Red Dead Redemption 2 (2018)

  • 9/10
    dero­fa Durch­schnitts­wer­tung - 9/10
9/10

Her­aus­ra­gend

600 Mio. Dol­lar Ent­wick­lungs­kos­ten, 8 Jah­re Ent­wick­lungs­zeit, 300.000 Ani­ma­tio­nen, 500.000 Dia­log­zei­len, 1.200 Schauspieler.

Der Sta­pel von Script-Sei­ten ist laut Autor Dan Houser 2,5m hoch. Allein die Haupt­sto­ry umfasst 2.000 Seiten.

725 Mio US-Dol­lar Umsatz, allein inner­halb des Start­wo­chen­en­des und damit in die­sem Zeit­raum das erfolg­reichs­te Werk, in der Geschich­te der Unterhaltungsmedien!

Eins steht fest – Ent­wick­ler­stu­dio Rock­star hat mit dem zwei­ten Teil der Wes­tern-Rei­he “Read Dead Redemp­ti­on” in Sachen Auf­wand und Umfang, einen Mei­len­stein der Video­spiel­ge­schich­te kreiert.

Mehr über Insze­nie­rung, die unglaub­li­che Detail­dich­te aber auch, war­um “Red Dead Redemp­ti­on 2” kein makel­lo­ses Spiel gewor­den ist, erfahrt ihr in unse­rem Test.

Gen­re: Action-Adven­ture, Open World, Wes­tern

Autor: Jayes

Test­platt­form: Play­sta­ti­on 4

Ver­fasst am: 02.04.2019

Wer­tung:  


Endlich!

Nach dem ers­ten über­ra­gen­den “Red Dead Redemp­ti­on” aus dem Jahr 2010, erschien nun end­lich, der von Spie­lern auf der gan­zen Welt sehn­süch­tig erwar­te­te zwei­te Teil des Westernepos.
Im Gegen­satz zu ande­ren Spie­le­se­ri­en, die jedes Jahr einen Titel des Fran­chise XY ver­öf­fent­li­chen, hat Rock­star Games enor­me Res­sour­cen, 600 Mio. Dol­lar Ent­wick­lungs­kos­ten und eine Ent­wick­lungs­zeit von gan­zen acht Jah­ren in das Open-World-Spiel flie­ßen lassen.

Kein Wun­der also, dass die Hype-Dampf­lock unauf­halt­sam die Spie­le­welt erfass­te und mit­riss. Bei­na­he als Fei­er­tag mute­te die­ser Frei­tag der 26. Okto­ber 2018 an, bei dem Händ­ler wie Media Markt zum Mek­ka der Spie­le­welt avan­cier­ten, und RDR-Jün­ger aus ganz Deutsch­land mit einem Exem­plar vor dem Laden standen.

Was der heiß ersehn­te Titel jedoch wirk­lich zu bie­ten hat, und ob er nicht vom Hype ver­schlun­gen wird, erfahrt ihr im Folgenden.


©
https://www.reddit.com/r/reddeadredemption/comments/879kts/rdr2_hype_train_arrives_26th_october_2018_on_a/

Modernste Inszenierung

Bei der fil­mi­schen Insze­nie­rung hat Rock­star im Ver­gleich zu ver­gan­ge­nen Spie­len, noch eine gan­ze Schip­pe drauf­ge­legt. Zu Beginn fällt sofort auf, dass sich RDR2 an moder­nen Stan­dards ori­en­tiert, wie man sie von “The Wit­cher 3 – Wild Hunt” (2015) oder der Action-Adven­ture-Rei­he “Unchar­ted” kennt.
Die Kame­ra wird häu­fig auto­ma­tisch pas­send in Sze­ne gesetzt. Die Über­gän­ge von Zwi­schen­se­quen­zen in das Game­play und umge­kehrt sind flie­ßend und nahtlos.

Sofort von Beginn an, schafft das Sto­ry­tel­ling trotz geschickt ein­ge­bet­te­ten Tur­o­ri­als eine enor­me Tie­fe. Wir ver­schmel­zen mit unse­rem Cha­rak­ter, dem Game­play, der Umwelt und den Zwischensequenzen.


