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Trek to Yomi (2022)

  • 6/10
    dero­fa Durch­schnitts­wer­tung - 6/10
6/10

Ganz Gut

Am 5.Mai 2022 erschien ein neu­es, mit Hoff­nung erfüll­tes Video­spiel aus dem Hau­se “Fly­ing Wild Hog”.

Mit dem Titel “Trek to Yomi” ent­führt es uns in die japa­ni­sche Edo-Zeit und wir tref­fen auf den Prot­ago­nis­ten Hiro­ki - unse­rem furcht­lo­sen Helden.

Sti­lis­tisch ist die Rei­se nach Yomi ein Hin­gu­cker. Das macht das Video­spiel gera­de beson­ders. Doch was bie­tet es noch?

Wir haben uns nach Yomi gewagt und erzäh­len euch in unse­rer Kri­tik, wie wir unse­re Rei­se emp­fun­den haben.

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Gen­re: Action-Adven­ture, Side-Scrol­ler

Ori­gi­nal­ti­tel: Trek to Yomi

Pro­duk­ti­ons­land: Polen

Entwicklerstudio/Publisher: Fly­ing Wild Hog/Devolver Digital

Musik: Cody Mat­thew John­son, Yoko Honda

Spiel­mo­dus: Einzelspieler

DLC: bis­her kei­ner bekannt (Stand: 25.05.2022)

Spiel­zeit: Haupt­spiel: ca. 5-6 Stun­den (Sto­ry)

Platt­for­men: Play­Sta­ti­on 4, Play­Sta­ti­on 5, Xbox Seri­es X/S, PC

Alters­frei­ga­be: USK 16

Ähn­li­che Titel: Ghost of Tsus­hi­ma (2020), Lim­bo (2010)

Wer­tung:  

Test­platt­form: Play­Sta­ti­on 5

Autor: Melis­sa

Ver­fasst am: 23.05.2022

Lese­zeit: ca. 8 Minu­ten (Direkt zum Fazit)

Ein Kurosawa-Spiel?

Wenn man das ers­te mal auf „Trek to Yomi“ trifft, wird man vom sti­lis­ti­schen stark beein­druckt. Die schwarz-weiß Optik erin­nert sofort an die Fil­me des Regis­seurs Aki­ra Kuro­sa­wa der durch sei­ne Pro­jek­te wie z.b. “Die 7 Samu­rai (1954)” oder “Yojim­bo der Leib­wäch­ter (1961)” gro­ße Berühmt­heit erlangt hat. Die­ser Neue bzw. Alte Look erweckt in uns Neugier.

Mit “Trek to Yomi” erhal­ten wir einen neu­en Side-Scrol­ler das vom pol­ni­schen Stu­dio “Fly­ing Wild Hog” ent­wi­ckelt und durch den Publis­her “Devol­ver Digi­tal” im Mai 2022 ver­öf­fent­licht wur­de. Das Video­spiel erschien für die Play­Sta­ti­on 4, die Play­Sta­ti­on 5, den PC sowie die Micro­soft Kon­so­len Xbox Seri­es X/S. Es schaff­te lei­der nicht den Weg auf die klei­ne Nin­ten­do Kon­so­le. Jedoch soll­ten wir abwar­ten, die Nin­ten­do Switch wird sich gege­be­nen­falls auch ein Stück vom Kuchen abschnei­den wollen.

Genug gere­det, jetzt gehts ans Ein­ge­mach­te. Doch um was geht es in “Trek to Yomi?”

Wir rei­sen mit unse­rem Prot­ago­nis­ten Hiro­ki durch die Edo-Zeit. Wir ler­nen vie­le Details über die dama­li­ge Kul­tur Japans. Gleich zu Beginn befin­den wir uns in einem wasch­ech­ten Kuro­sa­wa Film wie­der. Es sieht jeden­falls stark danach aus und wer sich mit den Fil­men des Regis­seurs gut aus­kennt, dem wird die gesam­te Sti­lis­tik sofort ins Auge ste­chen. Alles wirkt so en detail - fast zu schön um wahr zu sein. Neben all den ers­ten Ein­drü­cken bringt der Sound­track das gan­ze noch mehr auf den Höhe­punkt. Doch schnell wird klar - der Schein trügt! Was uns Neu­gier und Inter­es­se brach­te, ver­wan­delt sich schnell in ein Skur­ri­li­tä­ten­ka­bi­nett. Dazu müs­sen wir noch wei­ter aus­ho­len - wei­ter gehts.


