritikpunkt - Noch mehr Farbe

Gris ist außergewöhnlich stimmungsvoll und wir fanden auch nach reichlicher Überlegung keine wirklichen Kritikpunkte.

Wenn man dem Jump ’n’ Run unbedingt etwas vorwerfen möchte, was wir eigentlich gar nicht möchten, dann dass es trotz einem wunderschönen und sinnvollen Ende, besonders spielerisch nicht vollends abgerundet wirkt. Viel mehr macht es den Anschein, als wäre noch viel mehr drin gewesen. Mit einer Spielzeit von nur ca. 3-4 Stunden und den wenigen Grundmechaniken, fehlt es einfach ein wenig am Umfang, gerade weil die wunderbare Welt und das Spielprinzip so einnehmend sind.

Das Potential für wenigstens ein paar weitere Farben, die es zu entdecken gilt oder Fähigkeiten, wie z.B. Wandsprünge, wäre mehr als vorhanden gewesen. Weitere Spielmechaniken aus dem Fundus der Plattform-Games hätten implementiert werden können. Zugegeben, dies hängt natürlich auch mit dem Budget und anderen ähnlichen Faktoren zusammen. Trotzdem muss sich ein Werk auch immer daran messen lassen, was es hätte leisten können. Denn als ihr euch gerade warm gespielt und in die Welt verliebt habt, da ist das Abenteuer auch schon wieder beendet.

Doch will man “Gris” das wirklich vorwerfen? Es gab schließlich nichts, was wir auf diesem außergewöhnlichen Ausflug vermisst haben.


Gerne mehr davon - “Gris” trägt viel Potential für weitere besondere Momente in sich

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©Nomada Studios | ©Devolver | Quelle: https://giphy.com/explore/platformers-in-development

Fazit - Entschleunigendes Videospiel-Kleinod

Der Indie-Platformer “Gris” ist ein außergewöhnliches Videospiel. Sein zentrales Element ist die Wirkung, Präsenz und Ausstrahlung. Dabei nutzt es nur die wesentlichsten Grundmechaniken des Genres und hätte viel Potential für mehr bezaubernde Spielstunden gehabt. “Nomada Studios” versprechen auf ihrer Homepage “eine ruhige und eindrucksvolle Erzählerfahrung”. Und dies trifft es auf den Punkt!

Während ihr in der Welt von “Gris” Strecke zurück legt, zeigt sich das Spiel als großes Gemälde was erkundet und damit zum Leben erweckt werden will. Während man in anderen Jump ’n’ Run’s häufig das Gefühl hat sich nicht verirren zu dürfen, kann man sich in “Gris” einfach treiben lassen, ohne nur einen einzigen Bildschirmtod zu sterben. Und trotzdem wirkt die Welt nicht linear, sondern weit offen. Manchmal fehlt einem ein wenig die Orientierung. Aber man kommt trotzdem immer ans Ziel.

All dies sorgt dafür, dass “Gris” ungemein entschleunigend wirkt, was durch die hervorragend ausgewählte Musik von Berlinist, die Eingangs subtil und später warm und intensiv das Spielgeschehen untermalt, noch verstärkt wird.


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©Nomada Studios | ©Devolver | Quelle: https://br.pinterest.com/pin/815081232540511252/

Nun - und was hat das alles jetzt mit Kunst zu tun? “Gris” reiht sich in die vielen außergewöhnlichen Videospiele ein, die heute immer wieder versuchen das Genre sukzessive aufzubrechen. Neben langweiligen Top-Sellern auch leise stimmen zu Wort kommen lassen. Die als Kunstwerk für sich sprechen und damit nonverbal mehr Aussagen, als so manch andere Unterhaltungsmedien verbal.

Und schließlich definiert die Eingangs erwähnte Wikipedia: “Kunst ist ein menschliches Kulturprodukt, das Ergebnis eines kreativen Prozesses.” Tja - und genau das ist “Gris”. Ein Videospiel-Kleinod, welches nur Kulturbanausen nicht gut finden können!


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©Nomada Studios | ©Devolver | Quelle: https://www.altchar.com/reviews/review-gris-blurs-lines-between-games-and-art-alG3L3o8D945

Trailer

Der offizielle Launch-Trailer zu “Gris”

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©Netflix

Captain Toad: Treasure Tracker (2014, 2018)

  • 9/10
    derofa Durchschnittswertung - 9/10
9/10

Herausragend

Nintendo ist weiter fleißig am portieren und bringt mit “Captain Toad: Treasure Tracker” den knuffigen Schatzsucher auf die Nintendo Switch.

Sein Debüt als Figur feierte Captain Toad ursprünglich in “Super Mario Galaxy” (2007). Spielbar war der kleine Pilz dann erstmals als Minigame unter dem Titel “The Adventures of Captain Toad” in “Super Mario 3D World” (2013). Im Jahr 2014 sollte Toad mit “Captain Toad: Treasure Tracker” dann endlich sein erstes ganz eigenes Spiel für die Nintendo Wii U bekommen.

Was sich für die Switch-Version geändert hat und ob wir bei unserer Schatzsuche auf Gold gestoßen sind, erfahrt ihr im folgenden Test.

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Genre: Puzzle

Originaltitel: Susume! Kinopio-taichō (Transkription)

Produktionsland: Japan

Entwicklerstudio | Publisher: Nintendo EAD Tokyo | Nintendo

Musik: Naoto Kubo, Mahito Yokota

Spielmodus: Einzelspieler, Mehrspieler (Lokaler Koop im Zweispieler-Modus)

Spielzeit: ca. 7 Stunden (Hauptstory), ca. 15 Stunden (Hauptstory + Sammelbares), ca. 18-20 Stunden (100% inkl. DLC)

Sprache: Volle deutsche Lokalisierung

Plattformen: Wii U, Nintendo Switch (Stand: 04.07.2021)

Altersfreigabe: USK 6

Quellen
https://de.wikipedia.org/wiki/Captain_Toad:_Treasure_Tracker | https://en.wikipedia.org/wiki/Captain_Toad:_Treasure_Tracker

Wertung:  

Testplattform: Wii U, Nintendo Switch

Autor: Jannik

Verfasst am: 28.07.2019

Lesezeit: ca. 6 Minuten (Direkt zum Fazit)

Kleiner Pilz-Abenteurer ganz groß!

Spielprinzip

Der kleine knuffige Suchtrupp-Anführer ist zurück!

Kapitän Toad strebt nun auch auf der Nintendo Switch nach allerlei funkelndem. Am Spielverlauf geändert hat sich nichts. Nach wie vor ist es eure Aufgabe in zahlreichen, 3D-modellierten Leveln sammelbare Objekte, wie Juwelen und Power-Sterne zu ergattern. Dabei trotzt ihr allerlei Hindernissen und Gefahren.

Untermalt ist das ganze mit der typisch frechen Nintendo-Musik die einfach zuckersüß klingt.

In “CTTT” steuert ihr natürlich den kleinen Toad. Mit der frei schwenkbaren Kamera, die ihr durch den rechten Joystick bewegt, verschafft ihr euch einen Überblick über die Map. Die Karten erinnern dabei an wunderschön gestaltete Dioramen.


Bunte und detailverliebte Dioramen mit einer knackscharfen Optik erwarten euch als spielbare Maps in “CTTT”. Natürlich alle gespickt mit dem üblichen Charm und bekannten Figuren aus dem Nintendo-Universum.

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©Nintendo, Quelle: https://press-start.com.au/reviews/nintendo-switch/2018/07/11/captain-toad-treasure-tracker-review-nintendo-switch-pure-portable-puzzling/

Fähigkeiten & Items

Besondere Fähigkeiten hat Toad neben sprinten hierbei nicht. Die Möglichkeiten Feinde zu bezwingen sind nicht zahlreich, denn schließlich ist Toad auch viel zu lieb dafür. Von oben auf Gegner fallen, die Spitzhacke als Item verwenden oder kleine Rüben aus dem Boden ziehen und werfen, sind die einzigen Optionen um Gegner in die Schranken zu weisen. Springen ist nicht möglich. Eine willkommene Abwechslung, wie wir finden, denn so bleibt es simpel und herausfordernd.

Eure Leben stockt ihr mithilfe von Münzen sammeln und grünen Pilzen auf. Außerdem gibt es zwei Items. Zum einen Kirschen die euren Körper duplizieren, sodass ihr zwei (oder mehr) Toads gleichzeitig steuert. Zum anderen die bereits erwähnte blaue Spitzhacke, die euch für kurze Zeit in Schatzsucher-Raserei verfallen lässt und alles zerhackt, was sich in den Weg stellt.

Mit einer kleinen Lampe, die Toad knuffig mit einem beherzten Nicken von seinem Kopf auf die Stirn schiebt, bringt ihr Licht in dunklere Gefilde.

Werdet ihr getroffen schrumpft ihr zu einer kleineren Version von Toad. Da hilft nur einen Pilz einzusammeln um wieder zu wachsen. So weit so bekannt aus dem Mario-Universum.

Vom Spielprinzip her gleicht “Captain Toad: Treasure Tracker” also der Wii U-Version in fast allen Punkten. Doch gibt es auch Erneuerungen?


Mit Captain Toad stürzt ihr euch ins Abenteuer

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©Nintendo, Quelle: https://www.polygon.com/guides/2018/7/20/17596094/captain-toad-treasure-tracker-guide-nintendo-switch

Spielerische Unterschiede zur Wii U-Version

Habt ihr bei der Wii U noch das Touchpad des Controllers verwendet, um Elemente der Karte zu verschieben, so funktioniert dies nun über die Bewegungssteuerung der Nintendo Switch-Controller.

Anstatt zu tippen müsst ihr also euren Controller zielgenau ausrichten, um den sternförmigen Zeiger auf die entsprechende Stelle zu richten. Diese Methode finden wir gut durchdacht. Sie bietet sogar den Vorteil, dass ihr nicht mehr auf zwei Bildschirme sehen müsst, um die Aktionen durchzuführen.

Oft hingen wir bei der Wii U-Version permanent auf dem niedrig aufgelösten und blassen Controller-Bildschirm, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Nun erfolgt die Steuerung ganz intuitiv durch die Ausrichtung des Controllers.

Abgesehen von diesem kleinen spielerischen Unterschied, gibt es weitere wünschenswerte Zusätze.


In der ursprünglichen Wii U-Version von “CTTT” verschob man die Umgebung durch das Touchpad des Controllers. Auf der Nintendo Switch kommt dafür die Bewegungssteuerung zum Einsatz.

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©Nintendo

Erneuerungen für die Switch-Portierung

Nintendo liefert für die Switch-Version einiges an spielerischem Content nach und bemüht sich dabei einer nachträglichen Steigerung im Umfang.

Der Koop-Modus

Im Zwei-Spieler-Modus könnt ihr nun kooperativ auf Schatzsuche gehen. Dieses Feature empfanden wir als besonderen Kaufanreiz, schließlich hatten wir uns den Modus schon für die ursprüngliche Fassung gewünscht.

Am Spielverlauf ändert sich dadurch nichts, außer dass das Spiel logischerweise einfacher wird und seltener der Game-Over-Screen für feuchte Augen sorgt.

Im Grunde ist der Zwei-Spieler-Modus also die perfekte Couch-Koop-Erfahrung, wäre da nicht ein besonders großer Nachteil, der sich aus dem Drehen der Kamera ergibt. Zu zweit steht man sich hier sehr oft im Weg. Der eine drückt etwa nach links, der andere nach rechts usw. Da das drehen der Kamera jedoch besonders wichtig ist um sich zurecht zu finden, ist das ein entscheidender Faktor.

Unser Tipp: Absprache ist gefragt. Am besten wechselt ihr euch Level für Level als “Kamerabeauftragter” mit der Steuerung ab.


Eine der allergrößten Stärken der Switch-Portierung ist der gelungene Zweispielermodus - vorausgesetzt nur eine Person justiert die Kamera!

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©Nintendo, Quelle: https://www.nintendo-insider.com/captain-toad-treasure-tracker-update-version-1-1-0-adds-two-player-co-op-mode/

Pixel-Toads

Die neuen Pixel-Toads gibt es nun auf jeder Map zu finden.

