Yoshi’s Crafted World (2019)

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©Nin­ten­do
  • 6.5/10
    dero­fa Durch­schnitts­wer­tung - 6.5/10
6.5/10

Ganz gut

Vier Jah­re nach dem her­vor­ra­gen­den und extra flau­schi­gen Vor­gän­ger “Yoshi’s Woo­ly World” für die Wii U, bringt Nin­ten­do ein wasch­ech­tes neu­es Yoshi-Jump ’n‘ Run auf den Markt.

Dies­mal geht es etwas weni­ger flau­schig und etwas mehr pap­pig zu. Doch was hat sich außer der Optik geändert?

Wor­an Ent­wick­ler­stu­dio “Good-Feel” schnib­bel­te, wie “Yoshi’s Craf­ted World” letzt­end­lich abschnei­det und war­um wir lie­ber noch­mal “Woo­ly World” in die Kon­so­le wer­fen, erfahrt Ihr in unse­rem Test.

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Gen­re: Jump ’n‘ RunSide-Scrol­ler

Ori­gi­nal­ti­tel: Yoss­hī Kura­fu­to Wāru­do (Tran­skrip­ti­on)

Pro­duk­ti­ons­land: Japan

Ent­wick­ler­stu­dio | Publis­her: Good-Feel | Nintendo

Musik: Kazufu­mi Umeda

Spiel­mo­dus: Ein­zel­spie­ler, Mehr­spie­ler (Koop-Modus mit zwei Spielern)

Spiel­zeit: ca. 6-8 Stun­den (Haupt­sto­ry), ca. 30-35 Stun­den (100%)

Spra­che: Vol­le deut­sche Lokalisierung

Platt­for­men: Nin­ten­do Switch (Stand: 19.06.2021)

Alters­frei­ga­be: USK 6

Quel­len
https://de.wikipedia.org/wiki/Yoshi%E2%80%99s_Crafted_World | https://en.wikipedia.org/wiki/Yoshi%27s_Crafted_World

Wer­tung:  

Test­platt­form: Nin­ten­do Switch

Autor: Jan­nik

Ver­fasst am: 01.09.2019

Lese­zeit: ca. 7 Minuten


Gutes Gefühl mit “Good-Feel”

Da ist es nun, das neue Yoshi Spiel! Kei­ne Por­tie­rung aus alten Tagen und auch kein Remake oder Remas­ter. Ein wasch­ech­tes, nagel­neu­es Yoshi-Jump ’n‘ Run vom Ent­wick­ler­stu­dio “Good-Feel”, die auch schon das wun­der­ba­re “Yoshi’s Woo­ly World” für die Wii U entwickelten.

Unse­re Erwar­tun­gen könn­ten des­halb grö­ßer nicht sein, war der Vor­gän­ger doch so herz­al­ler­liebst umge­setzt und mit sei­ner flau­schi­gen und wol­li­gen Welt genau das rich­ti­ge für uns.

Auch in “Yoshis Craf­ted World” wird gra­fisch wie­der so eini­ges knuf­fi­ges gebo­ten. In die­ser Hin­sicht steht das Spiel sei­nem Vor­gän­ger in nichts nach, auch wenn uns per­sön­lich die Woll-Optik bes­ser gefiel. Die Details stim­men und die knuf­fig bun­te Welt ent­fal­tet sich im wahrs­ten Sin­ne des Wortes.


End­lich wie­der knall­bun­te Yoshi-Action

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©Nin­ten­do, Quel­le: https://pressplay.at/2019/05/07/yoshis-crafted-world/

Bastel-Papp-Optik

Dem “Craf­ted” im Namen machen die Ent­wick­ler von “Good-Feel” alle Ehre. Wirk­lich alles im neu­en Yoshi-Spiel sieht hand­ge­macht und gebas­telt aus.

Die Lie­be fürs Detail ist dabei offen­sicht­lich. Den­noch wird die­se Optik nicht jeder­manns Sache sein und für eini­ge zu süß und kun­ter­bunt, viel­leicht auch zu kind­lich erscheinen.