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Die Handlung - die Edo-Zeit Japans

Die Geschich­te setzt den ers­ten Fuß ins rich­ti­ge Feld. Es beginnt span­nend und bin­det uns schnell fest. Die Dra­ma­tur­gie ist zu spü­ren. Ein ein­sa­mes Dorf mit­ten in Japan wird zer­stört. Es gibt vie­le Opfer. Unser Prot­ago­nist hat sich die Auf­ga­be zuge­legt, die Ver­ant­wort­li­chen der Zer­stö­rung des Dor­fes zu kon­fron­tie­ren. Neben bru­ta­len Kämp­fen, ver­sucht die Hand­lung uns auch etwas zu sen­si­bi­li­sie­ren und ver­packt in der Sto­ry uner­war­tet eine ver­steck­te Lie­bes­ge­schich­te. Die­se wird jedoch schnell zur Neben­sa­che. Nun gut, unser Held ver­sucht sein Dorf zu rächen - klingt erst mal nach nichts Neuem.

Wie o.g. ver­läuft die Hand­lung anfangs mit­rei­ßend, den­noch ent­wi­ckelt sie sich in eine Rich­tung, auf einen Weg, mit dem wir nicht sym­pa­thi­sie­ren kön­nen. Die Sto­ry wird durch unpas­sen­de Fan­ta­sy-Ele­men­te schnell zum Schei­tern gebracht. Erst ver­such­te uns das Video­spiel zu zei­gen, wie es in der Edo-Zeit in Japan damals aus­sah, zugleich ent­wi­ckelt sich die Dar­stel­lung dann in eine Absur­di­tät. Alles wor­auf wir hoff­ten, war ein ech­tes Samu­rai-Video­spiel zu bekom­men. Wir hoff­ten auf einen beson­de­ren Stil wie der aus den Karusa­wa-Fil­men. Wir wünsch­ten uns ein beson­de­res Werk - etwas das nicht gleich wie­der im Meer ver­sinkt. Lei­der schafft “Trek to Yomi” nicht unse­re Erwar­tun­gen zu erfüllen.

Mit unse­rem Prot­ago­nis­ten betre­ten wir Abschnit­te die immer wei­ter in die Welt der Toten füh­ren - immer wei­ter nach Yomi. Wir tref­fen auf unto­te Samu­rai-Mit­glie­der. Dies führt schnell dazu das die so zu Beginn hoch gelob­te rea­li­täts­treue Dar­stel­lung zu Nich­te gemacht wird und kom­plett im Boden versinkt.
Wir kön­nen der Hand­lung auf­grund der bizar­ren Erzähl­wei­se auch irgend­wann nicht mehr rich­tig folgen.


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Falsche Belichtung - Statt bergauf geht’s bergab

“Trek to Yomi” ver­sucht vie­le Ele­men­te der japa­ni­schen Kul­tur zu ver­an­schau­li­chen. Die japa­ni­sche Kul­tur ist auch enorm inter­es­sant und inner­halb der Hand­lung tat­säch­lich der ein­zi­ge posi­ti­ve Fak­tor. Wir kön­nen Sam­mel­ob­jek­te ein­sam­meln, die uns ein klein wenig die japa­ni­sche Geschich­te näher brin­gen sol­len. Doch die­se Sam­mel­ob­jek­te sind nach einer gewis­sen Zeit schon fast gleich­gül­tig gewor­den. Soll­ten sol­che sam­mel­ba­ren Gegen­stän­de nicht reiz­voll sein? Der Reiz in “Trek to Yomi” ver­liert sich rasch.