Die kleinen Toads sind meist gut versteckt. Durch drehen der Kamera und vordringen in die kleinsten Winkel der Karte, ergibt sich eine spaßige Suche nach den kultig anmutenden Retro-Toads.

Eine kleine Hilfe erhaltet ihr hierbei durch einen Ruf von Pixel-Toad, wenn ihr euch in dessen Nähe befindet. Mit der Bewegungssteuerung und eurem Sternzeiger, müsst ihr manches mal Steckbriefe oder ähnliches aus dem Weg räumen, bevor Toad dahinter zum Vorschein kommt.

Diese Erneuerung erweitert den spielerischen Inhalt, sodass es noch mehr zu suchen und zu sammeln gibt.


Kapitän Toad auf der Suche nach pixeligen Artgenossen

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©Nintendo, Quelle: https://www.destructoid.com/nintendo-is-running-a-captain-toad-scavenger-hunt-for-my-nintendo-points/

Bonus Episode (kostenlos)

Mit der Bonus Episode wird der Umfang um 18 Level erweitert.

Klingt erstmal sehr viel. Zieht man jedoch die 3 Minispiele und 3 Prolog Episoden ab und berücksichtigt, dass einige Level bereits vorkamen und nur spielerisch abgewandelt wurden, bleibt nicht mehr so viel übrig.

4 Level wurden dabei zur “Expedition”. Das bedeutet ihr habt die Aufgabe 3 Toads im Level zu retten und mit ihnen unbeschadet ins Ziel zu gelangen.

Weitere 3 Level wurden zur “Mumienschanz”. Das bedeutet eine Mumie läuft als Schatten exakt euren Weg nach. Permanente Bewegung und Vorsicht ist hierbei gefragt. Im Zwei-Spieler-Modus gibt es übrigens nur eine Mumie, was euch einen Vorteil verschafft.

Das spannendste an der Bonus Episode sind sicherlich die “Super Mario Odyssey”-Länder, welche euch in die Welt des gleichnamigen Mario-Spiels mitnehmen. Mit dem Wüstenland, Kaskadenland, Cityland und Schlemmerland gibt es allerdings nur 4 dieser Karten, was wir etwas mager fanden. Hier hätten einige Level mehr durchaus gut getan.

Trotz der vielen Abwandlungen bekannter Level ist die Bonus Episode dennoch eine herausfordernde und spaßige Angelegenheit. Da sie obendrein noch kostenlos zur Verfügung steht, wollen wir hier nicht meckern sondern loben!


Captain Toad schießt sich geradewegs ins Universum von “Super Mario Odyssey” nach “New Donk City”

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©Nintendo, Quelle: https://www.gamesreviews.com/articles/07/captain-toad-treasure-tracker-super-mario-odyssey-levels/

DLC – “Spezial Episode” (kostenpflichtig)

Die kostenpflichtige Spezial-Episode, die als DLC über den Nintendo E-Shop hinzu gekauft werden kann, bietet schon mehr neues.

“Auf der Spur der legendären Krone” erwarten euch etwa 17 neue Level, die es zu meistern gilt. Bei der “Kronenhatz” müsst ihr mehrere Kronen in einer bestimmten Zeit einsammeln. Auch hier gibt es wieder Bonusziele. Insgesamt handelt es sich um einen lohnenden DLC.

Rund 2-3 Stunden Spielzeit können eingeplant werden für einen Preis von etwa 6€.


Auch nach der Spezial-Episode konnten wir vom kleinen Schatzsucher immer noch nicht genug bekommen. Lohnt sich also die Jagd um noch mehr funkelnde Spielzeit zu ergattern?

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©Nintendo, Quelle: https://miketendo64.com/2019/03/14/captain-toad-treasure-tracker-special-episode-out-now/

Sammelbare Objekte

Neben den bereits erwähnten Juwelen, Power-Sternen und Pixel-Toads, gibt es in “CTTT” weitere sammelbare Objekte und Möglichkeiten zur Komplettierung.

Jedes Level besitzt ein Bonusziel, welches von Level zu Level variiert. Häufig gilt es hier den geheimen Goldpilz zu sammeln. Doch auch andere Ziele, wie eine bestimmte Anzahl an Münzen zu ergattern oder nicht entdeckt zu werden, sowie bestimmte Gegnerarten vollständig zu besiegen, werden vorgegeben.

Diese Objekte geben einen Anreiz das Spiel vollständig abzuschließen und erweitert so den Spielumfang. Hat man es geschafft wird man mit einem Kronen-Abzeichen belohnt und kann sich wie ein echter Schatzsucher fühlen.


Für Fans die nicht genug bekommen können bietet “CTTT” die Möglichkeit, durch sammeln mehr Spielzeit auf die Uhr zu treiben

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©Nintendo, Quelle: https://www.pinterest.de/pin/316096467592141625/

Fazit - Sinnvolle Portierung und zuckersüßer Puzzle-Spaß

In jüngster Vergangenheit kann man Nintendo durchaus vorwerfen, dass sie überwiegend Portierungen älterer Titel auf der Nintendo Switch veröffentlichen.

Neben dem Toad-Abenteuer erschienen bereits “Donkey Kong Country: Tropical Freeze”, “Bayonetta”, “Mario Kart 8” und “New Super Mario Bros. U”, die alle ursprünglich auf der Vorgänger-Konsole Wii U beheimatet waren.

Sicher erhoffen wir uns von Nintendo in Zukunft neue Switch-Spiele zu den besonders attraktiven Eigenmarken. Mit Games wie etwa “Yoshis Crafted World” wurde dies bereits vielversprechend angekündigt.

Dennoch gilt wie so oft: Besser gut portiert als schlecht neu gemacht. Mit “Captain Toad: Treasure Tracker” bringt Nintendo einen zufriedenstellenden Port, der einige sinnvolle Erneuerungen mit sich bringt. Für Spieler die das Puzzle-Spiel auf der Wii U verpasst haben, besteht nun die Möglichkeit das herausragende Spiel im Genre nachzuholen. Auch für Gamer die das Spiel bereits auf der Wii U gespielt haben lohnt sich der Kauf aufgrund des Koop-Modus, der Pixel-Toads, des DLC und der Bonuslevel.

Weil “Captain Toad: Treasure Tracker” ein hervorragendes Knobel-Spielchen ist, welches auch im zweiten Durchlauf sehr viel Spaß bringt, freuen wir uns über den Port und können das Spiel jedem Switch-Besitzer nur wärmstens ans Herz legen.

Viel Spaß bei der Schatzsuche!

PS: Wir haben in unserem Test zwei Pixel-Toads versteckt. Könnt ihr sie beide finden? Und was haltet ihr von Schatzsucher Toad? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!


Wo sind die beiden Pixel-Toads versteckt?

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©Nintendo, Quelle: https://gfycat.com/responsibleancientassassinbug

Trailer

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©Nintendo

It Takes Two (2021)

  • 9.5/10
    derofa Durchschnittswertung - 9.5/10
9.5/10

Herausragend

Mit “It Takes Two” erschien am 26. März 2021 der aktuelle Streich des schwedischen Entwicklerstudios “Hazelight”.

Unter dem Dach der Indie-Sparte “Originals”, des Publishers “Electronic Arts”, legt das Puzzle-Jump ’n’ Run nicht nur den Fokus auf ein kooperatives Spielvergnügen, sondern macht titelgebend zwei Spieler zur Bedingung!

Wieso “It Takes Two” für uns das beste und vor allem abwechslungsreichste Koop-Spiel aller Zeiten ist, verraten wir euch im folgenden Test.

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Genre: Action-Adventure, Jump ’n‘ Run, Puzzle

Originaltitel: It Takes Two

Produktionsland: Schweden

Entwicklerstudio | Publisher: Hazelight Studios | EA Originals

Musik: Gustaf Grefberg, Kristofer Eng

Spielmodus: Mehrspieler (Lokaler Koop im Zweispieler-Modus, Online Koop im Zweispieler-Modus - durch den Freunde-Pass ist nur ein Spiel nötig)

Spielzeit: ca. 11-12 Stunden (Hauptstory), ca. 13-14 Stunden (finden aller Minispiele), ca. 14-15 Stunden (100% Trophäen/Gamerscore)

Sprache: Englisch mit deutschen Untertiteln

Plattformen: PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One, Xbox Series X/S, PC (Stand: 02.07.2021)

Altersfreigabe: USK 12

Quellen
https://en.wikipedia.org/wiki/Hazelight_Studios | https://en.wikipedia.org/wiki/Josef_Fares | https://en.wikipedia.org/wiki/It_Takes_Two_(video_game)

Wertung:  

Testplattform: PlayStation 4

Autor: Jannik

Verfasst am: 02.07.2021

Lesezeit: ca. 8 Minuten (Direkt zum Fazit)


Die üblichen Verdächtigen

Entwickler Josef Fares = Koop

Neuer Koop-Spaß direkt voraus! Mit “It Takes Two” erschien am 26. März 2021 der neueste Streich der schwedischen Spieleentwickler von “Hazelight”.

Zuletzt machte das Studio unter Game Director Josef Fares mit dem experimentellen “A Way Out” (2018) auf sich aufmerksam. In unserem Test zeigte sich das filmisch inszenierte Action-Adventure zwar durchwachsen aber durchaus mutig. Schließlich stach die interaktive Erzählung mit sehr guten Ansätzen heraus und siedelte sich spielerisch, mit seinem Fokus auf Koop, fern des Gewöhnlichen an.

Doch schon bevor “Hazelight” im Jahr 2014 von Fares gegründet wurde, blitzte das Markenzeichen des Filmregisseurs mit libanesischen Wurzeln auf. Seine ungewöhnliche Herangehensweise kooperatives Spielvergnügen, scheinbar weniger als Beiwerk, sondern mehr als grundsätzliche Voraussetzung für ein gelungenes Spielerlebnis zu sehen, zeigte sich bereits in dem von der Kritik positiv aufgenommenen “Brothers: A Tale of Two Sons” (2013). Seine Motivation um später Hazelight zu gründen sei nichts geringeres gewesen als “die Grenzen der Möglichkeiten in Videospielen auszuloten”, wie er im Interview mit “Eletronic Arts” verriet.[1]

Nun soll also auch die neueste Entwicklung des Studios - “It Takes Two” - seinen Fokus auf genau das legen. Und mal ehrlich, wann prangt auf einem Spiel mal der Hinweis: “Nur Koop mit zwei Spielern”?!


Der schwedisch-libanesische Game Director Josef Fares macht sich Koop-Spaß zur Bedingung

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©Hazelight, Quelle: https://madebyritual.com/work/hazelight-studios/

Publisher “EA Originals” liefert erneut

Nicht nur was den Director von “It Takes Two” angeht, treffen wir auf alte Bekannte und übliche Verdächtige.

Zuletzt widmeten wir der Sparte “EA Originals”, des bekannten Publishers “Electronic Arts”, ein paar warme Worte im Review zu “Unravel” (2016).

Wir stellten fest: Scheinbar als Gegengewicht zum angekratzten Image wegen umstrittener Lootbox-Politik und Mikrotransaktionen, setzt “Electronic Arts” mit “EA Originals” auf die kleinen Indie-Perlen von unabhängigen Entwicklerstudios wie “Hazelight”,  “ohne Einschränkungen bei der künstlerischen Freiheit”. Auch Fares bekräftigte erst kürzlich im Interview mit  “Gamestar”, dass sie “It Takes Two” tatsächlich völlig frei entwickeln konnten.[2]

Gute Voraussetzungen also für ein gelungenes Spiel. Doch von was handelt “It Takes Two” überhaupt?


Volle künstlerische Freiheit und Kontrolle bei der Entwicklung von “It Takes Two”, bestätigte auch Game Director Josef Fares

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©Hazelight, Quelle: Pressekit

Das “Buch der Liebe”

Handlung

In “It Takes Two” schlüpft ihr in die Rolle von Cody und May. Die beiden sind Eltern einer kleinen Tochter, doch in letzter Zeit läuft die Ehe nicht rund. May wird durch ihre Arbeit als Ingenieurin stark eingenommen und ist daher kaum zu Hause. Cody hingegen ist als Vater hauptsächlich für die gemeinsame Tochter Rosie verantwortlich. Der Hobbygärtner und Hausmann möchte mehr gemeinsame Zeit als Familie verbringen.