Die­se Art von Design gehört aller­dings zur Yoshi-Rei­he dazu. Schon im Jahr 1995 war der wun­der­schö­ne Wachs­mal­krei­de-Look eine der gro­ßen Stär­ken von “Super Mario World 2: Yoshi’s Island” und ver­zau­ber­te eine gan­ze Genera­ti­on von SNES-Spielern.

Lobens­wert her­vor­zu­he­ben ist also, dass die Ent­wick­ler von “Good-Feel” die­ser Tra­di­ti­on treu bleiben.


Damals optisch ein ech­tes Wun­der­werk und auch heu­te noch schön anzu­se­hen - das im Jahr 1995 erschie­ne­ne “Super Mario World 2: Yoshi’s Island” im Wachsmalkreide-Look

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©Nin­ten­do, Quel­le: https://lutris.net/games/super-mario-world-2-yoshis-island/

“Yoshi’s Craf­ted World”  bedient sich einer detail­lier­ten Papp- und Bas­tel­op­tik und bleibt damit dem quietsch­bun­ten Stil alter Tage treu

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©Nin­ten­do, Quel­le: https://www.gamez.de/guides/yoshis-crafted-world-switch-alle-infos/

Grundlegende Spielmechanik

Video­spie­ler wis­sen: Die Optik ist das eine, doch die spie­le­ri­schen Qua­li­tä­ten ste­hen auf einem ande­ren Blatt. Ins­ge­samt bleibt “Yoshis Craf­ted World” hier den alten Qua­li­tä­ten treu, bringt aber den­noch eini­ge Neue­run­gen mit ein.

Ganz klas­sisch hüp­fen wir mit unse­rem Yoshi fröh­lich mun­ter von Level zu Level. Geg­ner wer­den ein­ge­saugt und zu Eiern ver­ar­bei­ter, die anschlie­ßend geschos­sen wer­den kön­nen. Mit dem Flat­tern der Bei­ne kön­nen wir einen beherz­ten Satz nach oben machen und kurz­zei­tig schweben.

Mün­zen, rote Mün­zen, Lebens­stern­chen und Blu­men gilt es zu sam­meln. Auch Schnuf­fel (engl. “Poo­chy”) ist wie­der mit von der Par­tie und unter­stüzt uns tatkräfig.

Neu hin­zu gekom­men ist die 2,5D-Ansicht. Ver­ein­facht gesagt kön­nen wir dabei, wenn es der Weg erlaubt, in den Hin­ter­grund oder Vor­der­grund lau­fen. Außer­dem kann Yoshi auf Ele­men­te im Vor­der- und Hin­ter­grund zie­len und schie­ßen. Das haben sich die Ent­wick­ler schön aus­ge­dacht. Gebraucht hät­ten wir dies jedoch nicht unbedingt.

Wich­ti­ge­re Kom­po­nen­ten des Spiels kamen dabei näm­lich zu kurz, wie wir spä­ter unter dem Abschnitt “Diver­se Pro­blem­chen” noch erläu­tern werden.


Der neue Kniff in “Yoshi’s Craf­ted World” ist die 2,5D-Perspektive, wel­che das zie­len und schie­ßen auf Objek­te im Vor­der- oder Hin­ter­grund und mehr ermöglicht

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©Nin­ten­do, Quel­le: https://gifs.com/gif/yoshi-s-crafted-world-newcomer-trailer-nintendo-switch-ANN3B7

Umfang & Spielzeit

Sammelsurium an Sammelobjekten

Neu ist auch: Blu­men gibt es nicht nur wie gewohnt in der Spiel­welt zu sam­meln son­dern nun eben­falls nach Leve­l­ab­schluss für das kom­plet­tie­ren von 100 Mün­zen, 20/20 Lebens­stern­chen und 20/20 roten Mün­zen. Die­se Blu­men benö­tigt man im spä­te­ren Ver­lauf um wei­te­re Wel­ten und Level freizuschalten.

Dies­mal könnt Ihr außer­dem den “Schach­tel­kopf” namens Björn und meh­re­re soge­nann­te “Kunst­ge­wer­ke” in jedem Level fin­den und einsammeln.

