Archiv der Kategorie: Mysterythriller

Searching (2018)

  • 9.5/10
    dero­fa Durch­schnitts­wer­tung - 9.5/10
9.5/10

Her­aus­ra­gend

Im Mys­te­ry­thril­ler Sear­ching begibt sich Fami­li­en­va­ter David Kim (John Cho), auf die Suche nach sei­ner ver­miss­ten Tochter.

War­um Sear­ching trotz die­ser gewöhn­lich klin­gen­den Aus­gangs­po­si­ti­on, so raf­fi­niert und anders ist, erfahrt ihr im derofa-Review.


Gen­re: Mys­te­ry­thril­ler

Autor: Jayes

Ver­fasst am: 31.03.2019

Wer­tung:   


Kommen wir gleich zur Sache

Wir fal­len gleich mal mit der Tür ins Haus.
Sear­ching ist eine Tor­tur - im posi­ti­ven Sin­ne. Und ein unglaub­lich guter Film.

Wir wer­den ver­su­chen im fol­gen­den Review, so wenig wie mög­lich und nur so viel wie nötig, über die Hand­lung des Mys­te­ry­thril­lers zu verraten.

Wie so oft gilt: kei­nen Trai­ler anse­hen und eigent­lich auch nicht die fol­gen­den Zei­len lesen. Aber kei­ne Sor­ge, wir wer­den kei­ne wesent­li­chen Tei­le der Hand­lung vor­weg nehmen.

Trotz­dem, je weni­ger man über Sear­ching weiß, des­to besser.


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©Sony Pic­tures Entertainment

Gleich und doch ganz anders

Unzäh­li­ge Medi­en in Form von Fil­men, Seri­en, Games oder Büchern han­deln von Vermisstenfällen.

Ob der Erfolgs­thril­ler 96 Hours, in dem der Prot­ago­nist sei­ner ent­führ­ten Toch­ter hin­ter­her jagt, das Video­spiel Hea­vy Rain, in dem Ethan Mars ver­sucht, sei­nen ver­schwun­de­nen Sohn auf­zu­spü­ren oder in Sachen Lite­ra­tur, die Stieg Lars­son Roma­ne, die als “Mill­en­ni­um-Tri­lo­gie” bekannt wurden.

Die Angst einen gelieb­ten Men­schen zu ver­lie­ren ist fest in uns allen ver­an­kert. Kein Wun­der, dass das plötz­li­che Ver­schwin­den einer nahe­ste­hen­den Per­son, ein alt­be­währ­tes und oft ver­wen­de­tes Instru­ment von Autoren ist, um beim mit­füh­len­den Kon­su­men­ten Ver­lust­ängs­te auszulösen. 

Auch Sear­ching bedient sich die­ser For­mel. Was erst­mal total gewöhn­lich und abge­dro­schen klingt, fühlt sich komi­scher­wei­se gar nicht so an. Sear­ching ist trotz sei­ner The­ma­tik gar nicht so typisch und gewohnt wie erwar­tet. Aber wie­so eigentlich?


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http://www.gamona.de/kino-dvd/96-hours-taken-3,liam-neeson-verraet-wer-diesmal-entfuehrt-wird:news,2400968.html

Form noch nie gesehen

Sear­ching ähnelt zwar in sei­ner Grund­prä­mis­se der typi­schen “Ver­miss­ten-For­mel”, hat aber eine völ­lig ande­re erzäh­le­ri­sche herangehensweise.

In dem Mys­te­ry­thril­ler wird näm­lich ein gro­ßer Teil der Hand­lung, über die Benut­zung der Figu­ren, von Com­pu­tern, Tablets und Smart­pho­nes erzählt. Das klingt erst­mal kom­pli­ziert, ist es aber eigent­lich gar nicht.

Stellt euch vor der durch­schnitt­li­che Fami­li­en­va­ter David Kim (John Cho), setzt sich an sei­nen Com­pu­ter. Er checkt sei­ne E-Mails, schaut sich Fami­li­en­fo­tos an und orga­ni­siert sei­nen Kalen­der. Wir als Zuschau­er fol­gen ihm dabei und haben oft­mals den direk­ten Blick auf sei­nen Bildschirm.


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©Sony Pic­tures Entertainment

Das genia­le an die­ser Erzähl­form ist, dass wir uns als Zuschau­er, da wir die Sys­te­me selbst tag­täg­lich nut­zen, sofort in die Lage des Benut­zers ver­set­zen kön­nen und wir alles ver­ste­hen und erfah­ren, ohne dass auch nur ein Wort dabei gesagt wird. Die Nut­zung des Sys­tems erzählt uns die Geschichte!

Hin­zu kommt, dass die genutz­ten Com­pu­ter­sys­te­me stets an die jewei­li­ge Zeit, in der die Hand­lung gera­de spielt, ange­passt sind. 