Die beiden geben sich gegenseitig die Schuld an allerlei Problemen. Als das Ehepaar beschließt sich scheiden zu lassen, kann die kleine Rosie ihre Tränen nicht zurückhalten. Es sind Tränen, die ihre Eltern möglicherweise wieder auf den rechten Pfad führen könnten, und Cody und May einen Spiegel vorhalten werden.

Als besorgte Eltern ist es nun an euch die Situation wieder gerade zu biegen. Und wie gut, dass ihr dabei nicht alleine seid. Dr. Hakim der selbsternannte Liebesguru - das ebenso schrullige wie stets leidenschaftliche “Book of Love” - nimmt euch als ungewöhnlicher Eheberater frech und eigensinnig an die Hand.


In “It Takes Two” macht ihr Bekanntschaft mit Liebesguru Dr. Hakim

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©EA Originals

Die Geschichte als Aufhänger für ein buntes Puzzle-Spektakel

In “It Takes Two” ist die Geschichte genau richtig abgestimmt. Sie gibt dem Spiel die nötige Substanz um Emotionen hervorzurufen, ohne aber den Fokus vom Kernstück - dem Gameplay - in einem kunterbunten Puzzle- und Jump ’n’ Run-Spektakel zu nehmen.

Wir möchten nicht zu viel verraten, doch als Cody und May verabschiedet ihr euch von eurer Gestalt in der fiktiven Realität und tretet als Miniaturwesen in eine aberwitzige Welt voller Fantasie.

Es findet spielerisch eine Art Therapie statt. Während Rosie wartet, sind ihre Eltern gezwungen ihre Gefühle zu überdenken, ohne das Lebewohl bereits als endgültig zu betrachten. Ihr habt also die Chance alles wieder gerade zu biegen. Das ist ein langer und beschwerlicher Weg für Cody und May aber wiederum ein verdammt spaßiger für euch.

Neben dem Plot selbst ist auch besonders erfreulich, auf welch hohem Niveau, sowohl aus kreativer, komödiantischer als auch technischer Sicht, die Zwischensequenzen gestaltet sind. Hier spielt “It Takes Two”, in den Bereichen der Fantasiewelt, fast schon auf dem Niveau namhafter Computeranimationsfilme und ist thematisch nichts weniger als eine romantische Komödie.

Und auch das entgegen aller Geschlechterstereotype die weibliche May die Brotverdienerin und der männliche Cody der Freigeist sowie “fürsorgliche Hausmann und Vater” ist, wie “EA” es selbst beschreibt, zeigt Fingerspitzengefühl, denn so wird mit klassischen Rollen-Klischees gebrochen.[3]

Letztendlich soll in “It Takes Two” laut Fares das Ziel gewesen sein, die Geschichte mit den Mechaniken zu verheiraten.[4]


Die kleine Rosie wünscht sich sehnlichst ihre Eltern zurück

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©EA Originals

Gameplay

Das bunte Spektakel

Wo die Geschichte als Liebeskomödie der Aufhänger ist, da ist das angesprochene, kunterbunte Spektakel nicht weit.

“It Takes Two” siedelt sich primär im Genre des Jump ’n’ Run- und Puzzle-Spiels an. Das heißt konkret ihr hüpft, rutscht, sprintet, flitzt, stampft oder fliegt im Splitscreen-Modus (sowohl lokal als auch online) durch sieben wunderschön gestaltete, thematisch zur Geschichte passende, mal linearere (“Der Schuppen”, “Der Baum”) und mal etwas weitläufigere Kapitel (“Schneekugel”, “Garten”) und habt jede Menge Spaß dabei.

In geeigneten Passagen schaltet die Kamera intelligent und selbständig ins Vollbild, etwa wenn sich beide Spieler gemeinsam in einem Bosskampf befinden oder etwas besonders relevantes auf einer Seite passiert.

Um voranzuschreiten müsst ihr mal physikbasierte Rätsel lösen oder auch besondere Gegenstände, Werkzeuge oder Umweltbedingungen für euch nutzen (Tiere, Hammer, Nägel, Magneten, Waffen, Fluggeräte, Musik, Licht uvm.) und dürft euch dabei natürlich nicht zu ungeschickt anstellen.

Soweit ist das jedoch nichts neues im Genre. Was hebt “It Takes Two” nun eigentlich von anderen Genrevertretern so richtig ab?


Spielerisch ist “It Takes Two” eine wilde Achterbahnfahrt

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©EA Originals | Quelle: https://giphy.com/gifs/it-takes-two-ittakestwo-hazelight-ipENaJcCUPI1B6fIYC

Traumhafte Abwechslung

“It Takes Two” - da sind sich wohl Spieler und Kritiker ganz sicher einig - setzt neue Maßstäbe in Sachen Abwechslung.

Immer wenn wir das Gefühl hatten, uns an einer Umgebung sattgesehen oder einer Spielmechanik nur im geringsten müde zu sein, liefert “It Takes Two” prompt völlig neue Elemente aus dem Bereich der zugrundeliegenden Genre aber auch darüber hinaus.

Das Pacing und die Balance ist dabei so fein abgestimmt, dass jedes Level völlig neue Mechaniken, spielerische Elemente und visuelle Reize bietet. So viele Ideen, nichts wiederholt sich, nichts ist gleich und es fühlt sich alles nahtlos an.

Die Entwickler von “Hazelight” treiben das ganze auf die Spitze, indem sie sogar einfach mal so frech wie spontan Genregrenzen verschwimmen lassen. Plötzlich findet ihr euch etwa in einem 2D-Sidescroller wieder, ballert in einem Third-Person-Shooter glibberiges Harz quer durch einen Eichhörnchenbau oder kämpft euch als Magier in einem “Nine Parchments” oder “Magicka” ähnlichen Blast ’em up durch verschachtelte Gänge. Nichts ist unmöglich, nichts ist zu verrückt. Und die Fülle an Puzzle-Varianten und Mechaniken ist außergewöhnlich groß.


“It Takes Two” ist ein unglaublich abwechslungsreiches Videospiel mit unzähligen Ideen

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©EA Originals | Quelle: https://giphy.com/gifs/ItTakesTwo-A2rZqNd8Bto6RYm42b

Es braucht zwei

In “It Takes Two” braucht es zwei - und der Name ist Programm!

Grundsätzlich bietet das Game jedem Spieler andere Fähigkeiten in jedem Abschnitt, sodass beide Spieler unterschiedlichen Aufgaben haben und Rätsel immer gemeinsam oder voneinander abhängig gelöst werden müssen.

Bei wirklich allen Puzzlen und Rätseln kommt man also schlicht alleine nicht weiter und muss sich immer untereinander absprechen bzw. verständigen.

Wie ernst den Entwicklern dieser Grundsatz war, zeigen auch viele kleine Feinheiten im Spiel. Einfach mal alleine vorpreschen ist nicht drin. Wenn ein Spieler scheitert, muss der andere warten oder helfen. Überspringen durch spawnen beim Partner gibt es etwa nicht. Selbst zum Zwischensequenzen skippen braucht es zwei.

Konsequent in jeder Faser geht es unter dem Motto “gemeinsam sind wir stark” um eben das gemeinsame Erlebnis, was sich wiederum mit der Botschaft der Handlung deckt. Fares hat also mit dem “verheiraten” von Mechaniken und der zugrundeliegenden Geschichte nicht zu viel versprochen.


Teamarbeit ist in “It Takes Two” unerlässlich. Während etwa Cody Harz verschießt, muss May die anschließende Explosion einleiten

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©EA Originals | Quelle: https://giphy.com/gifs/ItTakesTwo-QGiZlb2Qg91fwRhP66

Spielzeit, Minispiele, Komplettierung, Preispolitik

Ganz nebenbei gibt es in allen Welten variantenreiche Minispiele zu entdecken. Der Fantasie sind dabei keinerlei Grenzen gesetzt.

Die Entwickler von “Hazelight” pfeifen sogar auf sammelbare Gegenstände. Dadurch fühlt ihr euch nie zu sehr aufgehalten und könnt euch in vollem Umfang auf den eigentlichen Weg und die Puzzle-Elemente konzentrieren. Spielspaß pur also, ohne lästige Sucherei oder Komplettierungswahn.

Mit einer Spielzeit von ca. 11-12 Stunden (regulär) ist das Abenteuer ohnehin schon ungewöhnlich lange für sein Genre sowie den Preis von ca. 40€ bei Veröffentlichung und lässt sich durch das Aufdecken der Minispiele oder der Vervollständigung von Trophäen/Gamerscore auf bis zu etwa 15 Stunden ausweiten.

Wie fair die Preispolitik hinter “It Takes Two” ist zeigt außerdem der “Freunde-Pass”, durch den der zweite Spieler online durch die entsprechende Anwendung im Store, kostenlos mitspielt. Wir meinen: So geht spielerfreundlich!


Wenn selbst Minispiele unglaublich facettenreich sind, muss es “It Takes Two” sein

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©EA Originals | Quelle: https://giphy.com/gifs/ItTakesTwo-uLbXm7gVRcVZbzCXHt

Das Mini-Haar in der schmackhaftesten Spielspaß-Suppe

Wenn es in “It Takes Two” einen einzigen Punkt zum meckern gibt, dann ist es der Folgende.

Kommt man bereits nach kürzester Überlegung nicht auf die Lösung eines Puzzles, beispielweise weil man die entsprechenden Mechaniken noch nicht verinnerlicht hat oder einen falschen Denkansatz verfolgt, verrät euch das Spiel mehr oder weniger die Lösung mit einem kleinen Hinweis unten im Bild.

Zwar steht dabei nicht der genaue Ablauf zur Lösung des Puzzles parat, es reicht jedoch oft der Hinweis, eine bestimmte Fähigkeit an eben genau einer bestimmten Stelle einzusetzen, bei eben dieser der Hinweis angezeigt wird, um plötzlich und unvermittelt auf die Lösung zu kommen.

Besonders ärgerlich ist der Umstand, dass neben vielen Einstellungsmöglichkeiten ausgerechnet diese Tipps nicht deaktiviert werden können.

Aufgrund dieses ärgerlichen Mankos, haben wir uns für eine Abwertung um 0,5 Punkte entschieden. Bleibt zu hoffen, dass ein Patch in Zukunft hier noch nachbessern wird.


Wenn “It Takes Two” euch in Richtung Lösung steuert, kann das ambitionierte Spieler nerven

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©Hazelight | Quelle: Pressekit

Fazit

Befreiungsschlag von “Hazelight”

Nachdem bereits erwähnten, ambitionierten und geistigen Vorgänger “A Way Out” ist die neueste Produktion des Studios eine Art Reboot oder auch Weiterentwicklung des Grundsatzes und der Herangehensweise, ein reines Koop-Abenteuer für zwei Spieler zu bieten.

“It Takes Two” wirkt dabei wie ein Befreiungsschlag der Entwickler. Als Grundlage kein Setting was ein 18er-Rating nötig macht, kein langsamer, linearer und interaktiver Film, sondern ein freier, fantastischer Ausflug für eine nicht völlig aber etwas andere Zielgruppe. Keine Limitierung durch die Erzählung, die in “A Way Out” von ernsthafter Logik und erwachsener Rationalität geprägt war sondern gerade durch den fantasievollen Schauplatz als Basis, ein Schlaraffenland an Möglichkeiten.

Ein Spielplatz auf dem einfach alles möglich ist, auf dem jedes Detail noch so gut abgestimmt werden kann und einfach allem denkbaren freien Lauf gewährt wird. Damit könnte das Spiel unter dem Dach von “EA Originals” mit Kunstwerken wie “Unravel” passender nicht untergebracht sein.