End­bos­se haben zusätz­li­che Zie­le, wie das Level in einer bestimm­ten Zeit oder ohne Scha­den zu bestehen. Die End­bos­se und Level sind zwar abwechs­lungs­reich und schön gestal­tet, aber meist lei­der trotz der Zusatz­zie­le wenig herausfordern.

In soge­nann­ten “Match”-Leveln gibt es beson­de­re Her­aus­for­de­run­gen, wie durch Rin­ge zu sprin­gen oder mit einem Solar-Auto einen Park­our zu meistern.

Jedes Level kann letzt­end­lich sogar noch­mal von der Rück­sei­te gespielt wer­den. Dabei hat man die Auf­ga­be klei­ne Schnuf­fel einzusammeln.

Spielzeit

Die­se Sam­mel­wut treibt natür­lich Spiel­zeit auf die Uhr. Am Umfang ins­ge­samt man­gelt es “Yoshis Craf­ted World” also abso­lut nicht.

Was die Wel­ten und ein­zel­nen Level betrifft, hät­te aber etwas mehr nicht gescha­det. Auf­fäl­lig ist näm­lich, dass Ihr für einen “regu­lä­ren” Durch­lauf nur etwa 6-8 Stun­den ein­pla­nen müsst wäh­rend die 100% nur mit einer deut­lich län­ge­ren Spiel­zeit von 30-35 Stun­den zu errei­chen sind.


Der “Blo­cka­fel­ler” lässt euch nur zu neu­en Wel­ten wei­ter­zie­hen, wenn ihr genü­gend Grinse­blu­men gesam­melt habt

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©Nin­ten­do, Quel­le: https://miketendo64.com/2019/03/30/spoilers-yoshis-crafted-world-all-smiley-flowers-reward/

Diverse Problemchen

Kom­men wir nun zum unan­ge­neh­me­ren Teil. Beim durch­spie­len stie­ßen wir auf grö­ße­re Hür­den, die uns gehö­rig auf die Ner­ven gin­gen. Des­halb nun alle Pro­ble­me im Schnelldurchlauf:

Ungewöhnliches Eier werfen

Wer sei­ne Eier ger­ne wie frü­her durch die Spiel­welt bal­lert wird ent­täuscht sein. Das Wer­fen ist nicht klas­sisch möglich.

Statt­des­sen gibt es den Modus “Has­tig”, bei dem man die Tas­te hält, mit dem Stick frei zielt und anschlie­ßend los­lässt oder den Modus “Ruhig” bei dem man die Tas­te ein­mal zu Beginn des zie­lens und ein­mal zum abfeu­ern betätigt.

Man muss den Ent­wick­lern aller­dings zugu­te­hal­ten, dass sie bedingt durch die 2,5D-Spielwelt wohl kei­ne ande­re Mög­lich­keit hat­ten. Ziel­ge­nau­es wer­fen wür­de mit der klas­si­schen Vari­an­te sicher­lich sehr schwie­rig, weil man die Ele­men­te im Vor­der- bzw. Hin­ter­grund nur schwer ansteu­ern könnte.

Den­noch hät­ten sich Yoshi-Fans aus alten Tagen sicher über eine Vari­an­te näher am klas­si­schen Ori­gi­nal gefreut, denn die erfor­der­te noch etwas mehr Timing als heutzutage.


Auch im neu­es­ten Able­ger wird wie­der mun­ter mit Yoshi-Eiern geschossen

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©Nin­ten­do, Quel­le: https://gamingtrend.com/feature/reviews/a-labor-of-love-yoshis-crafted-world-review/

Kostüme

Im Vor­gän­ger “Woo­ly Word” haben wir uns noch über wun­der­bar gestal­te­te Yoshis gefreut, die für Abwechs­lung sorg­ten. Ver­schie­de­ne Designs, von Shy Guy über Wii U und Piran­ha Pflan­ze bis hin zur Amii­bo-Frei­schal­tung eines Baby Bow­ser oder Mario-Yoshis war so wirk­lich alles dabei.

In “Craf­ted World” wer­den uns statt­des­sen Kos­tü­me gebo­ten, die nicht nur sehr ähn­lich aus­se­hen, rie­sig sind und damit beim geziel­ten spie­len hin­dern, son­dern auch vor Angrif­fen schützen.

