Parasite (2019)

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    dero­fa Durch­schnitts­wer­tung - 9/10
9/10

Her­aus­ra­gend

Sie­ger von vier Oscars u.a. als „bes­ter Film des Jah­res“ wur­de Para­si­te zum meist dis­ku­tier­ten Film 2019.

Unter Kri­ti­kern sowie Zuschau­ern gilt er als inter­na­tio­na­les Meisterwerk.

Was hin­ter dem soge­nann­ten „Para­si­ten“ steckt und ob derofa.de genau­so begeis­tert vom Werk ist, erfahrt Ihr in unse­rem Review.

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Gen­re: Dra­ma

Ori­gi­nal­ti­tel: Gisa­eng­chung

Pro­duk­ti­ons­land: Südkorea

Regie: Bong Joon-ho

Dreh­buch: Bong Joon-ho, Han Jin-won

Musik: Jeong Jae-il

Län­ge: 132 Minuten

Alters­frei­ga­be: FSK 16

Wer­tung:  

Autor: Lis­sa

Ver­fasst am: 10.03.2020


Eine ungewöhnliche Familie

Para­si­te ist eine süd­ko­rea­ni­sche Pro­duk­ti­on die im Jahr 2019 in die deut­schen Kinos kam. Der Film han­delt von der Fami­lie Kim, die unter äußerst beschei­de­nen Ver­hält­nis­sen leben muss.

Sie sind am tiefs­ten Punkt ange­kom­men. Das Ehe­paar Kim Ki-taek (Song Kang-ho) und Chung-sook (Jang Hye-jin) haben bei­de kein sta­bi­les Ein­kom­men. Ihre Woh­nung wirkt dre­ckig, her­un­ter­ge­kom­men und ist für die vier­köp­fi­ge Fami­lie bei wei­tem nicht groß genug.

Fami­lie Kim hat weder genug zu Essen geschwei­ge denn “Luxus­ar­ti­kel”, oder einen eige­nen Inter­net­an­schluss, da sie sich die­sen nicht leis­ten können.


Ki-Jung (Park So-dam) und sein Bru­der Ki-Woo suchen ver­zwei­felt nach einer offe­nen W-LAN Verbindung

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©Koch Films

Die Kluft zwischen Arm und Reich

Eines Tages wird der Sohn Ki-Woo (Choi Woo-shik) von sei­nem alten Schul­freund zuhau­se besucht. Die­ser hat ihm sei­nen ehe­ma­li­gen Aus­hilfs­job als Nach­hil­fe­leh­rer für die Toch­ter einer rei­chen Fami­lie ange­bo­ten, da er auf­grund sei­ner geplan­ten Rei­se selbst nicht mehr in der Lage sein wird den Job aus­zu­füh­ren. Ki-Woo zögert nicht lan­ge und nimmt das Ange­bot sei­nes alten Freun­des wohl­wol­lend an.

Bereits am nächs­ten Tag hat er ein Vor­stel­lungs­ge­spräch bei der wohl­ha­ben­den Fami­lie Park. Um einen sehr guten Ein­druck zu hin­ter­las­sen, nimmt er sei­nen womög­lich ein­zi­gen Anzug aus dem Schrank. Die rei­che Fami­lie soll nicht erfah­ren in wel­chen schreck­li­chen Ver­hält­nis­sen Ki-Woo und sei­ne Fami­lie leben müssen.

Schnell macht sich Ki-Woo sei­nen Platz als Nach­hil­fe­leh­rer bei Da-hye (Jeong Ji-so), der Toch­ter der Fami­lie Park sicher. Wäh­rend sei­ner Nach­hil­fe­stun­den ver­sucht er stehts der jun­gen Fami­lie auch in ande­ren Din­gen zur Sei­te zu stehen.


Im schi­cken Anzug ver­sucht Kim-Woo beim Vor­stel­lungs­ge­spräch zu ver­schlei­ern woher er wirk­lich kommt

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©Koch Films

Gesellschaftskritische Satire

Der Film strotzt nur so von Gesell­schafts­kri­tik. Die Ungleich­heit der sozia­len Schich­ten in Süd­ko­rea ist das Haupt­the­ma von Para­si­te. Der Film ver­sucht die Abgren­zung zwi­schen der Rei­chen und der Armen Gesell­schaft stark zu beto­nen – genau das macht den Film zu einem beson­de­ren Werk.

Para­si­te ist ein Film der so kri­tisch mit den sozia­len Schich­ten umgeht und dabei den­noch mit einem Hauch von Witz um sich wer­fen kann, ohne an Rea­lis­mus zu ver­lie­ren. Auf den ers­ten Blick wird nicht klar um was für einen Film es sich hier han­delt - doch auf den zwei­ten Blick erkennt man deut­lich die Kunst­rich­tung zur Tra­gi­ko­mö­die wieder.

Dadurch wirkt der Film wie eine Gesell­schafts­kri­ti­sche Sati­re die der Regis­seur Bong Joon-ho genau­so beab­sich­tigt hat­te, um die moder­ne Welt wie wir sie heu­te ken­nen fil­misch dar­stel­len zu können.