Es könnte der Beginn einer Reihe von unglaublich fanastischen Spielen sein, wenn den kreativen Köpfen von “Hazelight” nicht die Ideen ausgehen. Und das scheint für das Studio scheinbar unmöglich zu sein, wie “It Takes Two” eindrucksvoll bewiesen hat.


Auch wenn “A Way Out” ein kommerzieller Erfolg und kein schlechtes Spiel war. “Hazelight” spielt sich frei von den Einschränkungen die durch Schauplatz und Zielgruppe entstanden

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©Hazelight | Quelle: Pressekit

“It Takes Two” setzt neue Genre-Maßstäbe!

“It Takes Two” ist für uns das Überraschungsspiel der letzten Jahre. Es ist ultra kreativ, ultra abwechslungsreich und bietet dadurch ultra Spielspaß!

Es ist eine Art Befreiungschlag für sein Studio und macht auf allen erdenklichen Ebenen beinahe alles richtig. Es ist ein Fest für Fans des Genres aber gleichermaßen für Videospieler aller Couleur!

Neben des ohnehin schon fairen Preises und der Option des “Freunde-Pass”, gesellt sich eine für das Genre ungewöhnlich lange Spielzeit hinzu. Diese wird sogar dadurch noch erhöht, dass durch unterschiedliche Fähigkeiten der beiden spielbaren Figuren, ein zweiter Durchlauf in getauschten Rollen, absolut Sinn macht.

Ob die knackige, saubere Programmierung. Ob die zugrundeliegende emotionale, durch das “Book of Love” lustig aufgelockerte Geschichte. Ob die unfassbar kreativen und traumhaft abwechslungsreichen Welten sowie Spielmechaniken oder der rote Faden des Zweispieler-Erlebnisses insgesamt. “It Takes Two” glänzt in nahezu jeder Disziplin und macht es den Spielern sackschwer, es durch sein prall gefülltes Vollversorgungspaket nicht zu mögen.

“It Takes Two” ist summa summarum die Vergnügungsgranate mit fantastischer Spaßgarantie, garniert mit einem Schwung Konfetti obendrauf. Und das sagen wir nicht als Werbetexter sondern als vor Begeisterung weggeblasene Videospieler. Fares versprach also nicht zu viel als er sagte: “Für die Spieler wird es sich sehr neu, anders und einzigartig anfühlen. Sie haben so etwas vorher noch nie gespielt.” “It Takes Two” sei eine verrückte Achterbahnfahrt. Wir freuen uns, dass wir das nur unterschreiben können.


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©EA Originals | Quelle: https://www.google.com/imgres?imgurl=https%3A%2F%2Fimg2.looper.com%2Fimg%2Fgallery%2Fhow-long-does-it-take-to-beat-it-takes-two%2Fit-takes-two-is-big-for-a-hazelight-game-1615816578.jpg&imgrefurl=https%3A%2F%2Ftheofy.world%2Fgallery%2Fit-takes-two-gameplay-length&tbnid=5JTam5K_HVWw5M&vet=12ahUKEwiG7vHYt8fxAhVGh_0HHcaICt0QMygtegUIARCBAg..i&docid=PZkCYQAFLaITXM&w=1000&h=562&q=it%20takes%20two%20game%20explosion&client=firefox-b-d&ved=2ahUKEwiG7vHYt8fxAhVGh_0HHcaICt0QMygtegUIARCBAg

Trailer

Der offizielle Enthüllungs-Trailer zu “It Takes Two”

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©EA Originals

 

Yoshi’s Crafted World (2019)

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©Nintendo
  • 6.5/10
    derofa Durchschnittswertung - 6.5/10
6.5/10

Ganz gut

Vier Jahre nach dem hervorragenden und extra flauschigen Vorgänger “Yoshi’s Wooly World” für die Wii U, bringt Nintendo ein waschechtes neues Yoshi-Jump ’n‘ Run auf den Markt.

Diesmal geht es etwas weniger flauschig und etwas mehr pappig zu. Doch was hat sich außer der Optik geändert?

Woran Entwicklerstudio “Good-Feel” schnibbelte, wie “Yoshi’s Crafted World” letztendlich abschneidet und warum wir lieber nochmal “Wooly World” in die Konsole werfen, erfahrt Ihr in unserem Test.

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Genre: Jump ’n‘ RunSide-Scroller

Originaltitel: Yosshī Kurafuto Wārudo (Transkription)

Produktionsland: Japan

Entwicklerstudio | Publisher: Good-Feel | Nintendo

Musik: Kazufumi Umeda

Spielmodus: Einzelspieler, Mehrspieler (Koop-Modus mit zwei Spielern)

Spielzeit: ca. 6-8 Stunden (Hauptstory), ca. 30-35 Stunden (100%)

Sprache: Volle deutsche Lokalisierung

Plattformen: Nintendo Switch (Stand: 19.06.2021)

Altersfreigabe: USK 6

Quellen
https://de.wikipedia.org/wiki/Yoshi%E2%80%99s_Crafted_World | https://en.wikipedia.org/wiki/Yoshi%27s_Crafted_World

Wertung:  

Testplattform: Nintendo Switch

Autor: Jannik

Verfasst am: 01.09.2019

Lesezeit: ca. 7 Minuten


Gutes Gefühl mit “Good-Feel”

Da ist es nun, das neue Yoshi Spiel! Keine Portierung aus alten Tagen und auch kein Remake oder Remaster. Ein waschechtes, nagelneues Yoshi-Jump ’n‘ Run vom Entwicklerstudio “Good-Feel”, die auch schon das wunderbare “Yoshi’s Wooly World” für die Wii U entwickelten.

Unsere Erwartungen könnten deshalb größer nicht sein, war der Vorgänger doch so herzallerliebst umgesetzt und mit seiner flauschigen und wolligen Welt genau das richtige für uns.

Auch in “Yoshis Crafted World” wird grafisch wieder so einiges knuffiges geboten. In dieser Hinsicht steht das Spiel seinem Vorgänger in nichts nach, auch wenn uns persönlich die Woll-Optik besser gefiel. Die Details stimmen und die knuffig bunte Welt entfaltet sich im wahrsten Sinne des Wortes.


Endlich wieder knallbunte Yoshi-Action

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©Nintendo, Quelle: https://pressplay.at/2019/05/07/yoshis-crafted-world/

Bastel-Papp-Optik

Dem “Crafted” im Namen machen die Entwickler von “Good-Feel” alle Ehre. Wirklich alles im neuen Yoshi-Spiel sieht handgemacht und gebastelt aus.

Die Liebe fürs Detail ist dabei offensichtlich. Dennoch wird diese Optik nicht jedermanns Sache sein und für einige zu süß und kunterbunt, vielleicht auch zu kindlich erscheinen.

Diese Art von Design gehört allerdings zur Yoshi-Reihe dazu. Schon im Jahr 1995 war der wunderschöne Wachsmalkreide-Look eine der großen Stärken von “Super Mario World 2: Yoshi’s Island” und verzauberte eine ganze Generation von SNES-Spielern.

Lobenswert hervorzuheben ist also, dass die Entwickler von “Good-Feel” dieser Tradition treu bleiben.


Damals optisch ein echtes Wunderwerk und auch heute noch schön anzusehen - das im Jahr 1995 erschienene “Super Mario World 2: Yoshi’s Island” im Wachsmalkreide-Look

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©Nintendo, Quelle: https://lutris.net/games/super-mario-world-2-yoshis-island/

“Yoshi’s Crafted World”  bedient sich einer detaillierten Papp- und Basteloptik und bleibt damit dem quietschbunten Stil alter Tage treu

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©Nintendo, Quelle: https://www.gamez.de/guides/yoshis-crafted-world-switch-alle-infos/

Grundlegende Spielmechanik

Videospieler wissen: Die Optik ist das eine, doch die spielerischen Qualitäten stehen auf einem anderen Blatt. Insgesamt bleibt “Yoshis Crafted World” hier den alten Qualitäten treu, bringt aber dennoch einige Neuerungen mit ein.

Ganz klassisch hüpfen wir mit unserem Yoshi fröhlich munter von Level zu Level. Gegner werden eingesaugt und zu Eiern verarbeiter, die anschließend geschossen werden können. Mit dem Flattern der Beine können wir einen beherzten Satz nach oben machen und kurzzeitig schweben.

Münzen, rote Münzen, Lebenssternchen und Blumen gilt es zu sammeln. Auch Schnuffel (engl. “Poochy”) ist wieder mit von der Partie und unterstüzt uns tatkräfig.

Neu hinzu gekommen ist die 2,5D-Ansicht. Vereinfacht gesagt können wir dabei, wenn es der Weg erlaubt, in den Hintergrund oder Vordergrund laufen. Außerdem kann Yoshi auf Elemente im Vorder- und Hintergrund zielen und schießen. Das haben sich die Entwickler schön ausgedacht. Gebraucht hätten wir dies jedoch nicht unbedingt.

Wichtigere Komponenten des Spiels kamen dabei nämlich zu kurz, wie wir später unter dem Abschnitt “Diverse Problemchen” noch erläutern werden.


Der neue Kniff in “Yoshi’s Crafted World” ist die 2,5D-Perspektive, welche das zielen und schießen auf Objekte im Vorder- oder Hintergrund und mehr ermöglicht

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©Nintendo, Quelle: https://gifs.com/gif/yoshi-s-crafted-world-newcomer-trailer-nintendo-switch-ANN3B7

Umfang & Spielzeit

Sammelsurium an Sammelobjekten

Neu ist auch: Blumen gibt es nicht nur wie gewohnt in der Spielwelt zu sammeln sondern nun ebenfalls nach Levelabschluss für das komplettieren von 100 Münzen, 20/20 Lebenssternchen und 20/20 roten Münzen. Diese Blumen benötigt man im späteren Verlauf um weitere Welten und Level freizuschalten.

Diesmal könnt Ihr außerdem den “Schachtelkopf” namens Björn und mehrere sogenannte “Kunstgewerke” in jedem Level finden und einsammeln.

Endbosse haben zusätzliche Ziele, wie das Level in einer bestimmten Zeit oder ohne Schaden zu bestehen. Die Endbosse und Level sind zwar abwechslungsreich und schön gestaltet, aber meist leider trotz der Zusatzziele wenig herausfordern.

In sogenannten “Match”-Leveln gibt es besondere Herausforderungen, wie durch Ringe zu springen oder mit einem Solar-Auto einen Parkour zu meistern.

Jedes Level kann letztendlich sogar nochmal von der Rückseite gespielt werden. Dabei hat man die Aufgabe kleine Schnuffel einzusammeln.

Spielzeit

Diese Sammelwut treibt natürlich Spielzeit auf die Uhr. Am Umfang insgesamt mangelt es “Yoshis Crafted World” also absolut nicht.

Was die Welten und einzelnen Level betrifft, hätte aber etwas mehr nicht geschadet. Auffällig ist nämlich, dass Ihr für einen “regulären” Durchlauf nur etwa 6-8 Stunden einplanen müsst während die 100% nur mit einer deutlich längeren Spielzeit von 30-35 Stunden zu erreichen sind.


Der “Blockafeller” lässt euch nur zu neuen Welten weiterziehen, wenn ihr genügend Grinseblumen gesammelt habt

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©Nintendo, Quelle: https://miketendo64.com/2019/03/30/spoilers-yoshis-crafted-world-all-smiley-flowers-reward/

Diverse Problemchen

Kommen wir nun zum unangenehmeren Teil. Beim durchspielen stießen wir auf größere Hürden, die uns gehörig auf die Nerven gingen. Deshalb nun alle Probleme im Schnelldurchlauf:

Ungewöhnliches Eier werfen

Wer seine Eier gerne wie früher durch die Spielwelt ballert wird enttäuscht sein. Das Werfen ist nicht klassisch möglich.

Stattdessen gibt es den Modus “Hastig”, bei dem man die Taste hält, mit dem Stick frei zielt und anschließend loslässt oder den Modus “Ruhig” bei dem man die Taste einmal zu Beginn des zielens und einmal zum abfeuern betätigt.