Dadurch sind die­se nicht nur design­tech­nisch ein Rück­schritt, son­dern machen das Game­play oben­drein noch viel zu ein­fach. Das ist gleich dop­pelt schade.


Auch wenn die Kos­tü­me durch­aus Allein­stel­lungs­merk­ma­le auf­wei­sen, stö­ren sie doch mehr beim spie­len als sie nützen

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©Nin­ten­do, Quel­le: Majora’s Pup­pet, https://www.youtube.com/watch?v=DGtMmJ_KDW8

Ätzender Zweispielermodus

Eine der gro­ßen Stär­ken beim Vor­gän­ger “Woo­ly World” und bei Jump ’n’ Runs gene­rell ist ein Zwei­spie­ler­mo­dus. Schließ­lich machts zusam­men noch mehr Spaß mit viel Geschick durch die Level zu hüp­fen. Nicht so in “Craf­ted World”. Der Zwei­spie­ler­mo­dus ist durch eine neue spie­le­ri­sche Kom­po­nen­te voll­kom­men verunglückt.

Wenn man sich in der geeig­ne­ten Posi­ti­on befin­det, kann man nun auf den Rücken des ande­ren Yoshis sprin­gen. Dar­auf­hin schießt der Yoshi auf dem Rücken die Eier und der ande­re Yoshi steu­ert auf nor­ma­le Weise.

Zur Fol­ge setzt man sich per­ma­nent unge­wollt und auto­ma­tisch auf­ein­an­der wie paa­rungs­wil­li­ge Dinos. Dadurch nervt man sich gegen­sei­tig mit stän­di­gem auf- und abset­zen bei Sprung­pas­sa­gen. Und nicht ein­mal deak­ti­vie­ren lässt sich die­se Spiel­me­cha­nik, was schon nach kür­zes­ter Spiel­zeit den sonst so far­ben­fro­hen Spiel­spaß deut­lich trübt.


Freund hüpf auf! Was grund­sätz­lich eine net­te Idee für schwie­ri­ge oder unüber­sicht­li­che Pas­sa­gen ist, gestal­tet sich in der Pra­xis als kata­stro­pha­les Cha­os mit Nervgarantie!

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©Nin­ten­do, Quel­le: https://www.gamerevolution.com/review/520667-yoshis-crafted-world-review

Die Musik

Wur­den unse­re Ohren im flau­schi­gen “Woo­ly World” noch mit abwechs­lungs­rei­cher, fröh­li­cher und stim­mi­ger Musik ver­wöhnt, wird die Musik von “Craf­ted World” tat­säch­lich schnell zur Qual.

Das Main The­me ist zwar wirk­lich süß, wird aber im gesam­ten Spiel nur durch klei­ne Abwand­lun­gen ergänzt.

Im Grun­de fühlt es sich also so an, als ob in jedem Level durch­gän­gig der glei­che Titel läuft. Mit der Zeit ent­wi­ckelt sich die Musik so zur ech­ten Belas­tungs­pro­be, ein­fach weil per­ma­nent die glei­che Melo­die gespielt wird.


Mit “macht euch bereit das über das gesam­te rest­li­che Spiel zu hören”, kom­men­tiert User “Waterninja20” das Haupt­the­ma auf You­tube und ern­tet 323 Dau­men dafür.[1]
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©Nin­ten­do, Quel­le: https://www.youtube.com/watch?v=Ju3oAIiKTgk

Fazit - Ganz gutes Yoshi-Jump ’n‘ Run mit Schwächen

Am Ende bleibt “Yoshi’s Craf­ted World” eine durch­wach­se­ne Spiel­erfah­rung. Yoshis neu­es­ter Aus­flug ist zwar bei­lei­be kein Total­aus­fall, kommt aber lei­der nicht an das Top-Niveau der Vor­gän­ger heran.

