A Way Out (2018)


Hohe Erwar­tun­gen an “A Way Out”.
Ob der Spie­le­ti­tel dem Hype gerecht wer­den kann, erfahrt ihr im Review von Jayes.


Gen­re: Action-Adven­ture

Autor: Jayes

Test­platt­form: Play­sta­ti­on 4 (Modus: Lokal Koop)

Ver­fasst am: 10.05.2018

Wer­tung:  


“A Way Out” ist seit dem ers­ten E3 Trai­ler in 2017 einer der viel­ver­spre­chens­ten Spie­le­ti­tel der letz­ten Jah­re. Vor allem begrün­det ist das im Spiel­kon­zept, denn in Zei­ten von Trip­le-A-Mul­ti­play­er-Gemat­sche, ist ein rei­nes zwei Spie­ler Koop-Game, mit einer schein­bar durch­dach­ten und span­nen­den Sto­ry eher ungewöhnlich.

Der liba­ne­sisch-schwe­di­sche Ent­wick­ler, Film­re­gis­seur und Dreh­buch­au­tor Josef Fares, in Zusam­men­ar­beit mit dem EA Ent­wick­ler­stu­dio Haze­light, der sich vor allem als krea­ti­ver Kopf hin­ter dem beson­de­ren “Bro­thers - A Tale of Two Sons” einen Namen in der Spie­le­bran­che gemacht hat, ist Creator und Exe­cu­ti­ve Pro­du­cer des Spiels.

In “A Way Out” wird die Geschich­te der bei­den Män­ner Vin­cent und Leo erzählt, die sich im Knast ken­nen ler­nen und schnell mer­ken, dass Sie mehr ver­bin­det als nur gemein­sam ein­zu­sit­zen. Wir schlüp­fen im loka­len Koop-Modus jeweils in eine der Rol­len und schmie­den den Plan auszubrechen.

Was gleich zu Beginn etwas ver­wun­dert oder zumin­dest auf­fällt, sind die etwas alt­ba­cke­nen Gesichts­ani­ma­tio­nen, höl­zer­ne Bewe­gun­gen der Figu­ren, sowie die eher durschnitt­li­che Gra­fik­qua­li­tät. Dies ist sicher dem Bud­get des indie Ent­wick­ler­stu­di­os Haze­light geschul­det, das “A Way Out” über die “Ori­gi­nals” Spar­te von EA ver­öf­fent­licht hat.
Dem Spiel­spaß scha­det die­ser Umstand jedoch nur mar­gi­nal, denn der Kern des Spiels, ist ganz klar das Erleb­nis, bei der Zusam­men­ar­beit mit eurem Mitspieler.

Das Gefühl gemein­sam ein Spiel zu spie­len aber doch irgend­wie jeder für sich, am sel­ben Ort, hat etwas inno­va­ti­ves und ungewohntes.
Lobens­wert ist hier­bei, dass der von vie­len Ent­wick­lern inzwi­schen igno­rier­te und tot­ge­sag­te Split­screen-Modus Anwen­dung fin­det, der je nach Situa­ti­on, naht­los in den Voll­bild­mo­dus über­geht, wenn einer der Cha­rak­te­re, etwas beson­ders rele­van­tes im Spiel­ge­sche­hen tut.

Immer wie­der fal­len im Ver­lau­fe des Spiels Par­al­le­len zu den bekann­ten Games “Hea­vy Rain”, der “GTA” Serie oder “Unchar­ted” auf.
So kann man “A Way Out” - wie “Hea­vy Rain” - als inter­ak­ti­ven Film betrach­ten. Die Gangs­ter Geschich­te, Ver­to­nung, eng­li­sche Sprach­aus­ga­be mit deut­schen Unter­ti­teln sowie Auf­ma­chung, erin­nern an GTA. Fil­misch insze­nier­te Flucht- und Sprung­pas­sa­gen sind oft ähn­lich wie in Unchar­ted inszeniert.

Als Spie­ler könnt ihr euch in einem gewis­sen, abge­steck­ten Are­al, je nach Stand der Geschich­te, wie z.B. dem Gefäng­nis­hof oder in einem Kran­ken­haus frei bewegen.
Vin­cent und Leo kön­nen dabei mit Per­so­nen spre­chen oder mit Gegen­stän­den interagieren.
Hier wur­den eini­ge Mini­spie­le wie Huf­ei­sen­wer­fen, Vier gewinnt, Base­ball oder – ja auch das gibt es - Roll­stuhl­ba­lan­cie­ren – eingebaut.