©
https://www.digitaltrends.com/game-reviews/red-dead-redemption-2-review/

Detailreichtum

Mit was RDR2 in Sachen Detail­reich­tum auf­war­tet, ist, so muss man es wirk­lich aus­drü­cken, das hoch­wer­tigs­te, was es im Bereich der Video­spie­le jemals gab.
Bei der wun­der­schön gestal­te­ten Natur die sich offen­bart, wenn wir mit unse­rem Pferd durch die Wäl­der rei­ten, beglei­tet von klei­nen Eich­hörn­chen die am Weges­rand umher lau­fen, kennt die Begeis­te­rung kei­ne Gren­zen mehr. Jedes Fleck­chen Erde, jeder Gras­halm scheint am rich­ti­gen Ort zu sein. Jedes noch so klei­ne Detail scheint enthalten.

200 (!) ver­schie­de­ne Tier­ar­ten las­sen sich in der Spiel­welt nicht nur fin­den, son­dern sogar jagen und vewer­ten. Fel­le, Gewei­he, Federn und vie­les mehr. Doch Vor­sicht bei der Jagd! Die Tie­re rie­chen uns, so dass es rat­sam ist, gegen die Wind­rich­tung zu jagen.


©
https://twinfinite.net/2018/10/red-dead-redemption-2-sell-animals-how/

Aber auch an ganz ande­ren, ein­fa­che­ren Din­gen, fal­len die Fein­hei­ten auf. Schießt dem Prot­ago­nis­ten Arthur Mor­gan, etwa Wes­tern-Stil­echt ein Böse­wicht den Hut vom Kopf, und wir heben die­sen nicht wie­der auf, lau­fen wir anschlie­ßend ohne Hut durch die Gegend, bis wir einen neu­en ausrüsten. 

Nach Wie­der­auf­nah­me des Spiels, lehnt Arthur läs­sig an einem Bal­ken oder sitzt ent­spannt am Fluss­ufer, bis man die Steue­rung bewegt. Als wür­den die Ent­wick­ler uns sagen wol­len, die­se Welt bleibt leben­dig, selbst wenn du die Kon­so­le ausschaltest.

Arthur ist fein­füh­lig für Tem­pe­ra­tur. Wird es zu warm, führt dies dazu, dass wir schnel­ler Aus­dau­er ver­lie­ren. An die jewei­li­gen Kli­ma­zo­nen ange­pass­te Klei­dung ist also rat­sam. Je bes­ser die Bin­dung zu unse­rem Pferd, des­to grö­ßer kann die Ent­fer­nung sein, aus der wir es her­pfei­fen können.
Oder neh­men wir den Klas­si­ker: Die Hoden der Pfer­de zie­hen sich zusam­men, wenn sie in kal­ten Gefil­den unter­wegs sind.

Man könn­te die­se Lis­te der klei­nen Fein­hei­ten bei­na­he end­los fort­füh­ren. Rock­star Games scheint sich selbst den Anspruch der Per­fek­ti­on auf­er­legt zu haben, denn anders ist die­ses Dead Eye fürs Detail nicht zu erklären.


©
https://www.haz.de/Nachrichten/Digital/Red-Dead-Redemption-2-Online-Mikrotransaktionen-werden-kommen

Die Geschichte

In RDR2 schlüp­fen wir in die Rol­le des Arthur Mor­gan, wel­cher ein Leben als Out­law im wil­den Wes­ten des Jah­res 1899 führt.
Als Teil der Grup­pe rund um Anfüh­rer Dut­ch van der Lin­de betei­li­gen wir uns an Raub­zü­gen, Über­fäl­len oder jagen Tie­re, um der Grup­pe das Über­le­ben zu ermög­li­chen. Dabei ste­hen wir zuerst im direk­ten Kon­flikt zu der kon­kur­rie­ren­den Odris­coll Gang, mit der wir regel­mä­ßig anein­an­der gera­ten. Im Ver­lauf des Spie­les tau­chen immer wie­der auch wei­te­re Wider­sa­cher auf.
Arthur ist im mitt­le­ren Alter und sei­ne beweg­te Ver­gan­gen­heit gemein­sam mit Grup­pen­an­füh­rer Dut­ch und den ande­ren Mit­glie­dern der Gang wird man­ches mal thematisiert.

Teil der Grup­pe ist auch der legen­dä­re John Mars­ton, den man noch in RDR1 ver­kör­per­te. In ver­schie­dens­ten Haupt- und Neben­mis­sio­nen spie­len und erle­ben wir die Geschich­te rund um Arthur Morgan.


