Wir (2019)

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    dero­fa Durch­schnitts­wer­tung - 9/10
9/10

Her­aus­ra­gend

Ziem­lich genau ein Jahr ist es her, dass Jor­dan Pee­le für sein Regie­de­büt Get Out (2017) den Oscar für das bes­te Ori­gi­nal­dreh­buch ein­heim­sen konn­te. Der Psy­cho­thril­ler mit gesell­schafts­kri­ti­schem Unter­ton, kam bei Fans und Kri­ti­kern aus­ge­zeich­net an.
Heu­te am 21. März 2019 star­te­te sein nächs­ter Thril­ler in den deut­schen Kinos und das sogar einen Tag vor US-Start.
Grund genug für derofa.de, den neu­en Film von Jor­dan Pee­le genau­er unter die Lupe zu nehmen.

Gen­re: Hor­ror­thril­ler

Autor: Jayes

Ver­fasst am: 21.03.2019

Wer­tung: 


Zurück in Kino 1

Da sind wir wie­der. Zurück in Kino 1, wo uns schon 2017 Pee­les “Get Out” in Dol­by Atmos mit sei­nen wum­men­den afri­ka­ni­schen Bäs­sen von den Sit­zen pus­te­te und mit unauf­hör­li­cher Span­nung die Haa­re zu Ber­ge ste­hen ließ.
Ein beson­de­rer Film wie “Get Out” setzt selbst­ver­ständ­lich hohe Erwar­tun­gen an den geis­ti­gen Nach­fol­ger “Wir”. Doch kann der Hor­ror­thril­ler die­sen Erwar­tun­gen gerecht wer­den? Und um was geht es in “Wir” überhaupt?



Handlung

Es ist das Jahr 1986. Micha­el Jack­sons Thril­ler ist ein Welt­hit. Die klei­ne Ade­lai­de Wil­son ist mit ihren Eltern auf einem Jahr­markt am Strand von San­ta Cruz.
Sie haben Spaß beim Dosen wer­fen und ande­ren Attrak­tio­nen. Als die Eltern ihre Toch­ter aus den Augen ver­lie­ren, taucht sie wenig spä­ter wie­der auf. Dem Zuschau­er wird nur teil­wei­se offen­bart, was dem Mäd­chen wider­fah­ren ist.
Ade­lai­des Eltern ist schnell klar, irgend­was muss in den 15 Minu­ten der Abwe­sen­heit mit dem Kind pas­siert sein.
Zeit­sprung ins Erwach­se­nen­al­ter. Vie­le Jah­re spä­ter ist Ade­lai­de erwach­sen und hat eine Fami­lie gegrün­det. Mit ihrem Mann Gabe und ihrer Toch­ter Zora sowie dem jün­ge­ren Sohn Josh, macht sie Urlaub nahe dem Strand von damals. Dem Strand von San­ta Cruz. Sie las­sen sich im Feri­en­haus der Fami­lie nieder.



Genre Horrorthriller

Was dann pas­siert, soll­te jeder selbst sehen. So viel sei ver­ra­ten: “Wir” ist ein her­aus­ra­gen­der Film und bie­tet nach sei­ner Ein­füh­rung per­ma­nen­te Span­nung - regel­recht den per­ma­nen­ten Thrill. Und der beißt sich fest und will ein­fach nicht aufhören.
Was dabei sofort auf­fällt - und was wir nicht erwar­tet hät­ten: Der Film ent­hält deut­lich mehr Hor­ror-Antei­le als “Get Out”.
So ist spür­bar das “Get Out” mehr Psy­cho­thril­ler und “Wir” mehr Hor­ror­thril­ler ist. Damit muss man als Zuschau­er ohne Affi­ni­tät für das Hor­ror-Gen­re erst ein­mal zurecht kom­men. Vie­le Hor­ror-Ele­men­te wie Jump-Sca­res erschre­cken den Zuschau­er. Eine düs­te­re und gera­de­zu teuf­li­sche Atmo­sphä­re zeich­net das Gesche­hen aus.
Doch als wir die­sen Umstand erst­mal akzep­tiert hat­ten, konn­ten wir uns immer mehr auf den Schre­cken von “Wir” einlassen.



Keine Ruhe

Klar ist, dass “Wir” uns kei­ne Ruhe lässt. Eine furcht­erre­gen­de Sze­ne jagt die nächs­te und treibt uns vor sich her. Ver­schnauf­pau­sen gibt es weni­ge. Wir wer­den wie durch einen Sog in eine dunk­le Welt gezo­gen, in der eige­ne Regeln gel­ten. “Wir” scheint sich fest vor­ge­nom­men zu haben, uns immer wie­der mit­zu­rei­ßen und erschau­dern zu las­sen. Immer wie­der eine neue bra­chia­le Sze­ne zu lie­fern die uns ange­ekelt, Haa­re rau­fend oder mit offe­nem Mund zurück lässt.