Positiv

Auf der Haben­sei­te steht eine kun­ter­bun­te und schön gestal­te­te Spiel­welt in Papp-Optik, mit Lie­be zum Detail und einer ordent­li­chen Por­ti­on Krea­ti­vi­tät, nicht nur im Level­de­sign son­dern im gesam­ten Kon­zept. Die neu­en Facet­ten wie die 2,5D-Ansicht sind eine net­te Erneue­rung, die wir aber nicht unbe­dingt gebraucht hät­ten. Außer­dem posi­tiv ist eine wie von Nin­ten­do gewohnt kna­cki­ge Steue­rung sowie eine sta­bi­le und sau­be­re Programmierung.

Negativ

Eini­ge Pro­ble­me über­schat­ten das neu­es­te Yoshi-Aben­teu­er jedoch deut­lich. Vor allem die in End­los­schlei­fe lau­fen­de Musik nervt bereits nach gerin­ger Spiel­zeit tie­risch. Die Papp­schach­tel-Kos­tü­me sind ein­tö­nig und wir­ken nicht nur unin­spi­riert, son­dern stö­ren oben­drein auf spie­le­ri­scher Ebe­ne. Die Viel­zahl an sam­mel­ba­ren Objek­ten treibt zwar Spiel­zeit auf die Uhr, steht aber in kei­nem guten Ver­hält­nis zur Men­ge an Wel­ten und Leveln.

Am schlimms­ten ist aber wohl der völ­lig ver­un­glück­te Zwei­spie­ler­mo­dus, der die gemein­sa­me Couch-Koop Erfah­rung bei­na­he voll­stän­dig zunich­te macht und kon­se­quent den Spaß raubt!


Lieber nochmal flauscheln in “Wooly World”

Viel­leicht wäre ein für Nin­ten­do typi­scher und ein­fa­cher Port von “Woo­ly World” auf die Nin­ten­do Switch die bes­se­re Wahl für ein aktu­el­les Yoshi-Spiel gewe­sen, anstel­le eines durch­wach­se­nen Nachfolgers.

Für die Zukunft wür­den wir uns eine Fort­set­zung des Knud­del­di­nos, ger­ne auch wie­der von “Good-Feel” wün­schen. Schließ­lich hat das Ent­wick­ler­stu­dio mit dem flau­schi­gen Vor­gän­ger gezeigt, dass es ein wirk­lich per­fek­tes Yoshi-Spiel kre­ieren kann.


Fazit - Wir legen lie­ber noch­mal “Woo­ly World” in die Wii U ein

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©Nin­ten­do, Quel­le: https://www.nintendo.de/Spiele/Wii-U/Yoshi-s-Woolly-World-892537.html

Trailer

Der offi­zi­el­le deut­sche Ver­öf­fent­li­chungs­trai­ler zu “Yoshi’s Craf­ted World”

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Der Fall Richard Jewell (2019)

  • 8/10
    dero­fa Durch­schnitts­wer­tung - 8/10
8/10

Aus­ge­zeich­net

Im Jahr 2019 zieht East­wood sorg­fäl­tig als Pup­pen­spie­ler sei­ne Fäden in die­ser wah­ren Geschich­te über die Unfä­hig­keit der Regie­rung und die Fol­gen fal­scher Medienberichterstattungen.

Nomi­niert wur­de der Film für etli­che Aus­zeich­nen u.a. bei den Oscar­ver­lei­hun­gen 2020 für Kathy Bates als “Bes­te Neben­dar­stel­le­rin”. Pro­du­ziert wur­de der Film neben East­wood u.a. auch von Leo­nar­do DiCa­prio und Jonah Hill.

Gran­dio­se Schaus­spiel­kost mit erschüt­tern­den Gescheh­nis­sen über den Bom­ben­an­schlag 1996 in Atlan­ta im Rah­men der Olym­pi­schen Spiele.

Was es mit der wah­ren Geschich­te auf sich hat und ob wir bei derofa.de hier einen Geheim­tipp erha­schen konn­ten, erfahrt Ihr in unse­rem Review.