©
https://www.heise.de/newsticker/meldung/Red-Dead-Redemption-2-Rockstar-zieht-gegen-Pinkerton-vor-Gericht-4275868.html

Lokalisierung

Wie man es von Rock­star Games bereits seit jeher gewohnt ist, gibt es auch bei RDR2 kei­ne deut­sche Ver­to­nung, son­dern nur die eng­li­sche Sprach­aus­ga­be mit diver­sen Unter­ti­teln. War­um dies so ist bleibt fraglich.
Kos­ten­grün­de schei­nen bei dem Bud­get von Rock­star Games weni­ger das Pro­blem zu sein, als die Authen­zi­tät, auf die das Stu­dio bekannt­lich enor­men Wert legt. Mög­li­cher­wei­se möch­te man nicht ris­kie­ren, dass eine anders­spra­chi­ge Ver­to­nung die Qua­li­tät des Spiels min­dert, weil sie mög­li­cher­wei­se schlecht umge­setzt wird. Die­se Inten­ti­on, kann man sicher gut nachvollziehen.

Trotz­dem fällt auch mit guten Eng­lisch­kennt­nis­sen auf, dass man mit den Augen oft­mals am Unter­ti­tel klebt, und dabei das Gesche­hen wie bspw. schö­ne Land­schaf­ten oder Gesichts­ani­ma­tio­nen unter­ge­hen. Dies wird noch dadurch begüns­tigt, dass in der eng­li­schen Ver­to­nung Stil­echt genu­schelt wird, wodurch die Dia­lo­ge durch nicht Mut­ter­sprach­ler, noch schwe­rer zu ver­ste­hen sind. Außer­dem ent­hält RDR2 sehr vie­le Dia­lo­ge, d.h. per­ma­nen­tes mit­le­sen ist gefor­dert, wenn man sich für Unter­ti­tel entscheidet.

Letz­ten Endes muss jeder selbst ent­schei­den wel­che Unter­ti­tel er wählt oder ob man die­se ganz deak­ti­viert. Kri­tisch hin­ter­fra­gen soll­te man trotz­dem, war­um in einem Land wie Deutsch­land, wo in der Regel flä­chen­de­ckend syn­chro­ni­siert wird, kei­ne deut­sche Sprach­aus­ga­be mög­lich ist. Als posi­ti­ves Bei­spiel wäre hier Dis­ney zu nen­nen, die auch außer­halb der USA, in vie­len Län­dern hoch­qua­li­ta­ti­ve Sprach­aus­ga­ben unter dem Ban­ner “Dis­ney Cha­rac­ter Voices Inter­na­tio­nal” veröffentlicht.


©
https://www.gamepro.de/artikel/red-dead-redemption-2-meinung-warum-fehlende-synchronisation-nicht-schlimm-ist,3336309.html

Die Jagd

In RDR2 kön­nen wir uns als Spie­ler mit unzäh­li­gen Beschäf­ti­gun­gen aufhalten.

Ein gro­ßer und kom­ple­xer Bereich ist die Jagd, auf die wir in unse­rem Review ein beson­de­res Augen­merk legen wol­len, weil sie ein­fach gran­di­os umge­setzt wur­de. Wenn man meh­re­re Stun­den am Stück Tie­re jagt ver­gisst man fast, dass RDR2 ein Wes­tern-Spiel ist. Wir fühl­ten uns auf unse­rer Jagd nach per­fek­ten Fel­len fast wie in einem voll­wer­ti­gen Jagd­si­mu­la­tor. Das Jagd­sys­tem ist so kom­plex wie nötig um tief­ge­hend zu sein aber nicht zu kom­plex, um es nach Ein­ge­wöh­nung nicht zu ver­ste­hen und zu beherrschen.

Weil es total aus­ar­ten wür­de, das gan­ze Sys­tem zu erklä­ren, möch­ten wir eini­ge Eck­pfei­ler erläu­tern und was uns beson­ders auf­ge­fal­len ist.

Wie bereits im Abschnitt “Detail­reich­tum” erwähnt, gibt es in RDR2 200 ver­schie­de­ne Tier­ar­ten. Dar­un­ter alles was man sich nur vor­stel­len kann. Von klei­nen Tie­ren wie Ein­hörn­chen, Hasen, Wasch­bä­ren oder Schlan­gen, über ver­schie­dens­te Vogel­ar­ten. Bis hin zu mit­tel­gro­ßen Tie­ren wie Wöl­fe, Füch­se, Kojo­ten, Hir­sche, Pumas, Alli­ga­to­ren oder die gro­ßen Ver­tre­ter, dar­un­ter Bisons, Bären und Wapi­tis. Mir wür­de wohl kein Tier ein­fal­len was es nicht im Spiel gibt außer viel­leicht eine Giraffe?! 