Zudem haben sich die Ent­wick­ler für eine nega­ti­ve Art ent­schie­den, die Objek­te auf­zu­su­chen. Natür­lich reden wir von dem übli­chen “Es blinkt und glit­zert und man drü­cke X und schon ist das Objekt ein­ge­sam­melt”. Wor­auf wir jedoch hin­aus möch­te, ist die grot­tig schlech­te Belich­tung und somit Dar­stel­lung der ein­zel­nen Sze­nen­ab­schnit­te. Denn, man fin­det die Objek­te schlecht, da man sie nicht sieht.

Die Beleuch­tung ist zu grell oder hell und das führt dazu, dass wir ein­fach oft an Objek­ten vor­bei gegan­gen sind. Falls ihr euch fragt ob das eine Ein­stel­lungs­sa­che des TV’s ist - NEIN. Denn wir haben uns an die Stan­dart-Ein­stel­lung gehal­ten. Zudem ist uns dies auch in kei­nen ande­ren Video­spie­len so dras­tisch auf­ge­fal­len. Die schwarz-weiß Dar­stel­lung ist womög­lich der Übel­tä­ter. Doch das ner­vigs­te an die­ser The­ma­tik ist, dass so etwas auch wäh­rend den Kämp­fen pas­siert. Das führt uns zum nächs­ten ableh­nen­den Aspekt - das Kampfsystem.


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Das Kampfsystem und Co. - fad und gefühllos

Am Anfang hat­ten wir noch das Gefühl den Angriff mit dem Samu­rai-Schwert förm­lich zu füh­len. Ein Schlag mit die­ser Waf­fe, soll­te den Gege­ner schnell die Luft zu dre­hen. In “Trek to Yomi” kön­nen wir mit­hil­fe unse­rer Samu­rai­schwerters oder ande­ren Waf­fen auf unse­re Geg­ner ein­schla­gen. Wir kön­nen die Angrif­fe parie­ren oder blo­cken. Neben den Angrif­fen ist es unse­rem Cha­rak­ter auch mög­lich nach vor­ne oder hin­ten zu rol­len um Angrif­fen aus­zu­wei­chen. Kurz und knapp - das ist die Steue­rung von “Yomi”.

Wäh­rend einer gewis­sen Spiel­dau­er bringt uns das Kampf­sys­tem dazu, im Ver­lauf zu erken­nen, dass wir doch kei­ner­lei hap­ti­sches Feed­back wäh­rend den Schlä­gen erhal­ten. Wenn wir z.B. gegen Unto­te-Samu­rai kämp­fen müs­sen (was im Ver­lauf desöf­te­ren auf­tre­ten wird) oder auf Geis­ter von Yomi tref­fen, ver­lie­ren sich die durch­ge­führ­ten Hie­be fast wie ein Angriff ins Lee­re. Das führt noch dazu das man sei­ne Kom­bos nicht rich­tig durch­füh­ren kann und wenn dazu die Belich­tung zu grell ist und wir unse­ren Cha­rak­ter kaum erken­nen oder sehen kön­nen, wird das parie­ren von Schlä­gen noch schwie­ri­ger. Der Ball rollt wei­ter, denn die­se Reak­ti­on führt dazu, dass wir oft unse­re Leben ver­lie­ren und unse­re Rei­se wie­der vom letz­ten Spei­cher­punkt an begin­nen müs­sen. Ziem­lich ner­vig auf Dauer.

Wir möch­ten auch noch kurz auf das Skill-Sys­tem zurück kom­men. In “Trek to Yomi” erlangt man durch gewis­se Taten, sei­en es neue Kom­bos, oder das ein­sam­meln von neu­en Gegen­stän­den oder das Betre­ten von neu­en Gebie­ten, neue Fähig­kei­ten. Das Video­spiel schal­tet für uns dann neue Kom­bos frei - also neue Tas­ten­kom­bi­na­tio­nen für eure Angrif­fe mit der Kata­na und Co. .