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©Koch Films

Perfides Bild der Bevölkerung

Bong Joon-ho ist dafür bekannt aus sei­nen Fil­men eine Gesell­schafts­sa­ti­re zu machen. Bereits im Jahr 2006 brach­te der Regis­seur den Film „The Host“ her­aus, wel­ches sich stark an der Sti­lis­tik von Para­si­te anlehnt.

Schon ab der ers­ten Sze­ne will der Film uns in die Welt der Ein­kom­mens­schwa­chen zie­hen, damit wir mit­füh­len – es mit­er­le­ben kön­nen. Fami­lie Kim wirkt dabei jedoch nicht dau­er­haft als Opfer, sodass wir kei­nes­falls stets nur Mit­ge­fühl emp­fin­den muss­ten. Zuge­ge­ben, wir waren scho­ckiert in wel­chen Ver­hält­nis­sen die Fami­lie leben muss und wie sich im Kon­trast dazu die wohl­ha­ben­de Fami­lie Park in ihrer Luxus­vil­la ver­gnü­gen und ein (fast) pro­blem­lo­ses Leben füh­ren kann.


Das Ehe­paar Park

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©Koch Films

Kontrovers und überspitzt

Para­si­te ver­mag es die Unter­schie­de der sozia­len Schich­ten weit­ge­hend zu prä­zi­sie­ren, jedoch zeigt der Film uns auch, dass selbst ein Luxus­le­ben mit Pro­ble­men über­schüt­tet wer­den kann. Dies im Fall von Fami­lie Park, denn ihr Leben scheint auf den ers­ten Blick glück­lich und ohne Sor­gen zu sein.

Doch auch die­ser Schein trügt. Hin­ter jeder Fas­sa­de steckt mehr als man denkt. Die Rei­chen sind nur nett und höf­lich weil sie es sich leis­ten kön­nen. Die Armen hin­ge­hen bet­teln um jede Zunei­gung. Sie kön­nen es sich nicht anma­ßen unfreund­lich zu sein, da ihr gesam­tes Leben davon abhängt, wie sie sich ande­ren prä­sen­tie­ren. Der Regis­seur möch­te den Zuschau­er dazu brin­gen genau­er hin­zu­se­hen und sich dann die Fra­ge zu stel­len wer hier eigent­lich der ech­te „Schma­rot­zer“ ist und wer nicht. Könnt ihr es denn sehen?

Was uns Para­si­te hier lie­fert ist künst­le­risch sehr wert­voll. Die Hand­lung ist skur­ril, bleibt den­noch so echt und rea­li­täts­treu und selbst wenn wir den­ken die Hand­lung ver­stan­den zu haben, bringt sie uns immer mal wie­der zum Gedan­ken­tausch. Lan­ge­wei­le konn­te hier nicht auf­tre­ten – und das bei 132 Minuten.

Jedes Detail stimmt in dem süd­ko­rea­ni­schen Film. Abge­se­hen von der Umge­bung in denen unse­re Prot­ago­nis­ten sich auf­hal­ten (die her­un­ter­ge­kom­me­ne Woh­nung der Fami­lie Kim) zeigt uns Para­si­te auch mit kleins­ten Details wel­che star­ke Aus­sa­ge­kraft die­se haben kön­nen. Wie z.B. das Zuhal­ten der Nase auf­grund von „schlech­tem Geruch“. Ver­deut­li­chen soll dies die Men­schen aus der sozia­len Unter­schicht. Für die finanz­star­ke Gesell­schaft haben „arme Leu­te“ einen wider­li­chen und uner­träg­li­chen Duft.

Ein sehr kon­tro­ver­ses Detail wel­ches uns als Zuschau­er damit jedoch direkt tref­fen soll – sein Ziel hat es damit defi­ni­tiv nicht verfehlt.


Erneut eine sehr über­trie­ben dar­ge­stell­te Szene

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©Koch Films

Fazit

Para­si­te lässt uns nach mehr als 2 Stun­den Lauf­zeit mit einem wuch­ti­gen Wow-Effekt zurück. Die Hand­lung stellt sich als so unge­wöhn­lich und unvor­her­ge­se­hen her­aus und rückt uns den Film so in eine ande­re Perspektive.

Genau das ist der Gewin­ner nach dem wir gesucht haben! Dadurch wird Para­si­te alles ande­re als zum Ein­heits­brei. Im Gegen­teil, Para­si­te zeigt uns mit sei­ner Sati­re der Gesell­schaft, in Kom­bi­na­ti­on mit Thril­ler-Ele­men­ten, dass Fil­me tief­grün­dig, rea­li­täts­be­zo­gen, komö­di­an­tisch und trotz­dem her­vor­ra­gend pro­du­ziert sein können.

Es reicht nicht den Film nur ein­mal zu sehen um ihn voll­ends ver­ste­hen zu kön­nen. Para­si­te ist zurecht der bes­te inter­na­tio­na­le Film aus dem Jah­re 2019 und soll­te nicht nur von Kri­ti­kern ver­schlun­gen werden.

Schaut lie­ber selbst hin­ein und erklärt uns dann, wer für euch der wah­re “Para­sit” in die­ser Geschich­te ist?


©
https://www.provideocoalition.com/aotc-parasite/

 

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