Ein gro­ßer Plus­punkt also in Sachen Vielfalt.


©
https://www.reddit.com/r/reddeadredemption2/comments/9tj4p9/a_small_pose_with_a_hunt_of_a_legendary_alligator/

ALLE der 200 Tie­re kön­nen in irgend­ei­ner Form ver­wer­tet wer­den. Das bedeu­tet vie­le Tie­re geben uns nicht nur Fell, Haut oder Federn son­dern auch ande­re ver­wert­ba­re Tei­le wie Hör­ner, Gewei­he oder sogar Orga­ne, die wir zum Upgraden unse­res Lagers oder unse­rer Aus­rüs­tung nut­zen kön­nen. Beson­ders moti­viert hat uns die Aus­sicht auf die beson­de­ren Taschen, die her­ge­stellt wer­den kön­nen, um bspw. mehr Muni­ti­on, Toni­ka und ande­re Gegen­stän­de zu ver­stau­en. Die­se sind schließ­lich im Ver­lau­fe des Spiels ganz beson­ders nützlich.

Bei der Jagd selbst besticht RDR2 aber­mals mit enor­mer Detail­treue. Plum­pes drauf los bal­lern wird hier nicht belohnt. Wel­che Muni­ti­on für wel­che Art von Tier? Wo genau muss ich das Tier tref­fen? Wie ver­mei­de ich es, dass sein Fell beschä­digt wird. Liegt mein Geruch in der Wind­rich­tung zum Tier? Lau­fe ich zu schnell? Wird mich gleich aus dem Nichts ein Puma reißen?

Wenn es dann geklappt hat und wir das Tier häu­ten, sieht man die­sem Vor­gang Lebens­echt zu. Wenn die Haut eines 900kg Bisons beim Häu­ten umklappt, muss man anfangs schon schlu­cken. Kri­ti­ker bemän­gel­ten natür­lich schnell die­se rea­lis­ti­sche Dar­stel­lungs­wei­se. Völ­lig unbe­grün­det wie wir finden. 

In einer Mis­si­on von RDR2 stoppt man sogar aktiv die sinn­lo­se Tötung von Bisons und die Erhal­tung der Tie­re wird the­ma­ti­siert. Außer­dem ist wie erwähnt die Jagd immer mit einem höhe­ren Zweck ver­bun­den, und nie sinnlos!



RDR2 entspannt

Sowohl beim Jagen als auch bei der Erkun­dung der wohl größ­ten Spie­le­welt die es jemals gab, kön­nen wir rich­tig gut ent­span­nen. Vie­len Spie­lern wohl ein wenig zu viel. RDR2 zeich­net sich nicht aus­schließ­lich durch action­rei­che Bal­le­rei aus, auch wenn es im wil­den Wes­ten natür­lich Schies­se­rei­en gibt. Ich habe Spie­ler getrof­fen, die das Spiel nach einer Stun­de Spiel­zeit wie­der ver­kauft haben, weil sie es lang­wei­lig oder lang­at­mig fanden.

Dem Spie­ler wird im gesam­ten Lau­fe des Spiels, tat­säch­lich viel Geduld abver­langt. Wei­te Wege müs­sen mit­hil­fe unse­res treu­en Ros­ses bewäl­tigt wer­den. Eine Schnell­rei­se­funk­ti­on gibt es zwar, sofern man die­ses Upgrade spä­ter frei­schal­tet, jedoch nicht direkt aus dem Menü, son­dern nur vom Lager aus. Und auch nur zu bestimm­ten Orten.

Wo Anfangs noch müh­se­lig die Spiel­me­cha­ni­ken erlernt wer­den müs­sen, stellt sich spä­ter eine gewis­se Gelas­sen­heit ein. Wenn man das Spiel­sys­tem mit sei­nen Facet­ten ver­stan­den hat, ergibt sich eine völ­lig neue Open World die erkun­det wer­den will. Dabei kamen wir oft in ein Flow-Gefühl. Das kom­ple­xe Wet­ter­sys­tem, die detail­ge­treu­en Umge­bun­gen, oder das Jagd­sys­tem. All das ent­wi­ckelt eine enor­me Sog­wir­kung und lies uns oft eine rich­tig ent­spann­te Zeit, in die­ser ande­ren Welt verbringen.


©
https://www.spiegel.de/fotostrecke/red-dead-redemption-ii-fast-ein-meisterwerk-fotostrecke-165006.html

Der Zwiespalt

Genug der Schwär­me­rei. Wie Anfangs bereits erwähnt ist RDR2 lei­der nicht das per­fek­te Spiel gewor­den. Doch war­um eigentlich?