Die große Stärke

Und genau das ist die gro­ße Stär­ke des Hor­ror­thril­lers. Nach­dem der “Wir-Zug ein­mal Fahrt auf­ge­nom­men hat, lässt er uns auf unse­rem Trip so schnell nicht mehr aus­stei­gen. Er reißt uns mit und rammt uns gewalt­sam mit aller Kraft von Schre­ckens­sta­ti­on zu Schre­ckens­si­tua­ti­on und immer wei­ter bis zum Ziel - die Ner­ven des Zuschau­ers abzuverlangen.
Es ist schwer, etwas über “Wir” zu erzäh­len ohne zu viel zu ver­ra­ten. Die­ses Pro­blem hat­ten wir auch schon in “Get Out”. Aber eigent­lich ist das etwas posi­ti­ves. “Wir” ist ein Film den man ein­fach anschau­en soll­te, um sich selbst von sei­ner irr­sin­ni­gen Art über­zeu­gen zu lassen.



Ein würdiger Nachfolger

Unterm Strich steht “Wir” dem geis­ti­gen Vor­gän­ger “Get Out” in nichts nach. “Wir” ist genau­so beson­ders, “Wir” ist genau­so span­nend, “Wir” ist sogar noch furcht­erre­gen­der und erschre­cken­der. Aber “Wir” ist auch unrealistisch.
Am Ende spielt also die eige­ne Prä­fe­renz eine gro­ße Rol­le, ob man mit den Hor­ror­ele­men­ten und der etwas ande­ren Gang­art des Films zurecht kommt. Bei Get Out gefiel uns beson­ders, dass er ein rea­lis­ti­scher Psy­cho­thril­ler war, was “Wir” eben nicht ist, ver­mut­lich aber auch nicht sein will.
Was hät­te “Wir” bes­ser machen kön­nen? Uns will nichts einfallen!



Ergibt das Sinn?

Ach­tung Spoi­ler! (ver­rät wesent­li­che Tei­le der Handlung)

Der Twist des Kör­per­tauschs ist so nahe lie­gend und trotz­dem war es eine unglaub­li­che Über­ra­schung für uns, dass Ade­lai­de sich bereits als Kind aus­ge­tauscht hatte.

Doch erga­ben sich für uns dar­aus Fra­gen, ob die Hand­lung so noch Sinn macht. Dass Ade­lai­de genau­so aus der Unter­welt kam, wie es wohl auch ihre Dop­pel­gän­ge­rin gewe­sen wäre, also ver­stört mit ang­st­ein­flö­ßen­der gequäl­ter und ver­kom­me­ner Stim­me, ist logisch, da sie dort unten gelebt hat­te. Den abstru­sen Mario­net­ten­haft wir­ken­den Zwil­lin­gen aus­ge­setzt zu sein, hat sie garan­tiert ver­rückt gemacht.

Auch dass sie ihre am Baum hän­gen­de Dop­pel­gän­ger Toch­ter sanft in den Tod beglei­tet, anstatt den fina­len Stoß zu set­zen, ergibt im nach­hin­ein Sinn. Auch ande­re Sze­nen erschei­nen plötz­lich in völ­lig ande­rem Licht.

Da Ade­lai­de bereits als Kind den Plan durch­führ­te, hin­ter­rücks ihre rät­seln­den Eltern belä­chelt, die sich Fra­gen was wohl pas­siert sei, stellt sich die Fra­ge, ob ihr spä­te­res Ver­hal­ten inner­halb der Fami­lie noch logisch und nach­voll­zieh­bar bleibt.

Naja, sei es drum. Wir könn­ten lan­ge über “Wir” phi­lo­so­phie­ren, denn der Film bot vie­le gro­ße Momente.

Übrigens

Jor­dan Pee­le hat ver­kün­det, vier wei­te­re “Social-Thril­ler” geplant zu haben, die inner­halb des nächs­ten Jahr­zehnts ver­öf­fent­licht wer­den sol­len. So teil­te der Regis­seur mit: “Die bes­ten und furcht­erre­gends­ten Mons­ter in der Welt sind mensch­li­che Wesen und wozu wir in der Lage sind, beson­ders wenn wir auf­ein­an­der tref­fen. Ich habe an die­sen Prä­mis­sen die­ser ver­schie­de­nen sozia­len Dämo­nen gear­bei­tet, die­sen inhä­ren­ten Mons­tern, der Art, wie sie in unser Den­ken und unse­re Inter­ak­ti­on ein­ge­wo­ben sind. Und jeder wei­te­re Film soll von einem ande­ren die­ser sozia­len Dämo­nen han­deln.[2]

Sieht so aus als könn­ten sich Fans von “Get Out” und “Wir” auf vie­le wei­te­re scho­ckie­ren­de Lein­wan­d­er­leb­nis­se freu­en. Wir sind gespannt und hal­ten euch auf derofa.de auf dem laufenden.

Quel­len
[1]

Bil­der: ©Uni­ver­sal Pic­tures Inter­na­tio­nal Ger­ma­ny GmbH


   Weitere Wertungen


Lis­sa meint →  Herausragend

“Als ich mir den Film im Kino ansah, wur­de ich sehr über­rascht. Erwar­tet hat­te ich einen Film wie Get Out.

Was ich erhielt, war ein Hor­ror­thril­ler, der mich schon ab der ers­ten Minu­te gru­seln ließ und mir so die Ner­ven geraubt hatte.

Als Hor­ror-Fan kann ich mit gutem Gewis­sen sagen, dass Wir nichts für schwa­che Ner­ven ist und jeder Hor­ror-Fan sei­nen Spaß dar­an haben wird.”   (19.04.2019)


2 Gedanken zu „Wir (2019)“

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