Man muss den Entwicklern allerdings zugutehalten, dass sie bedingt durch die 2,5D-Spielwelt wohl keine andere Möglichkeit hatten. Zielgenaues werfen würde mit der klassischen Variante sicherlich sehr schwierig, weil man die Elemente im Vorder- bzw. Hintergrund nur schwer ansteuern könnte.

Dennoch hätten sich Yoshi-Fans aus alten Tagen sicher über eine Variante näher am klassischen Original gefreut, denn die erforderte noch etwas mehr Timing als heutzutage.


Auch im neuesten Ableger wird wieder munter mit Yoshi-Eiern geschossen

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©Nintendo, Quelle: https://gamingtrend.com/feature/reviews/a-labor-of-love-yoshis-crafted-world-review/

Kostüme

Im Vorgänger “Wooly Word” haben wir uns noch über wunderbar gestaltete Yoshis gefreut, die für Abwechslung sorgten. Verschiedene Designs, von Shy Guy über Wii U und Piranha Pflanze bis hin zur Amiibo-Freischaltung eines Baby Bowser oder Mario-Yoshis war so wirklich alles dabei.

In “Crafted World” werden uns stattdessen Kostüme geboten, die nicht nur sehr ähnlich aussehen, riesig sind und damit beim gezielten spielen hindern, sondern auch vor Angriffen schützen.

Dadurch sind diese nicht nur designtechnisch ein Rückschritt, sondern machen das Gameplay obendrein noch viel zu einfach. Das ist gleich doppelt schade.


Auch wenn die Kostüme durchaus Alleinstellungsmerkmale aufweisen, stören sie doch mehr beim spielen als sie nützen

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©Nintendo, Quelle: Majora’s Puppet, https://www.youtube.com/watch?v=DGtMmJ_KDW8

Ätzender Zweispielermodus

Eine der großen Stärken beim Vorgänger “Wooly World” und bei Jump ’n’ Runs generell ist ein Zweispielermodus. Schließlich machts zusammen noch mehr Spaß mit viel Geschick durch die Level zu hüpfen. Nicht so in “Crafted World”. Der Zweispielermodus ist durch eine neue spielerische Komponente vollkommen verunglückt.

Wenn man sich in der geeigneten Position befindet, kann man nun auf den Rücken des anderen Yoshis springen. Daraufhin schießt der Yoshi auf dem Rücken die Eier und der andere Yoshi steuert auf normale Weise.

Zur Folge setzt man sich permanent ungewollt und automatisch aufeinander wie paarungswillige Dinos. Dadurch nervt man sich gegenseitig mit ständigem auf- und absetzen bei Sprungpassagen. Und nicht einmal deaktivieren lässt sich diese Spielmechanik, was schon nach kürzester Spielzeit den sonst so farbenfrohen Spielspaß deutlich trübt.


Freund hüpf auf! Was grundsätzlich eine nette Idee für schwierige oder unübersichtliche Passagen ist, gestaltet sich in der Praxis als katastrophales Chaos mit Nervgarantie!

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©Nintendo, Quelle: https://www.gamerevolution.com/review/520667-yoshis-crafted-world-review

Die Musik

Wurden unsere Ohren im flauschigen “Wooly World” noch mit abwechslungsreicher, fröhlicher und stimmiger Musik verwöhnt, wird die Musik von “Crafted World” tatsächlich schnell zur Qual.

Das Main Theme ist zwar wirklich süß, wird aber im gesamten Spiel nur durch kleine Abwandlungen ergänzt.

Im Grunde fühlt es sich also so an, als ob in jedem Level durchgängig der gleiche Titel läuft. Mit der Zeit entwickelt sich die Musik so zur echten Belastungsprobe, einfach weil permanent die gleiche Melodie gespielt wird.


Mit “macht euch bereit das über das gesamte restliche Spiel zu hören”, kommentiert User “Waterninja20” das Hauptthema auf Youtube und erntet 323 Daumen dafür.[1]
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©Nintendo, Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=Ju3oAIiKTgk

Fazit - Ganz gutes Yoshi-Jump ’n‘ Run mit Schwächen

Am Ende bleibt “Yoshi’s Crafted World” eine durchwachsene Spielerfahrung. Yoshis neuester Ausflug ist zwar beileibe kein Totalausfall, kommt aber leider nicht an das Top-Niveau der Vorgänger heran.

Positiv

Auf der Habenseite steht eine kunterbunte und schön gestaltete Spielwelt in Papp-Optik, mit Liebe zum Detail und einer ordentlichen Portion Kreativität, nicht nur im Leveldesign sondern im gesamten Konzept. Die neuen Facetten wie die 2,5D-Ansicht sind eine nette Erneuerung, die wir aber nicht unbedingt gebraucht hätten. Außerdem positiv ist eine wie von Nintendo gewohnt knackige Steuerung sowie eine stabile und saubere Programmierung.

Negativ

Einige Probleme überschatten das neueste Yoshi-Abenteuer jedoch deutlich. Vor allem die in Endlosschleife laufende Musik nervt bereits nach geringer Spielzeit tierisch. Die Pappschachtel-Kostüme sind eintönig und wirken nicht nur uninspiriert, sondern stören obendrein auf spielerischer Ebene. Die Vielzahl an sammelbaren Objekten treibt zwar Spielzeit auf die Uhr, steht aber in keinem guten Verhältnis zur Menge an Welten und Leveln.

Am schlimmsten ist aber wohl der völlig verunglückte Zweispielermodus, der die gemeinsame Couch-Koop Erfahrung beinahe vollständig zunichte macht und konsequent den Spaß raubt!


Lieber nochmal flauscheln in “Wooly World”

Vielleicht wäre ein für Nintendo typischer und einfacher Port von “Wooly World” auf die Nintendo Switch die bessere Wahl für ein aktuelles Yoshi-Spiel gewesen, anstelle eines durchwachsenen Nachfolgers.

Für die Zukunft würden wir uns eine Fortsetzung des Knuddeldinos, gerne auch wieder von “Good-Feel” wünschen. Schließlich hat das Entwicklerstudio mit dem flauschigen Vorgänger gezeigt, dass es ein wirklich perfektes Yoshi-Spiel kreieren kann.


Fazit - Wir legen lieber nochmal “Wooly World” in die Wii U ein

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©Nintendo, Quelle: https://www.nintendo.de/Spiele/Wii-U/Yoshi-s-Woolly-World-892537.html

Trailer

Der offizielle deutsche Veröffentlichungstrailer zu “Yoshi’s Crafted World”

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©Nintendo

 

Forgotton Anne (2018)

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©Square Enix | ©TroughLine Games
  • 6/10
    derofa Durchschnittswertung - 6/10
6/10

Ganz gut

Der vor allem für die “Final Fantasy”-Reihe bekannte Publisher “Square Enix”, brachte im Jahr 2018 besondere Videospielkost auf die Bildschirme.

In “Forgotton Anne” trifft klassischer Zeichentrickstil á la “Studio Ghibli” auf Hüpf- und Adventure-Spiel. Diese Mixtur weiß zu gefallen, wie das Echo von Fans und Kritikern zeigte.

Auch uns hat das Werk des dänischen Entwicklerstudios “TroughLine Games” gerade deshalb neugierig gemacht.

Unter dem Banner “Square Enix Collective” hatten die Entwickler die Möglichkeit ihr Spiel zu veröffentlichen und dabei trotzdem “die gesamte kreative Kontrolle” zu behalten, wie Phil Eliott von Square Enix verriet.[1]

Doch reicht kreative Freiheit und ein hübscher Grafikstil für ein gutes Spielerlebnis oder täuscht nur die schöne Verpackung? Wir haben uns “Forgotton Anne” genauer angeschaut.

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Genre: Adventure, Jump ’n’ Run, Side-Scroller, Rätsel, Puzzle

Originaltitel: Forgotton Anne

Produktionsland: Dänemark

Entwicklerstudio/Publisher: ThroughLine Games / Square Enix Collective

Musik: Peter Due

Spielmodus: Einzelspieler

Spielzeit: ca. 8 Stunden

Sprache: Englisch mit deutschen Untertiteln

Plattformen: PlayStation 4, Xbox One, Nintendo Switch, PC (Stand: 29.05.2021)

Altersfreigabe: USK 6

Quellen
https://de.wikipedia.org/wiki/Forgotton_Anne | https://en.wikipedia.org/wiki/Forgotton_Anne

Wertung:  

Testplattform: PlayStation 4

Autor: Jannik

Verfasst am: 06.10.2019


Die “Welt der Vergessenen”

In “Forgotton Anne” finden wir uns mit Protagonistin Anne in der “Welt der Vergessenen” wieder.

In diesem magischen Paralleluniversum wimmelt es nur so vor allerlei vergessenen Gegenständen aus der “echten” Welt. Verlorene Regenschirme, Kleidungsstücke, Möbel, Spielzeuge und vieles mehr finden hier ein neues Zuhause. Alles Ausrangierte was man sich nur vorstellen kann, hat seinen Platz in “Forgotten Lands” gefunden.

Leben haucht den Dingen das sogenannte “Anima” ein. Eine mysteriöse hellblaue Kraft, die von Anne kontrolliert werden kann. Sie ist unser spielbarer Charakter und die “Hüterin” von “Forgotten Lands”. Sie untersteht dabei ihrer Vaterfigur “Meister Bonku”, welcher über seltsame Spiegel mit ihr kommuniziert.

Als eine Gruppe von Rebellen versucht, die uns unbekannten Pläne von Meister Bonku zu durchkreuzen, macht sich Anne auf den Weg um die Geschehnisse aufzuklären. Wir treffen Entscheidungen die sich auf die Geschichte auswirken und erfahren mehr über die Hintergründe der “Welt der Vergessenen” sowie Annes Rolle in dieser.


Als Anne erwacht Ihr in “Forgotten Lands”

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©Square Enix | ©TroughLine Games

Spielprinzip

Jump ’n’ Run

Als Spieler steuern wir Anne in der 2D-Side-Scroller-Perspektive und haben die Möglichkeit uns in einem kleinen Rahmen frei zu bewegen.

Ein wesentlicher Aspekt des Spiels sind die Jump ’n’ Run Anteile. Wir überqueren Hindernisse um dadurch weiter voranzuschreiten. Ein Basis-Sprung steht zur Verfügung der im weiteren Spielverlauf durch Annes Flügel mit Anima-Kraft ergänzt werden kann. Höhere Ebenen erreichen wir über Treppen und Leitern. Darüber hinaus hat Anne die Fähigkeit zu sprinten um sich dadurch schneller fortzubewegen.


Die Steuerung aus der 2D-Side-Scroller-Perspektive

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©Square Enix | ©TroughLine Games, Quelle: https://gfycat.com/sound-gifs/search/forgotton+anne

Adventure

Ein weiterer wesentlicher Aspekt sind die Gespräche mit “Vergessenen”, durch die die Handlung erzählt wird. Ab und zu unterfüttern kurze Zwischensequenzen diese herangehensweise. Die meiste Zeit wird das Geschehen jedoch aus der zweidimensionalen Perspektive durch Gespräche erläutert. Gespräche kann man durch zwei vorgewählte Antwortmöglichkeiten beeinflussen, was manches mal Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Handlung hat.

Es gibt sammelbare Gegenstände die sich in der Welt verteilt befinden und Bezug zur Geschichte aufweisen. Außerdem verfasst Anne Tagebucheinträge, die wie eine Art Logbuch das bisherige Geschehen zusammenfassen.


Anne im Zusammenspiel mit einem “Vergessenen”

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©Square Enix | ©TroughLine Games, Quelle: https://www.throughlinegames.com/amp/2018/07/13/rachael-messer-voice-of-anne/su_spoiler]

Rätsel & Puzzle

Die Interaktion mit der Spielwelt erfolgt außerdem durch Rätsel bei denen Plattformen verschoben, Schalter betätigt oder der Fluss der “Anima-Kraft” umgeleitet werden muss. So werden Veränderungen in der Spielwelt bewirkt.


Eine Sammlung von Spielszenen aus “Forgotton Anne”

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©Square Enix | ©TroughLine Games, Quelle: http://gametrendingnews.blogspot.com/2016/09/

Grafikstil mit Ghibli-Touch

In Sachen Grafik orientiert sich “Forgotton Anne” an einem handgezeichneten klassischen Zeichentrickstil, welcher an das bekannte japanische Animationsstudio “Studio Ghibli” erinnert.