Zu sehen sind dann bspw. aus­ge­dien­te Sys­te­me wie Win­dows 98 oder XP, alte Designs von bekann­ten Web­sei­ten wie Goog­le, Wiki­pe­dia und co. oder inzwi­schen aus­ge­dien­te Trend­sei­ten wie z.B. Myspace.

Im Ver­lauf der Zeit ändern sich die Sys­te­me und auch das Nut­zer­ver­hal­ten. Plötz­lich spielt Face­book eine Rol­le, Face­time, Sky­pe und Insta­gram fin­den Ein­zug in den All­tag von Mil­lio­nen von Nut­zern. Für David Kim und sei­ne Toch­ter erge­ben sich, wie für uns alle, neue Mög­lich­kei­ten aber auch Gefah­ren, durch die Nut­zung die­ser Diens­te und Geräte.

Die­se raf­fi­nier­te Lie­be zum Detail, bei der man sich wirk­lich in die ent­spre­chen­de Zeit ver­setzt fühlt, führt zu einer Authen­zi­tät und Glaub­wür­dig­keit, die uns sofort alles glau­ben lässt, was Regis­seur Anee­sh Chagan­ty uns mit Sear­ching erzählt. 


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http://straightfromamovie.com/searching-movie-review/

Emotional packend

Und das ist nur einer der Grün­de war­um Sear­ching uns emo­tio­nal so gepackt hat.

Sind euch am Ende eines Films, auch schon mal die Trä­nen gekullert?
Nicht Weni­ge haben bei einem emo­tio­na­len Film­mo­ment, sicher schon mal die eine oder ande­re Trä­ne ver­drückt, viel­leicht sogar geheult wie ein Schloss­hund. Aber habt ihr es erlebt, dass ihr schon nach sechs­ein­halb Minu­ten damit anfangt? Kei­ne Sor­ge, Sear­ching schafft das bestimmt!

Regis­seur Anee­sh Chagan­ty macht dabei etwas geniales.
In vie­len ande­ren Wer­ken, wird im Ver­lau­fe der Geschich­te eine Bin­dung zu den Cha­rak­te­ren auf­ge­baut, die dann im Fina­le ent­la­den wird und berührt. Chagan­ty hin­ge­gen dreht das Gan­ze um. Er baut direkt in den ers­ten paar Minu­ten des Films, eine immense Bin­dung zu den Prot­ago­nis­ten auf, die man dann im gesam­ten rest­li­chen Ver­laufs des Films spürt. Dadurch fühlt man sich bereits von Anfang an den Figu­ren nahe und wird emo­tio­nal unglaub­lich stark mitgerissen.


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©Sony Pic­tures Entertainment

Schauspieler in Bestform

Dafür sor­gen auch die Schauspieler. 

Was war das denn bit­te von John Cho? Inter­na­tio­na­le Bekannt­heit erlang­te der US-ame­ri­ka­ni­sche Schau­spie­ler korea­ni­scher Abstam­mung als puber­tä­rer und not­gei­ler “MILF-Schrei­er” aus Ame­ri­can Pie (1999). Inzwi­schen ist er auch in erns­te­ren Film- und Seri­en Pro­duk­tio­nen zu sehen.

Was Cho in “Sear­ching” für eine her­vor­ra­gen­de Leis­tung abspult, hät­ten wir nicht erwar­tet. In sei­ner Rol­le als David Kim, gibt es gar nicht mal so viel Raum, um wirk­lich zu glän­zen und den­noch spielt Cho über­zeu­gend und sehr authen­tisch. Er schafft es, dass man mit sei­ner Figur sym­pa­thi­siert und ihr hel­fen möchte. 

Auch die übri­ge Beset­zung, dar­un­ter Michel­le La als Mar­got Kim, ist exzel­lent gewählt und sorgt dafür, dass man den Gescheh­nis­sen in Sear­ching jeder­zeit glau­ben schenkt.


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©United Inter­na­tio­nal Pic­tures GmbH

Fazit - Mysterythriller at it’s best

Sear­ching bedient sich geschickt einer alten For­mel und macht etwas ganz eige­nes daraus.

Die Erzäh­lung über die Com­pu­ter­sys­te­me zu gestal­ten ist geni­al und schafft ein immer­si­ves Gefühl, wel­ches sofort zum mit­fie­bern ver­lei­tet. Sear­ching ist ein Film, den wir sicher immer wie­der sehen könn­ten und trotz­dem jedes mal aufs neue emo­tio­nal wer­den würden.

Da sind sie wie­der. Die brei­te Palet­te der Emo­tio­nen, die unser Lieb­lings­gen­re des Thril­lers in uns aus­lö­sen. Zuerst sind wir neu­gie­rig, dann erstaunt, plötz­lich trau­rig, dann wie­der hoffnungsvoll. 

Ein Wech­sel­bad der Gefüh­le – auch mit Sear­ching!


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©Sony Pic­tures Entertainment

  Weitere Wertungen


Lis­sa meint → Herausragend

“Span­nend, emo­tio­nal und ner­ven­zer­rei­ßend. Ein­fach her­aus­ra­gend!”   (19.04.2019)