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Gen­re: Dra­ma, Bio­gra­fie

Ori­gi­nal­ti­tel: Richard Jewell

Pro­duk­ti­ons­land: USA

Pro­duk­ti­ons­fir­ma: Appian Way, Mis­her Films, 75 Years Plan Pro­duc­tions, The Mal­pa­so Company

Regie: Clint Eastwood

Dreh­buch: Bil­ly Ray

Pro­duk­ti­on: Jen­ni­fer Davis­son, Leo­nar­do DiCa­prio, Clint East­wood, Jonah Hill, Jes­si­ca Mei­er, Kevin Mis­her, Tim Moore

Musik: Arturo San­do­val

Län­ge: ca. 129 Minuten

Alters­frei­ga­be: FSK 12

Uni­ver­sum: -

Vor­gän­ger: -

Nach­fol­ger: -

Wer­tung:  

Autor: Melis­sa

Ver­fasst am: 20.06.2021


Clint Eastwood’s neuestes Werk

Clint East­wood hat häu­fig sei­ne Fin­ger im Spiel wenn es um dra­ma­tur­gi­sche Erzäh­lun­gen geht - so erneut in sei­nem zuletzt pro­du­zier­ten Werk “Der Fall Richard Jewell” aus dem Jahr 2019.

Die Geschich­te hin­ter Richard Jewell stammt 1997 aus einem Zei­tungs­ar­ti­kel der Vani­ty Fair mit dem Titel “Ame­ri­can Night­ma­re: The Bal­lad of Richard Jewell” von Marie Bren­ner.  Eine Geschich­te über eine Kata­stro­phe wäh­rend den Olym­pi­schen Spie­len 1996 und einem Ver­an­stal­tungs­ort in Atlan­ta. Die Medi­en berich­te­ten in Auf­ruhr über den erschüt­tern­den Vor­fall. Selbst im 21. Jahr­hun­dert ist Richards Jewells Fall nicht unver­ges­sen geblie­ben. Die Ereig­ni­se in Atlan­ta bie­te­ten gro­ßes Poten­ti­al für Hol­ly­wood - was auch Pro­du­zent Clint East­wood schnell erkann­te und 2019 aber­mals ein Hol­ly­wood-Dra­ma mit Hit-Poten­zi­al pro­du­zier­te. Was genau in Atlan­ta pas­sier­te und was es mit dem Film auf sich hat erzäh­len wir Euch im fol­gen­den Abschnitt.


Clint und Paul am Set von “Der Fall Richard Jewell”

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Eine Tragödie braucht einen Sündenbock

Der Film dreht sich um den Prot­ago­nis­ten Richard Jewell, der zusam­men mit sei­ner Mut­ter in Atlan­ta lebt. Richard ist ein ehe­ma­li­ger Poli­zist der sei­nen Abschluss an der Poli­zei­aka­de­mie in Nor­the­ast Geor­gia mit Bra­vour bestan­den hat, jedoch nicht mehr als Poli­zist arbei­tet. In der Zwi­schen­zeit über­nimmt der Waf­fen­samm­ler sowie -lieb­ha­ber oft Jobs als Secu­ri­ty bei ver­schie­de­nen Ver­an­stal­tun­gen an.

So auch am Abend des 27.Juli 1996 im Cen­ten­ni­al Olym­pic Park in Atlan­ta, wel­ches zu die­ser Zeit als ein Ver­an­stal­tungs­ort der Olym­pi­schen Spie­le dien­te. Richard ent­deck­te wäh­rend der Arbeit einen her­ren­los ver­däch­ti­gen Ruck­sack unter einer Bank. Sein Bauch­ge­fühl teil­te ihm nichts Gutes mit. Richard mel­de­te die­ses auf­fäl­li­ge Gepäck­stück unver­züg­lich sei­nen Poli­zei­kol­le­gen am Ver­an­stal­tungs­ort. Was zu Beginn von sei­nen Kol­le­gen nur als Spaß emp­fun­den und Richards Fund eher als Witz ange­se­hen wur­de, stell­te sich im Ver­lauf als ech­te Bedro­hung dar. An die­sem Abend explo­dier­te eine Bom­be im Olym­pic Park in Atlan­ta. Richard konn­te durch sein schnel­les Han­deln schlim­me­res ver­hin­dern, jedoch for­der­te das Atten­tat zwei Men­schen­le­ben und 111 ver­letz­te Opfer.[1] Die Medi­en kür­ten ihn anfangs zum Natio­nal­hel­den, wäh­rend das FBI ihn zu einem Ver­däch­ti­gen mach­ten. Für Richard wur­de glor­rei­cher Ruhm schnell zur tra­gi­schen Heimsuchung.