Dies sticht vor allem in den kurzen Zwischensequenzen hervor. Schade fanden wir, dass die Sequenzen allerdings sehr selten und kurz waren. Hier hätten die Entwickler die Möglichkeit gehabt, die Geschichte mit den passenden Sequenzen zu untermalen und damit noch greifbarer zu machen. Vermutlich war dies aufgrund des Budgets und des Aufwandes nicht möglich.

Innerhalb der Spielwelt bleibt es jedenfalls oft relativ dunkel und steril. Dies liegt zwar in der Natur der Sache, handelt es sich bei “Forgotten Lands” schließlich um eine oft kühle, industrielle Welt voller Dinge, mit einem Setting, welches durch Maschinen und Verbindungen dieser geprägt scheint. Dennoch hätten wir uns etwas mehr Farben und neben den “Vergessenen” und “Anima” eine gewisse Portion extra Magie in irgendeiner Form gewünscht.

Insgesamt ist der Grafikstil jedoch ohnehin ein wesentliches, positives Merkmal des Spiels, das bei unserem Test als eine der wenigen Komponenten wirklich durchweg überzeugen konnte.


Der bezaubernde Anime-Stil ist die größte Stärke von “Forgotton Anne” und offensichtlich von Werken wie denen von “Studio Ghibli” inspiriert

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©Square Enix | ©TroughLine Games, Quelle: https://www.resetera.com/threads/indie-games-august-2018-ganbare-ghostly-guts.14783/page-20

Unpräzise Steuerung

Was in “Forgotton Anne” bereits zu Beginn sehr negativ auffällt ist die diffuse Steuerung. In dieser Disziplin hakt es bei jeder Bewegung deutlich. Gerade bei Videospielen im Jump ’n’ Run-Genre ist dies ein absolutes K.-o.-Kriterium und der Spaß-Killer schlechthin.

Dieser Umstand macht besonders anfangs das Vorankommen häufig zur Tortur. Nachdem wir uns etwas eingewöhnt hatten, kamen wir mit der Steuerung zwar immer besser zurecht, flüssige Hüpfkost sieht allerdings ganz anders aus.

Besonders schade ist das aufgrund des verschenkten Potenzials. Hier lässt “Forgotton Anne” viele Möglichkeiten liegen und fühlt sich in seinem Mix aus Adventure- und Hüpfspiel an wie nicht Fisch und nicht Fleisch.

Hier hätten die Entwickler die Möglichkeit gehabt eine präzisere Steuerung zu entwickeln, fordernde Jump ’n’ Run-Sequenzen zu implentieren, die wiederrum von dieser Präzision profitieren, zusätzlich die Adventure Komponente besser umzusetzen und alles miteinandern zu kreuzen.

Letztendlich überzeugt “Forgotton Anne” weder beim einen noch beim anderen und lässt damit Punkte in Bezug auf ein rundes Spielerlebnis liegen.


Eine hakelige Steuerung und verschwendetes Potential in den Jump ’n’ Run-Passagen, sollte man in “Forgotton Anne” verschmerzen können um Spielspaß zu haben

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©Square Enix | ©TroughLine Games | Quelle: https://theverticalslice.com/2018/09/05/2d-cinematic-animated-adventure-forgotton-anne-announced-for-nintendo-switch/fa_greatweather/

Durchschnittliche Rätsel

Auch bei den Rätseln bekleckert sich Entwicklerstudio “TroughLine Games” nicht unbedingt mit Ruhm.

Zwar sind die Rätsel immer schön mit der Spielwelt verknüpft und eingebunden, bieten jedoch eher wenig Herausforderung und kommen über gewöhnliche Schieberätsel und Trial and Error Schalter-Segmente selten hinaus.

Einige kleinere Ausnahmen gibt es bspw. in Form einer riesigen mechanischen Uhr, welche in einer bestimmten Reihenfolge durchklettert werden muss.

Insgesamt bleiben die Rätsel dennoch eher durchschnittlich und bilden dabei kein besonderes Qualitätsmerkmal von “Forgotton Anne” welches im Gedächtnis bleibt.


Außergewöhnliche Rätsel sollte man in “Forgotton Anne” nicht erwarten

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©Square Enix | ©TroughLine Games | Quelle: https://store.steampowered.com/app/542050/Forgotton_Anne/

Entscheidungen treffen ohne Bezug

Negativ aufgefallen sind uns nicht nur Steuerung und Rätsel. Auch, dass wir bei Entscheidungen häufig kein ausreichendes Wissen bzw. einen Bezug zum Geschehen hatten, sorgte für Frustmomente.

Wollten wir z.B. die Entscheidung treffen, welcher “Vergessene” ein Rebell ist, bekamen wir keinerlei Hinweise darauf, sondern mussten uns schlicht zwischen einem der beiden Auswahlmöglichkeiten entscheiden. Auch hier wurde Potential verschenkt, hätten die Entwickler doch vorher Hinweise verstreuen können oder Story-Elemente einbauen können, die einen Bezug zur späteren Entscheidung herstellen.

Positiv ist hervorzuheben überhaupt eine Möglichkeit für Entscheidungen zu haben, um damit das Spielgeschehen und die Handlung zu beinflussen. Dennoch sind die Einflüsse nur in wenigen, bestimmten Passagen des Spiels wirklich gewichtig. Und da Anne sowieso lautstark und häufig Ihre Meinung vertritt – ohne das wir ein Mitspracherecht haben – fühlten wir nicht wirklich eine Verbindung zu ihrer Figur oder ihren Charakterzügen durch unsere Entscheidungen.


Entscheidungen zu treffen fühlt sich in “Forgotton Anne” oft unbefriedigend an

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©Square Enix | ©TroughLine Games | Quelle: https://www.pcgames.de/Forgotton-Anne-Spiel-61677/Tests/Schoenes-Zeichentrick-Adventure-aus-Daenemark-1256003/

Fazit - Schöne Verpackung mit spielerischen Schwächen

Was letzten Endes bei unserer Reise mit Anne durch die “Welt der Vergessenen” nicht in Vergessenheit geraten wird, ist der charmante Grafikstil im Anime-Look, sowie die herzliche Geschichte mit Tiefgang, Substanz und auch einem Hauch Kritik an der modernen Konsumgesellschaft.

Leider handelte es sich bei diesen beiden Disziplinen um die einzigen, die uns bei unserem Test wirklich überzeugen konnten. Spielerisch hingegen macht das Jump ’n’ Run-Adventure eine deutlich schlechtere Figur. Es kämpft mit seiner qualitativ minderwertigen Steuerung, durchschnittlicher Rätselkost und Entscheidungen ohne Bezug. Zugutehalten sollte man dem Game insgesamt, dass es sicher kein riesiges Budget hatte.

“Forgotton Anne” bleibt am Ende nur ein hübsches Spiel, welches künsterlisch sicher wertvoll und in dieser Hinsicht durchaus weiterzuempfehlen ist, uns durch seine spielerischen Schwächen jedoch nur zu einer einmaligen Reise verleiten konnte.

Eine gehörige Portion “Anima” an den richtigen und wesentlichen Stellschrauben, hätten jedenfalls sicher nicht geschadet.


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©Square Enix | ©TroughLine Games | Quelle: https://steamcommunity.com/sharedfiles/filedetails/?id=1584250663

Trailer

Der offizielle Trailer zu “Forgotton Anne”

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©Square Enix

 

Stranger Things 3: The Game (2019)

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©Netflix, ©Bonus Xp Inc.
  • 7/10
    derofa Durchschnittswertung - 7/10
7/10

Spielenswert

Mit “Stranger Things 3: The Game” erschien im Jahr 2019 ein Begleitspiel zur dritten Staffel der erfolgreichen Netflix Mysteryserie “Stranger Things”.

Das Entwicklerstudio “BonusXP” aus Allen in Texas, hat sich der Netflix-IP angenommen. Herauskommen sollte laut Werbetextern ein Spiel welches “bekannte Ereignisse aus der Serie, ganz neue Quests, Figurenhandlungen und Geheimnisse” bietet.

Ob “Stranger Things 3: The Game” wirklich eine sinnvolle Erweiterung des Franchise darstellt oder doch nur die typische Lizenzgurke ist, haben wir uns genauer angeschaut.

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Genre: Adventure, Action-Adventure, Beat ‘em up, Puzzle, Rätsel

Originaltitel: Stranger Things 3: The Game

Produktionsland: USA

Entwicklerstudio/Publisher: BonusXP / Netflix Inc.

Musik: Rich Douglas

Spielmodus: Singleplayer, Multiplayer (Zweispieler Couch-Koop-Modus im Splitscreen)

Spielzeit: ca. 8-10 Stunden

Plattformen: PlayStation 4, Xbox One, Nintendo Switch, PC (Stand: 18.05.2021)

Altersfreigabe: USK 16

Quellen
https://www.nintendo.de/Spiele/Nintendo-Switch-Download-Software/Stranger-Things-3-The-Game-1532992.html | https://strangerthings.fandom.com/wiki/Stranger_Things_3:_The_Game

Wertung:  

Testplattform: Nintendo Switch

Autor: Jannik

Verfasst am: 22.05.2021


Sinnvolle Franchise-Erweiterung oder Lizenzgurke?

Sind wir ehrlich: Wie viele gute Versoftungen zu Filmen oder TV Serien gab es in der Historie von Videospielen?

“Offizielles Begleitspiel zur TV-Serie”. Das ist nicht gerade eine Bezeichnung die Videospieler euphorisch stimmt. Klingt schon eher dürftig. Könnte man genauso so gut einfach und ehrlich als “Spiel rein zu Werbezwecken” bezeichnen.

Außerdem wurde “Stranger Things 3: The Game” für Android und iOS veröffentlicht, was für “echte wahrhaftige Videospieler” sicher kein Qualitätsmerkmal sein dürfte.

Doch sind diese Vorurteile wirklich gerechtfertigt?


Das Serienvorbild “Stranger Things” erhielt von uns die Höchstwertung mit dem Fazit “ausgefeilter Mysterytrip mit Seele

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©Netflix

Pixel-Look & Couch-Koop

Pixel-Optik im Stile alter Adventure oder Brawler-Games. Das riecht schon ein wenig mehr nach Videospielkultur. Fokus auf Couch-Koop, gemeinsam mit einem Freund und Mitspieler geht für echte Nostalgie-Gamer sowieso immer.

Hinzu kommt der günstige Preis von 8,99€ im Nintendo eShop. Damit ist das Spiel zu unserem Testzeitpunkt um etwa die Hälfte günstiger als im PS-Store, wo es mit etwa 20€ zu Buche schlägt. Fast schon frech von Sony. Wir sollten jedoch vorab erwähnen, dass es in unserem Test auf der Switch zu deutlichen Framerateeinbrüchen kam.

Nun gut, also allen Vorverurteilungen zum Trotz wollen wir dem Spiel einfach mal eine Chance geben - ab nach Hawkins im Splitscreen- und Couch-Koop-Modus.  Auf in eine hoffentlich coole “Stranger Things”-Welt!


“Stranger Things 3: The Game” ist in Deutschland leider nur digital erhältlich. Sammler müssen auf die internationalen Retail-Fassungen von “Limited Run Games” zurückgreifen.

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©Netflix, ©Bonus Xp Inc.

Spielprinzip & Präsentation

In “Stranger Things 3: The Game” schlüpfen die Spieler in die Rolle der Figuren der Serie und erleben die Geschichte aus der Top-Down-Perspektive.

Angelehnt ist das Spiel optisch vor allem an klassische Adventure und Beat ‘em up Games früherer Videospieltage.

Laut Beschreibung kombiniert es den “typischen Retro-Style mit modernem Gameplay für nostalgischen Spaß mit frischem Touch”.

Das klingt erstmal gut, doch was erwartet euch genau bei dem Spiel?!