Die Kom­bos wer­den gar nicht erst erklärt und dem Spie­ler wird ein­fach eine Tas­ten­kom­bi­na­ti­on auf den TV geschmis­sen. Dadurch wer­den selbst die Kom­bos schon fast belang­los. Man hat nie das Gefühl des auf­le­velns, denn es gibt kei­nen Stu­fen­auf­stieg. Als Spie­ler fühlt es sich dann doch manch­mal so an, als habe man kei­ne Erfol­ge. Das gan­ze Kon­zept aus dem Hau­se “Fly­ing Wild Hog” wur­de nicht gut durch­dacht . Man könn­te schon fast andeu­ten, es wäre nur so dahin­ge­klatscht wor­den - „Haupt­sa­che etwas pro­du­zie­ren“ denn so etwas erle­ben wir mitt­ler­wei­le desöf­te­ren. Wir sind ent­täuscht, denn es fing alles so schön an.


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Japan Flair - Soundtrack und Co.

Neben den nega­ti­ven Punk­ten gibt es natür­lich auch gute Sachen in “Trek to Yomi”.

Die kul­tu­rel­le The­ma­tik ver­leiht uns den japa­ni­schen Flair den wir auch genau so gewollt haben. Das wird durch den star­ken Sound­track von Cody Mat­thew John­son und Yoko Hon­da noch mehr betont. Man fühlt sich direkt zurück ins alte Japan versetzt.

Das gan­ze Video­spiel ent­hält eine japa­ni­sche Ver­to­nung mit deut­schem Unter­ti­tel. Hier­zu kön­nen wir nichts nega­ti­ves sagen. Die Ver­to­nung wur­de sehr gut ins Video­spiel gebracht.

So und was folgt noch posi­ti­ves? Lei­der gibt es nichts mehr auf­zu­zäh­len. Wir fin­den das zutiefst scha­de denn “Trek to Yomi” hat sehr viel Poten­ti­al nach Yomi verschossen.


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Fazit - nur für ausgesprochen große Japan-Fans

Nichts­des­to­trotz wer­den Japan-Lieb­ha­ber bei den ca. 6 Stun­den Spiel­zeit des­sen unge­ach­tet auf ihre Kos­ten kom­men. Allein schon durch den Flair den “Trek to Yomi” bietet.

Den­noch muss man hier eine wich­ti­ge Fra­ge stel­len: “Wäre es dann nicht rat­sa­mer ein Video­spiel zu spie­len, wel­ches eine dich­te­re Japan-Atmo­sphä­re auf­zeigt und ein her­vor­ra­gen­des Kampf­sys­tem hat?” Somit wäre man mit „Ghost of Tsus­hi­ma“ (2020) (Wenn ihr das Video­spiel noch nicht kennt, schaut hier in die Kri­tik von unse­rem Redak­teur Jan­nik vor­bei) aus dem Hau­se “Sucker Punch Pro­duc­tions” am rich­ti­gen Ort.

Wir kön­nen es uns nicht neh­men und müs­sen das Video­spiel mit dem “Geist” erwähnen.

Was unse­re Rei­se nach Yomi falsch macht, das macht der Sakai in “Ghost of Tsus­hi­ma” rich­tig . Er zeigt uns näm­lich wie ein rich­ti­ges japa­ni­sches Samu­rai­spiel aus­se­hen sollte.

In dem Sin­ne möch­te wir euch hier­zu noch eine pas­sen­de japa­ni­sche Weis­heit auf den Weg geben[1]:

Wenn man ohne Kraft beginnt, wer­den sie­ben von zehn Hand­lun­gen nicht zu Ende gebracht.Yama­mo­to Tsunetomo

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Was hal­tet Ihr von dem neu­en Samu­rai Video­spiel? Teilt eure Gedan­ken zu „Trek to Yomi“ mit uns in der Kom­men­tar­sek­ti­on! Wir wür­den uns freu­en. Und unse­re tap­fe­ren Samu­rai auch.


Trailer

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