Richard als Secu­ri­ty im Cen­ten­ni­al Olym­pic Park

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Wenn Taten das Leben verändern

Clint East­wood prä­sen­tiert uns in die­sem Dra­ma-Strei­fen eine scho­ckie­ren­de und fes­seln­de Geschich­te eines Bom­ben­an­schlags mit pri­va­ten Ein­bli­cken in das Leben von Richard Jewell. Richard wird als lie­be­vol­ler und ehr­li­chen Mensch ange­se­hen. Sein Ver­trau­en und sei­ne Loya­li­tät als ehe­ma­li­ger Poli­zist zur Poli­zei wird ihm zum Ver­häng­nis. Denn Richard ist blind die eigent­li­chen Absich­ten hin­ter den Hand­lun­gen der Poli­zei zu erken­nen und wird so von der Regie­rung maß­los aus­ge­nutzt und zum Opfer des Staa­tes gewandelt.

Unter­malt wur­de die­ses Hol­ly­wood­spek­ta­kel durch dra­ma­tur­gisch pas­sen­de Musik, die Sze­ne für Sze­ne adäquat gewählt wur­de. Clint East­wood ver­mag es dadurch den Zuschau­er noch mehr in das Gesche­hen ein­zu­bin­den und mit­füh­len zu lassen.


Richard unter­zieht sich frei­wil­lig einem Lügendetektortest

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Perfektion hinter sowie vor der Kamera

Star­be­set­zung garan­tiert! Clint East­wood wähl­te für sein Werk bekann­te Schau­spie­ler für sei­ne Neben­rol­len mit u.a. Kathy Bates (Ame­ri­can Hor­ror Sto­ry) in der Rol­le der besorg­ten Mut­ter Bobi sowie Oli­via Wil­de als Jour­na­lis­tin, die hart­nä­ckig über den Fall Richard Jewell berich­ten möchte.

Die Haupt­rol­le hin­ge­gen ver­gab er dem eher noch “unbe­kann­ten” Schaus­pe­ler und Stand-Up-Come­di­an Paul Wal­ter Hau­ser, der meis­ter­haft die Rol­le des Richard Jewell ver­kör­per­te. Paul spiel­te bis­her in dut­zend Fil­men[2] mit, sowie u.a. im neu­es­ten Dis­ney-Glanz­stück “Cru­el­la” (2021). Authen­tisch und ori­gi­nell per­so­ni­fi­ziert er Richard als den nai­ven und sorg­sa­men Bür­ger Atlanta’s.


Der ech­te Richard Jewell und Paul Wal­ter Hau­ser in sei­ner Rolle

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https://www.cbsnews.com/pictures/stars-movies-based-true-stories-people/

Fazit - Wenn der Jäger zum gejagten wird

Hier stimmt alles! Wenn die Gesell­schaft jeman­den im Visier hat und die Medi­en dies aus­nut­zen wer­den arme Bür­ger zum Opfer unschul­di­ger Taten. Richard’s Fall ist anstö­ßig und in Zei­ten von Social Media und “Fake News” aktu­el­ler denn je anzusehen.

Wir sind über­aus zufrie­den mit der Insze­nie­rung die­ser wah­ren Geschich­te aus dem Leben von Richard Jewell. Clint East­wood zeigt uns ein wei­te­res Mal sein Kön­nen als Hollywoodproduzent.

Die Geschich­te baut etap­pen­wei­se auf und bin­det uns als Zuschau­er kon­stant an den Bild­schirm. Um noch eine Schip­pe drauf­zu­le­gen wur­de die mus­ka­li­sche Unter­ma­lung der Sze­nen mit sorg­falt gewählt. Wir sind es nicht anders vom Pro­du­zen­ten East­wood gewohnt - lasst Euch mit­rei­ßen in die­ser fri­vo­len Geschich­te eines unschul­di­gen Bür­gers, der zuerst Held dann Sün­den­bock des Staa­tes wurde.


Trailer

Der offi­zi­el­le deut­sche Trai­ler zu „Der Fall Richard Jewell”.

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