Die Spieler starten in der Starcourt Mall

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©Netflix, ©Bonus Xp Inc. | Quelle: stranger things 3 the game

Quests

In “Stranger Things 3: The Game” verfolgt Ihr als Spieler innerhalb von Hauptquests die Geschichte. Die Handlung wird dabei relativ linear erzählt und geht weitestgehend chronologisch durch die Geschehnisse der dritten Staffel. Einzig in Form von kleineren und nicht unbedingt zahlreichen Nebenquests, findet man sich leicht abseits des roten Fadens der Handlung wieder.

Mithilfe der Schultertasten habt Ihr die Möglichkeit zwischen bereits freigeschalteten Charakteren jederzeit nahtlos hin und her zu wechseln. Welche Charaktere der Spieler wann freischaltet, ist abhängig von den Hauptquests bzw. dem Fortschritt der Geschichte. Durch eine sehr gute Karte könnt Ihr euch orientieren. Manche Gegenstände in der Spielwelt bieten Interaktionsmöglichkeiten und Personen können angesprochen werden, um mehr Details über die Spielwelt zu erfahren.

Manchmal stehen mehrere Hauptquests zur Verfügung, wodurch man die Reihenfolge der Freischaltung der Charaktere leicht beeinflussen kann. Hierdurch wird außerdem etwas Entscheidungsfreiheit beim zocken hinzu gewonnen, denn Ihr könnt zuerst die Aufgabe ansteuern auf die Ihr am meisten Lust habt.


Unter dem Reiter “Quests” findet Ihr die aktuellen Missionen. Ansonsten bewegt Ihr euch frei durch Hawkins.

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©Netflix, ©Bonus Xp Inc. | Quelle: https://purenintendo.com/review-stranger-things-3-game/

Kloppen bis zum Umfallen

In “Stranger Things 3: The Game” heißt es kloppen, kloppen, kloppen. Der spielerische Hauptanteil des Beat ‘em ups besteht darin, zahlreichen und variantenreichen Gegnern eins auf die Rübe zu wummern.

Dabei stehen je nach Charakter unterschiedliche Grundangriffe zur Verfügung. Dustin nutzt zum Beispiel Spraydosen um Gegnern zu schaden. Elfi bemüht ihre telekinetischen Fähigkeiten und Lucas nimmt sich die Feinde mit seiner Zwille bzw. Schleuder vor.

Jeder Charakter hat außerdem eine Spezialfähigkeit die blaue Energiepunkte kostet und daher weniger häufig eingesetzt werden kann als Grundangriffe. Max hat die Spezialfähigkeit Herzen/Lebensenergie freizusetzen, während der speckige Hopper einen wuchtigen Sturmlauf vollführt und Mike Gegner anzieht.


Das Spiel aus dem Genre Beat ‘em up (auch Brawler genannt), setzt auf Klopperei bis der Arzt kommt

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©Netflix, ©Bonus Xp Inc. | Quelle: https://www.instant-gaming.com/de/4800-kaufen-spiel-steam-stranger-things-3-the-game/

Blocken ist ebenfalls möglich, jedoch nur eine bestimmte Zeit lang und sollte deshalb gut abgestimmt werden. Feinde lassen nach dem eliminieren Geld, Herzen und Energiepunkte fallen.

Hin und wieder gibt es einige Bosskämpfe. Bosse unterscheiden sich von herkömmlichen Gegnern dadurch, dass sie bestimmte Fähigkeiten haben oder nur mit einer besonderen Herangehensweise Schaden erleiden können.


Insgesamt 12 spielbare Figuren mit jeweils unterschiedlichen Fähigkeiten warten auf den Spieler

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©Netflix, ©Bonus Xp Inc. | Quelle: https://store.steampowered.com/app/1097800/Stranger_Things_3_The_Game/

Sammeln & Basteln

In “Stranger Things 3: The Game” gibt es an jeder Ecke Kisten die geöffnet werden wollen. Mit dem ganzen Krempel der euch entgegen fliegt, wollt Ihr natürlich auch was anfangen können. Dieser ganze Plunder dient mehr oder weniger als Rohstoff. Zusätzlich gibt es einige Lädchen bzw. Händler bei denen Ihr gegen Geld Waren einkaufen könnt.

An der Werkbank heißt es dann ran ans basteln. Die gebastelten Gegenstände können anschließend in Slots angelegt werden um euer Team aufzuwerten. Dazu gehören z.B. dauerhafte Aufwertung der Gruppengesundheit, 20% mehr Angriffskraft für alle Charaktere oder Vorteile für einzelne Figuren.

Hört sich erstmal cool an, hätte aber besser umgesetzt werden können. Die meisten Gegenstände habt Ihr bereits früh im Spiel so zahlreich gesammelt, dass Ihr keine weiteren mehr tragen könnt. Auch die Motivation für Erweiterungen zu arbeiten, die ihr nicht anlegen wollt fehlt. Habt Ihr euch erstmal eure Favoriten ausgesucht, macht die weitere Suche keinen Spaß mehr und Kisten umgibt eine Aura der Langeweile.


Das sammeln und Kisten öffnen macht in “Stranger Things 3: The Game” leider nur eine gewisse Zeit lang wirklich Spaß. Das Highlight sind oft die kleinen Gartenzwerge mit lustigen Namen, von denen es fünfzig zu sammeln gilt.

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©Netflix, ©Bonus Xp Inc. | Quelle: https://knoef.info/trophy-guides/ps4-guides/stranger-things-3-trophy-guide/

Rätseln & Puzzlen

Neben dem Prügeln und Sammeln ist der Hauptbestandteil von “Stranger Things 3: The Game” das Rätseln bzw. Puzzlen.

Innerhalb der Haupt- und Nebenaufgaben müssen meist Schalterrätsel gelöst werden. Diese sind zahlreich und häufig nicht sehr anspruchsvoll. Auch durch hin und her probieren ohne nachzudenken können viele Rätsel gelöst werden. Hier geht etwas Potential verloren, denn die Entwickler hätten entweder noch andere Mechaniken einbauen können oder die Schalterrätsel selbst besser umsetzen müssen.


Die häufigste Art von Rätseln wird durch Schalter- oder Plattform-Mechaniken gelöst

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©Netflix, ©Bonus Xp Inc. | Quelle: http://www.gamersheroes.com/game-guides/stranger-things-3-the-game-farm-raid-bed-puzzle-guide/

Dennoch macht das Spiel diesen Wermutstropfen wieder wett, indem es einige lustige Rätsel bereit hält. Hier trefft Ihr z.B. auf einen Hinweis in Form von Text und müsst euch anhand dessen bestimmte Handlungen erschließen und durchführen. Das bringt nicht nur Spaß sondern strengt auch eure Gehirnzellen mehr an. Positiv hervorzuheben ist außerdem, dass es oft notwendig ist kooperativ Aufgaben zu lösen und sich mit seinem Koop-Partner abzusprechen.


Es gibt auch ausgeklügelte und knifflige Rätsel, die für mehr Spielspaß sorgen

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©Netflix, ©Bonus Xp Inc. | Quelle: https://ag.hyperxgaming.com/article/8008/how-to-solve-four-bears-puzzle-in-stranger-things-3-the-game

Fazit - Überraschend spielenswerter Ausflug nach Hawkins

“Stranger Things 3: The Game” sieht auf den ersten Blick aus wie ein billiger Videospielableger und stumpfe Melkerei einer Marke. Aber eben nur auf den ersten.

Tatsächlich steckt in dem Adventure ein passables und durchaus spielenswertes Videospiel, welches natürlich für Fans geeignet ist, doch gerade wegen der recht linear erzählten Story aus der Serie, auch anderen Spielern gefallen könnte (die gewisse Offenheit für das Genre vorausgesetzt).

Die Spielzeit ist deutlich länger als erwartet und fesselt für 8-10 Stunden ans Gamepad. Die eingängige Musik im Stile der Serienvorlage und der charmante Pixel-Look sorgen für eine gelungene Präsentation. Das Sahnehäubchen ist der Couch-Koop-Modus, denn mit einem Freund macht die Reise durch “Stranger Things” natürlich noch viel mehr Spaß.


Daumen hoch für den lokalen Koop-Spaß im Splitscreen

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©Netflix, ©Bonus Xp Inc. | Quelle: https://www.moddb.com/games/stranger-things-3-the-game/

Wenn man etwas hätte besser machen können dann wohl die Dungeons, die viel zu häufig mit simplen Schalterrätseln auf die Spieler warten und damit manchmal uninspiriert wirken. Und auch wenn die Musik richtig toll gelungen ist und genau nach “Stranger Things” klingt, hätten ein paar Titel mehr nicht geschadet und der Eintönigkeit vorgebeugt.

“Stranger Things 3: The Game” bleibt trotzdem als spielenswerter Ausflug in Erinnerung, der vieles richtig macht und nur wenig falsch. Es löst durch seine Retro-Optik und Spielmechanik Nostalgie aus und ist ein mit Liebe designtes Stückchen Videospiel. Seinen Platz im herausragenden “Stranger Things” Franchise, hat es sich damit unerwarteterweise aufjedenfall erspielt.


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©Netflix | Quelle: https://www.pinterest.de/pin/735634920366617813/

Wusstet Ihr, dass auch ein Spiel zu “Stranger Things” von Telltale Games entwickelt werden sollte, bevor das bekannte Studio für Point & Click Adventure (“The Walking Dead”, “The Wolf Among Us”, “Game of Thrones”, “Batman” uvm.) geschlossen wurde?[1]

Glaubt Ihr das wäre vielversprechend geworden? Und was haltet ihr von Games zu Filmen und Serien im Allgemeinen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!


Trailer

Der offizielle Trailer von “Stranger Things 3: The Game”

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©Netflix, ©Bonus Xp Inc.

 

Unravel (2016)

  • 10/10
    derofa Durchschnittswertung - 10/10
10/10

Lieblingsspiel

Im Jahre 2016 entzückte ein kleines, knuffiges Wesen aus Garn die Videospielwelt. Sein Name war “Yarny”.

Ein tapferer Wanderer an vorderster Front im Miniaturformat, welcher zielstrebig seinen roten Faden durch die Spielewelt zog, um Erinnerungen einzusammeln.

Mit “Unravel” veröffentlichte das schwedische Entwicklerstudio “Coldwood Interactive” ein Puzzle-Jump ’n’ Run der Extraklasse rund um diesen kleinen Retter der Erinnerungen.

Warum die philosophische Reise durch “Unravel” für uns eine kleine Offenbarung war,  verraten wir Euch im Review.

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Genre: Jump ’n’ Run, Puzzle, Side-Scroller

Originaltitel: Unravel

Produktionsland: Schweden

Entwicklerstudio/Publisher: Coldwood Interactive / EA Originals

Musik: Frida Johansson, Henrik Oja

Spielmodus: Einzelspieler

Spielzeit: ca. 6 Stunden (Story), ca. 10 Stunden (100%)

Plattformen: PlayStation 4, Xbox One, PC, Nintendo Switch (Stand: 22.12.2020)

Altersfreigabe: USK 6

Nachfolger: Unravel Two (2018)

Quellen
https://en.wikipedia.org/wiki/Unravel_(video_game) | https://de.wikipedia.org/wiki/Unravel

Wertung:  

Testplattform: PlayStation 4

Autor: Jannik

Verfasst am: 22.12.2020


Erinnerungen

Eine ältere Dame sieht sich ein Bild an. Sie lächelt. Doch dieses Lächeln weicht langsam einem andächtigen Ausdruck. Es scheint als schwelge sie in Erinnerungen.

Als sie mit einem geflochtenen Holzkorb voller Garn in den buntesten Farben die Treppe hinauf steigt, rückt sie noch eben ein Foto an der Wand zurecht. Unbemerkt fällt das Garn mit der Farbe Rot aus dem Korb und rollt die Treppe hinab.

Das rote Garn entwickelt sich zu “Yarny” - unserer Spielfigur, mit der Aufgabe Erinnerungen zu retten, und zurück zu bringen.

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©EA

Geboren in der Natur

Hier startet unsere Reise und wir dürfen unseren roten Faden durch die zwölf Level der Spielwelt von “Unravel” spinnen.