Es gibt eini­ge klei­ne aber auch grö­ße­re Umstän­de, die es uns schwer gemacht haben, per­ma­nent Spaß am Spiel zu haben.

Zunächst ein­mal kann die ange­spro­che­ne Ruhe und Gelas­sen­heit des Spiels, sowohl posi­tiv als auch nega­tiv für das Spiel­emp­fin­den sein. Zu oft hat­ten wir das Gefühl, wie gelähmt nicht rich­tig vor­an zu kom­men und viel Zeit lie­gen zu las­sen. Dies könn­te an meh­re­ren Fak­to­ren liegen. 

Zum einen fin­den wir es in einem rie­si­gen Open-World-Spiel schon mal schlecht, wenn es kei­ne rich­ti­ge Schnell­rei­se­funk­ti­on aus dem Menü gibt, denn die­se gehört inzwi­schen zum Video­spiel-Stan­dard. Zum ande­ren fehlt manch­mal der gewis­se Pepp. Die ruhi­gen Sze­nen des Spiels, ste­hen oft nicht im Ver­hält­nis zu den action­rei­chen Momen­ten. Es fehlt die Balance.

Inter­es­san­ter­wei­se ent­spricht die­sem Gefühl der Schwer­fäl­lig­keit auch der Input-Lag des Spiels, also die Ver­zö­ge­rung von Con­trol­ler-Ein­ga­be zu Aus­füh­rung auf dem Bild­schirm. Die­ser soll bei RDR2 mit 11ms fast dop­pelt so hoch sein wie bspw. bei “Unchar­ted - The Lost Lega­cy” (hier gehts zum Review), und sogar 11 mal so hoch wie beim First-Per­son-Shoo­ter “Desti­ny 2”, der nur ein Input-Lag von einer Mil­li­se­kun­de hat. 

Aber auch ande­re Bestand­tei­le der Steue­rung sind frag­wür­dig und zicken oft­mals rum. Zum Bei­spiel, dass man beim Rei­ten wie­der­holt die X-Tas­te drü­cken muss, um sein Pferd anzu­trei­ben, anstatt die Tas­te nur hal­ten zu müssen. 

Die Drei­eck-Tas­te, die zum auf­stei­gen auf das Pferd gedrückt wird, ist zugleich die Tas­te mit der man einen NPC packt. Wir wol­len also schnell aufs Pferd hop­sen, und packen statt­des­sen den dane­ben ste­hen­den Mann. Beson­ders spa­ßig ist das, wenn wir uns gera­de in einer wich­ti­gen Mis­si­on befin­den, und die­se des­halb unter Umstän­den kom­plett neu star­ten müssen. 

Beson­ders komisch ist auch die Auto­spei­cher­funk­ti­on. Die war für uns so undurch­sich­tig, das wir per­ma­nent manu­ell gespei­chert haben, was uns immer wie­der aus dem Spiel­ge­sche­hen riss. Es gibt kein Sym­bol wel­ches anzeigt, wenn eine Auto­spei­che­rung duch­ge­führt wird. Hat das Spiel jetzt gespei­chert bevor oder nach­dem mich ein Puma zer­fetzt hat? Wann spei­chert es über­haupt automatisch?



Eingeschränkt im Handeln

Ein wei­te­rer Nega­tiv­kri­tik­punkt: das Open-World-Spiel bie­tet wäh­rend Mis­sio­nen zu wenig Frei­raum. Alles ist sehr vor­ge­s­krip­tet. Im Lager kön­nen wir nicht Lau­fen, son­dern nur Gehen. Und war­um kann ich nicht ein­fach mein Pferd neben mei­nem Zelt im Lager ste­hen las­sen, mir doch egal was die ande­ren davon hal­ten. Waf­fen im Lager sor­tie­ren? Fehl­an­zei­ge, die sind im Lager per­ma­nent aus­ge­blen­det. Und war­um wer­den mei­ne Lang­waf­fen IMMER WIEDER in den Hols­tern auf dem Pferd gela­gert, obwohl ich sie per­ma­nent am Kör­per tra­gen will. Wie vie­le hun­der­te Male habe ich eigent­lich schon mei­ne Lang­waf­fen inklu­si­ve Spe­zi­al­mu­ni­ti­on neu angelegt?