Bei der ein oder ande­ren Ver­fol­gungs­jagd sprin­gen wir über Stock und Stein um unse­re Haut zu ret­ten. Meist nut­zen die Ent­wick­ler Quick Time Events um euch damit am Spiel­ge­sche­hen teil­neh­men zu lassen.

Was wirk­lich als beson­ders zu betrach­ten ist, ist das zeit­glei­che inter­agie­ren in einem Sto­ry Abschnitt. So kann es z.B. sein, dass Vin­cent einen bestimm­ten Bereich errei­chen muss, dies aber nur durch die Hil­fe von Leo schaf­fen kann. Lässt euch euer Mit­spie­ler im Stich oder han­delt falsch, wer­det ihr ent­deckt oder sterbt sogar.

Ins­ge­samt ist das Spiel­prin­zip line­ar und alles bereits vorgeskriptet.
Ent­schei­den kön­nen wir uns ab und an trotz­dem. Meist zwi­schen dem rabia­ten Stil von Leo oder dem cle­ve­ren Vor­ge­hen von Vin­cent zwi­schen Weg A oder B. Inter­es­sant ist hier­bei, dass man sich eini­gen muss. Ohne Eini­gung kann das Spiel nicht fort­ges­tetzt wer­den. Das erfor­dert von den Spie­lern die nöti­ge Abspra­che- und Kompromissbereitschaft.

Eine der gro­ßen Schwä­chen von “A Way Out” ist aber, dass die Ent­schei­dun­gen nur unmit­tel­ba­re Aus­wir­kun­gen auf die nächs­te Akti­on im Spiel und nicht weit­rei­chend auf den Ver­lauf der Geschich­te haben. Einen Schmet­ter­lings­ef­fekt wie in bspw. “Life is Stran­ge” gibt es nicht. 

Wei­te­re Nega­tiv­kri­tik­punk­te bei dem Action-Adven­ture gibt es durchaus.
Der Aus­bruch selbst ist etwas kurz, ohne grö­ße­re Vor­be­rei­tung erle­digt und hät­te deut­lich mehr Spiel­zeit in Anspruch neh­men kön­nen. Hier hät­te man die Mög­lich­keit gehabt, einen bom­bas­ti­schen Aus­bruch mit Pla­nung, Vor­be­rei­tung und Durch­füh­rung im “Pri­son Break” Stil zu insze­nie­ren. Der Aus­bruch in “A Way Out” kommt eher nüch­tern daher. Außer­dem fin­den die müh­sam erar­bei­te­ten Vor­be­rei­tungs­maß­nah­men bei der anschlie­ßen­den, unspek­ta­ku­lä­ren Flucht kei­ne Anwendung.

Beson­ders wich­tig für ein Spiel, was als inter­ak­ti­ver Film nicht in Fan­ta­sie­wel­ten ein­taucht, son­dern in der Rea­li­tät ange­sie­delt ist, ist eine fun­dier­te, grund­so­li­de und rea­lis­ti­sche Geschich­te und genau da hakt es bei “A Way Out”. Ob bei Ver­fol­gungs­jag­den oder bei stän­di­gen, will­kür­li­chen und unan­ge­brach­ten Gesprä­chen mit frem­den Per­so­nen in der Spiel­welt, fehlt ein­fach die Nähe zur Rea­li­tät. Habt ihr schon­mal ein gesam­tes Kran­ken­haus mit frem­den Per­so­nen aus­ge­fragt, was Ihnen fehlt oder mit einem Holz­be­sen Vor­hän­ge­schlös­ser auf­ge­bro­chen? Nein, ich auch nicht.

Zum The­ma Spiel­zeit sei gesagt: In etwa 6h lässt sich das Spiel locker in 1-2 Ses­si­ons abschlie­ßen und bie­tet kei­ner­lei Wiederspielwert.
Poten­ti­al ver­schenkt das Spiel zusätz­lich in der chro­no­lo­gi­schen Abfol­ge sei­ner Geschich­te. Wir hät­ten uns gewünscht, die Hand­lung von Anfang bis Ende ohne Zeit­sprün­ge zu erle­ben. Das hät­te noch mehr Nähe zu den Figu­ren auf­ge­baut und dafür gesorgt, dass uns die Sto­ry rich­tig packt und mitnimmt. 

Am Ende ist “A Way Out” ein gutes, inno­va­ti­ves und spie­lens­wer­tes Action-Adven­ture gewor­den, bei dem jedoch eini­ges an Poten­ti­al ver­schenkt wur­de und was mit sei­ner 0815 Gangs­ter Hol­ly­wood Sto­ry, nicht über eine wenig glaub­haf­te Geschich­te hin­aus kommt.


 

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