“Unravel” ist ein 2D-Jump ’n’ Run Side-Scroller mit Puzzle-Elementen und damit ein Geschicklichkeitsspiel. In der Rolle der Spielfigur “Yarny” verschlägt es uns durch stimmungsvolle Level in malerischen Landschaften, die laut Creative Director Martin Sahlin von der Umgebung der schwedischen Stadt Umeå inspiriert sind.[1]

Umeå sei eine sehr kleine Stadt, weit nördlich des Polarkreises, in der nicht viele Menschen leben, die jedoch eine ganze Menge Landschaft zu bieten hat, merkt Sahlin an.[2]

Die Idee für “Unravel” kam dem schwedischen Entwicklerstudio “Coldwood Interactive”, allen voran Sahlin, als er auf einem Campingausflug mit seiner Familie im Norden Schwedens eine “Yarny”-Puppe aus Reifendraht herstellte.[3]


Manche Orte liegen weit, weit von allen Sorgen und Problemen entfernt. Sie sind Schätze.Coldwood
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©EA | https://www.gameskinny.com/h13rx/unravel-review-full-of-life-and-fun

Künstlerische Freiheit - ohne Kompromisse

Der Publisher für das physikbasierte Puzzlespiel von “Coldwood Interactive” ist “Electronic Arts”, welcher bereits seit einigen Jahren unter dem Banner “EA Originals” kleineren Indie-Perlen eine Chance gibt.

Zuletzt hatten wir uns auf derofa.de das Action-Adventure “A Way Out” (2018) aus der “EA Originals” Sparte angeschaut.

Bei Spielstart begrüßt uns EA’s Logo in Anlehnung an “Unravel” stilecht mit einem roten Wollkreis um seine zwei Buchstaben.

Laut “EA” möchte man mit “EA Originals” “unabhängige Studios untersützen” und Entwicklern ermöglichen ihre Spiele “ohne Kompromisse bei der künstlerischen Freiheit” zu veröffentlichen.[3]

Eigentlich könnte der Publisher dieses Logo für die gesamte “EA Originals”-Reihe einführen, denn “Unravel” ist, wie sich später zeigen wird, ein Paradebeispiel für eine unaufgeregte Nischenproduktion eines unabhängigen Entwicklerstudios, in der ungemein viel Liebe zum Detail steckt.


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©EA

Die Reise eines roten Garns

Grundlegendes Gameplay

Im 2D-Jump ’n’ Run Side-Scroller “Unravel” bewegen wir uns mithilfe unserer wolligen Fähigkeiten über physikbasierte Puzzle-Rätsel von links nach rechts durch die Spielwelt - und ziehen dabei, wie als Metapher für eine zusammenhängende Geschichtenerzählung, unseren roten Faden immer mit.

Neben klassischen Hüpfeinlagen über Stock und Stein und das verschieben von Gegenständen, wie zum Beispiel knackig roten Äpfeln, ermöglichen die Spielmechaniken es dem kleinen “Yarny”, sein Garn an hervorgehobenen Anknüpfpunkten zu befestigen. Je nach Situation kann er sich dadurch in der Luft schwingen, Objekte heran ziehen, sich abseilen oder an Hindernissen hochhangeln.

Zusätzlich ist es dem Spieler überlassen, pro Level fünf Knöpfe einzusammeln, die meist an besonders schwer erreichbaren Stellen versteckt sind.


Man kann sich ein Leben lang fragen, was am Ende des Weges liegt, oder man kann es selbst herausfinden. Coldwood
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©EA | https://www.moviepilot.de/news/unravel-uber-stock-stein-im-neuen-gameplay-trailer-154941

Interaktion mit Objekten

Bei dieser grundlegenden Mechanik, die so simpel wie genial ist, überraschen die Entwickler nie mit neuen Kniffen, denn “Yarny” lernt keine neuen Fähigkeiten. Sie schaffen es aber trotzdem immer wieder im Spieldesign kreativ genug zu sein, dass die Grundmechaniken ausreichen um enormen Spaß zu machen. Denn allein die prächtigen Kulissen mit immer neuen Interaktionsmöglichkeiten, deren Nutzen es zu durchschauen gilt, um weiter voranzuschreiten, wie etwa Vögel, Fische, Drachen, Gegenstände und vieles mehr, sind enorm ergiebig und wunderschön gestaltet.


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©EA | https://www.destructoid.com/stories/yarnie-litters-the-land-with-his-very-fabric-in-this-new-unravel-gameplay-335383.phtml

Symbolik & Tiefe

Hinzu kommt, dass die Entwickler Symboliken nutzen, um mehr Tiefe zu erzeugen. Wenn wir etwa eine Laterne in der von Wind und Eis gepeitschten Einöde über das Feld ziehen, damit uns ihr Licht die bittere Dunkelheit erhellt und sie uns zugleich als Anker dient, um nicht weggeweht zu werden, wissen wir, ein großes Stück Leben steckt in diesem Spiel.

Spielerisch wird diese herangehensweise also nie alt, weil es sich so selbstverständlich, logisch und zugleich elementar anfühlt. Beim abseilen von Bäumen und geäst, fühlt man sich manchmal wie ein kleiner, wolliger Geheimagent - geradewegs auf der noblen Mission Erinnerungen und damit lebendige Momente einzusammeln.


Manche Tage fühlen sich warm an, egal wie kalt sie sind, und manche Dinge machen Spaß, egal wie alt man ist, und manchmal wünscht man sich, dass ein Besuch ewig andauert.Coldwood
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©EA | https://www.pinterest.de/pin/292522938279159001/

Der Sinn

Yarnies Ziel ist es Familienerinnerungen einzusammeln. Er möchte ein altes rot-braunes Fotoalbum mit kleinen, roten, knuffigen Abzeichen verzieren. Fein säuberlich steckt Yarny nach jedem abgeschlossenen Level ein weiteres Woll-Abzeichen auf die Vorderseite des Albums - und haucht ihm so wieder Leben ein. Denn die Bilder die darin waren sind verblasst und kaum zu erkennen. Doch als Yarny kümmern wir uns darum, und machen diese Bilder und damit auch die Erinnerungen wieder sichtbar.


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©EA | https://basic-tutorials.de/unravel-eas-erster-indie-titel-im-test/

Die Entwickler erfreuen uns auf ihrer und zugleich unserer philosophischen Reise zusätzlich mit Textbotschaften. Botschaften die ans Herz gehen. Creative Director Martin Sahlin beschreibt seine Gedanken bei der Entwicklungsarbeit von “Unravel” in einem Interview so:

„Je länger ich daran arbeitete, desto mehr wurde mir klar, dass auch andere Menschen einen Sinn daraus ziehen könnten. […] Man beginnt bei sich selbst und versucht irgendwann, so viele Leute wie möglich einzubeziehen. Man will, dass es etwas Persönliches ist, aber unterm Strich will man auch, dass es eine persönliche Erfahrung für alle anderen ist, die es spielen“Martin Sahlin

Kann man wirklich wertschätzen, wie besonders oder schön etwas ist, wenn man nicht weiß, was es gekostet hat es zu bekommen? Wenn man nie dafür arbeiten musste?Coldwood
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©EA | IGN - https://www.youtube.com/watch?v=RDu1hgcaGd4

Die Gleichmäßigkeit

Die Besonderheit an “Unravel” ist nicht etwa, dass es etwas besonders neu macht, denn bis auf die “Faden-Mechanik” strotzt das Spiel nicht unbedingt vor innovativem Gameplay. Die Besonderheit an “Unravel” ist, dass es etwas anders macht.

Es gibt im weiten Feld der Videospiele nur wenige Titel die eben diesen künstlerischen Ansatz verfolgen und damit kulturell so wertvoll sind wie “Unravel”.

Das Stichwort der “nonverbalen Erzählung” führten wir bereits in unserem Review zu “Arise - A Simple Story” (2019) unter dem Punkt “Die Genre-Kollegen” aus. Spiele wie “Limbo”, “Ori and the Blind Forest”, “GRIS” “Little Nightmares”, wie die guten Weine der Gaming-Branche alle heißen, erzählen ihre Geschichte ohne Worte und nur in Bildern. Und alle diese Spiele haben meist einen besonderen Kunstgriff in ihrer Spielmechanik. Im Falle von “Unravel” ist es das alles durchziehende Garn, welches in seiner Symbolik unübertroffen ist und zugleich als treibendes Element unersetzbar ist, um im Spiel fortzuschreiten.


Der Himmel ist hier irgendwie höher. Hier zählt ein Atemzug für zehn. Wir können uns hier verlieren, aber wir sind niemals verloren, weil wir hier zuhause sind.Coldwood
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©EA | https://www.gameskinny.com/h13rx/unravel-review-full-of-life-and-fun

Einige weitere Elemente führen dazu, dass “Unravel” zu einer Homogenen Einheit wird und so wunderbar gleichmäßig wirkt. In seiner Grundstimmung umgibt das Spiel eine Atmosphäre die wir als eine nordische oder skandinavische “Herbstlichkeit” umschreiben würden. Die swedische Gegend um Umeå spielte eine “maßgebliche Rolle bei der Entwicklung und Gestaltung der Spielabschnitte” wie der Wikipedia-Artikel zu “Unravel” verrät.[4]

Wir schlagen uns durchs Mohr, durch neblige Grasfelder. Dabei begrüßt uns ein Elch im Hintergrund oder wir hängen uns an einen verloren gegangen Drachen und fliegen ein Stück mit. Auch die Details wie gefrorene Pfützen, die wir durch einen beherzten Sprung zerbrechen, sind vorhanden. All das macht die Spielwelt so lebendig.


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©EA | https://www.gamestar.de/artikel/unravel-erstes-probestricken,3234609.html

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©EA | https://www.gamersyde.com/news_unravel_puzzle_gameplay_trailer-16967_en.html

Die Musik der beiden schwedischen Komponisten Frida Johansson und Henrik Oja trägt maßgeblich zu genau dieser Stimmung bei. Perfekt auf die Gestaltung des Spiels abgestimmt, wurden klassische und auch traditionelle Instrumente verwendet. Die Übergänge der verschiedenen Stücke je nach Spielabschnitt sind nahtlos, was gut zu hören ist, wenn man sich auch mal rückwärts bewegt.

Auch wenn neben dieser gelungenen Atmosphäre letztendlich eine genaue Interpretation der Handlung bewusst dem Spieler überlassen wird ist klar: Yarny steht für die Bindungen der Menschen untereinander.[5]


Alles geht zwangsläufig zuende. Irgendwann kommt die Maschine zum Stillstand. Unsere Wege kreuzen sich für eine Weile, aber wir haben alle unterschiedliche Ziele.Coldwood
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©EA | https://gamingpicks.wordpress.com/2016/02/15/gameplay-unravel-multi-2016/

Fazit - Das Garn aus dem Träume gemacht sind

“Unravel” ist ein beeindruckendes Videospiel. Es bleibt im Gedächtnis zurück weil es sich fern des Gewöhnlichen ansiedelt.

“Unravel” umgibt eine sanfte Tiefgründigkeit. Es macht nachdenklich. Die malerische Stimmung die es mithilfe seines Garns durch die gesamte Spielwelt zieht, wenn wir in Baumwipfeln verweilen oder uns Steile abhänge hinab Seilen, ist einmalig.

Mit Yarny als Spielfigur entknotet der Spieler eine Geschichte und sammelt für sich selbst wieder ein, was verloren gegangen war, was immer es auch war. Unravel hat uns damit auf viele Arten inspiriert und etwas in uns ausgelöst.

Wenn die Credits letztendlich im behutsam von Yarny  wiederbelebten Familienalbum ablaufen, welches wir Stück für Stück gefüllt haben, dann verabschieden sich die Entwickler mit einer Danksagung. Und das möchten wir ebenso tun.

Danke, dass du “Unravel” gespielt hast.Coldwood

Danke, dass wir “Unravel” spielen durften!


Wie schön es war, als es neu war. Wie schön es immer noch ist, obwohl die Zeit es verändert hat.Coldwood
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©EA

Trailer

Der offizielle Trailer zu “Unravel”

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©EA | ©PlayStation