Wenn das Spiel der Mei­nung ist, das Dyna­mit soll mit einem Catt­le-Man-Revol­ver zer­schos­sen wer­den, tra­gen wir plötz­lich den, anstatt unse­re Vol­ca­nic-Pis­to­le, die zuvor bewusst ange­legt wor­den war. 

Aber das per­fek­te Bei­spiel ist eine Mis­si­on, in der wir plötz­lich schnell reagie­ren und einem Flüch­ten­den nach­lau­fen müs­sen. Ok, schnell Las­so raus, drauf schmei­ßen, dann kommt der nicht weit.
“Mis­si­on fehl­ge­schla­gen, du darfst XY nicht töten.”
Töten? Mit dem Las­so? Wenig spä­ter wird dann klar, es ist ein­fach nicht erwünscht, den Mann vor einem gewis­sen Punkt zu fan­gen, und schon gar nicht per Las­so. Dann kommt näm­lich etwas Sto­ry­re­le­van­tes, für das er sich genau an die­sem Punkt befin­den muss. Das ist ein­fach schlecht und unfle­xi­bel gelöst.

Auch beim The­ma Ent­schei­dun­gen tref­fen, will nicht so recht erkenn­bar sein, was das Spiel errei­chen will. Manch­mal dür­fen wir im Sto­ry-Ver­lauf mora­li­sche Ent­schei­dun­gen tref­fen. In wirk­lich wich­ti­gen Situa­tio­nen in denen Arthur sogar in einer Zwi­schen­se­quenz expli­zit nach sei­ner Mei­nung gefragt wird, blei­ben wir aber nur Zuschau­er. Ins­ge­samt sind die Momen­te in denen wir uns ent­schei­den kön­nen sowie­so sehr mager, wie­so ist die­se spie­le­ri­sche Kom­po­nen­te über­haupt ent­hal­ten, wenn sie gefühlt kei­ne Aus­wir­kung hat.

Naja los jetzt, auf zu einer Mis­si­on. Ist ziem­lich weit weg, naja was solls. Neh­men wir die Schnell­rei­se­funk­ti­on vom Lager aus. Gesagt getan, Schnell­rei­se an den Ort der Mis­si­on. Mis­si­on ist weg. War­um? Gibts die nur zu einer bestimm­ten Tages­zeit? Habe ich zu lan­ge gewar­tet? War­um ploppt eigent­lich kei­ne Info auf, was da jetzt los ist mit die­ser scheiss Mis­si­on. Naja rei­se ich halt schnell zurück. Ach Moment, Schnell­rei­se geht ja nur vom Lager aus. Lie­bes Rock­star Team, Con­trol­ler sind heut­zu­ta­ge nicht ganz billig!


©
https://metro.co.uk/2018/10/30/how-to-fast-travel-in-red-dead-redemption-ii-8088988/

Fazit - Herausragend trotz Macken

RDR2 wird unse­rer Mei­nung nach zurecht als her­aus­ra­gen­des Spiel und als Mei­len­stein der Video­spiel­ge­schich­te gefeiert. 

Es nahm uns mit in eine ande­re Welt und ent­wi­ckel­te enor­me Sog­wir­kung. Es bescher­te uns vie­le wun­der­ba­re Momen­te, beson­ders auf­grund sei­nes nie da gewe­se­nen Detailreichtums.

Die­ses Spiel zu ent­wi­ckeln, war womög­lich eine der größ­ten Leis­tun­gen zu denen ein Ent­wick­ler­team je fähig sein wird.

Aber da ist auch die ande­re Sei­te von RDR2. Eine Sei­te auf der es manch­mal unschön hakt. Auf der sich das Spiel Kau­ta­bak­ar­tig unnö­tig in die Län­ge zieht. Wie kann es sein das Rock­star aus die­sem Mam­mut an Spiel, sogar noch 5 Stun­den der Haupt­sto­ry gestri­chen hat, und es trotz­dem noch so unglaub­lich lan­ge dau­ert, es durchzuspielen.

Letz­ten Endes wird eine außer­ge­wöhn­li­che Spiel­welt und Geschich­te in Erin­ne­rung blei­ben, aber auch eine Stun­den­fres­sen­de Pflichtaufgabe.

Trotz aller Schö­nen Sei­ten von RDR2. Es gibt ein­fach Momen­te bei denen man sich als Spie­ler genervt fragt: “Hät­tet ihr das nicht anders lösen können?”


©
https://www.netzwelt.de/red-dead-redemption-2/testbericht-test-review-ps4-xbox-one.html

 

1 Gedanke zu „Red Dead Redemption 2 (2018)“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert