Parasyte: The Maxim (2014 – 2015)

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    dero­fa Durch­schnitts­wer­tung - 10/10
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Lieb­lings­se­rie

Mit der Ani­me-Adap­ti­on des erfolg­rei­chen Man­ga Para­sy­te – Kisei­juu aus den Jah­ren 1988 bis 1995, bril­liert Mad­house auf gan­zer Linie!
Ob mit Inhalt, Musik oder Erzähl­tem­po. Mad­house gelingt ein über­durschnitt­li­cher Ani­me, mit per­fekt dosier­tem Mischverhältnis.
War­um die Serie sogar auf tie­fe­rer Ebe­ne funk­tio­niert, erfahrt Ihr im Review.

Gen­re: Ani­me

Autor: Jayes

Ver­fasst am: 15.09.2018

Wer­tung:  


What the Fuck?

In der ers­ten Epi­so­de von Para­sy­te: The Maxim ging es mir wie dem Prot­ago­nis­ten Shi­ni­chi. Er sprach das aus, was ich dachte:
“So eine kran­ke Scheisse!”.

Schon beim Ope­ning pack­te mich die Serie und krab­bel­te, wie der namens­ge­ben­de Para­sit, schnur­stracks in mir hin­auf. Anschlie­ßend blick­te ich mit offe­nem Mund dar­auf, wie ein Hund mit Flü­geln in den Him­mel auf­stieg und es sich absur­der­wei­se sogar pas­send und logisch anfühlte.

Klingt total stran­ge? Ist total strange!
Trotz­dem schafft es Para­sy­te, nicht zu sehr abzu­he­ben, immer noch eine eige­ne Logik sowie eige­ne Geset­ze zu ent­wi­ckeln, und in sei­ner urba­nen Kulis­se, gar nicht mal so fik­tio­nal zu wirken.

Doch um was geht es überhaupt?…



Handlung

Para­sy­te: The Maxim han­delt von dem 17-jäh­ri­gen Shi­ni­chi Izu­mi, wel­cher mit Mut­ter und Vater in einer ganz nor­ma­len Stadt, im ganz nor­ma­len Japan lebt. Er ist ein gewöhn­li­cher Schü­ler und lebt sein Leben. Bis sich eine frem­de Spe­zi­es in ihm breit macht.



Mehr soll­te man zu die­ser außer­ge­wöhn­li­chen Hand­lung gar nicht ver­ra­ten, um essen­zi­el­les nicht vor­weg zu neh­men. Sich die Geschich­te von Para­sy­te zu Gemü­te zu füh­ren, ist für Gen­re-Ver­trau­te ohne­hin abso­lu­tes Pflicht­pro­gramm und even­tu­ell sogar für Ani­me-Neu­lin­ge zu empfehlen.



Studio “Madhouse” brilliert auf ganzer Linie

Ob Inhalt, Musik, Cha­rak­ter­ent­wick­lung, Erzähl­tem­po, Insze­nie­rung der Kämp­fe oder Figu­ren­de­sign (im älte­ren Man­ga sehen die Figu­ren deut­lich “unmo­der­ner” aus, ver­mut­lich des­halb wur­den sie an den heu­ti­gen Markt angepasst).
Bei P
ara­sy­te: The Maxim, stimmt ein­fach alles.

Der Ani­me trifft genau das rich­ti­ge Maß an Ver­rückt­heit, Gewalt, Rea­lis­mus, Hor­ror, Tief­gang, Sci-Fi-Sze­ne­rie usw. und kre­iert dabei eine Mischung, die trotz mas­sen­haf­ter Kon­kur­renz im Gen­re, unver­wech­sel­bar erscheint. Das zu schaf­fen ist heut­zu­ta­ge, bei den Unmen­gen an Inhal­ten, bei­na­he unmöglich.

Natür­lich ist dies nicht nur der Ver­dienst des Stu­di­os “Mad­house”. Allein der Man­ga als Gründ­ge­rüst von Hito­shi Iwaa­ki, ist in der Hin­sicht so ergie­big, dass es dem Ani­ma­ti­ons­stu­dio sicher nicht schwer fiel, die Ani­me-Umset­zung so viel­schich­tig zu kreieren.

Und dann ist da noch die Anpas­sung für den deut­schen Markt…



Edle Synchronisation

Der Ani­me-Publis­her Kazé sicher­te sich die Lizenz für “Para­sy­te: The Maxim” und gab die Syn­chro­ni­sa­ti­on bei den “Oxy­gen Sound Stu­di­os” in Ber­lin in Auf­trag, wo die Syn­chro unter der Dia­log­re­gie von René Dawn-Clau­de entstand.

Wo es beim Publis­her Kazé, so sagt man sich in der Ani­me-Sze­ne, doch häu­fig qua­li­ta­ti­ve Miss­stän­de in Sachen Syn­chro­ni­sa­ti­on gibt, trifft dies auf Para­sy­te defi­ni­tiv nicht zu. Im Gegen­teil, die Syn­chro­ni­sa­ti­on ist hervorragend.
Jede ein­zel­ne Rol­le ist pas­send besetzt. Kein Spre­cher macht einen unglaub­wür­di­gen Ein­druck oder fällt ander­wei­tig nega­tiv auf.
Der Ton-Effekt der bei Para­sit Migi drauf­ge­hau­en wur­de, [wie Syn­chron­spre­cher Tobi­as Mül­ler es aus­drü­cken wür­de (für Insi­der - The­ma Gotenks DBZ)], der übri­gens von Cath­len Gaw­lich gespro­chen wird, hört sich ein wenig lus­tig, trotz­dem ang­st­ein­flö­ßend und ein­fach total weird an. Auch Shi­ni­chi wird von Juli­an Ten­n­stedt, mit sei­ner tie­fen und doch ver­letz­li­chen Stim­me, über­ra­gend zum Leben erweckt.
Die “Oxy­gen Sound Stu­di­os” haben hier her­vor­ra­gen­de Arbeit geleistet.



Die Musik

Für das Ope­ning wur­de der Titel “Let Me Hear” der japa­ni­schen Elec­tro­ni­core Band “Fear and Loat­hing in Las Vegas” (ja die­se Ver­rück­ten nen­nen sich wirk­lich so) ausgewählt.
Vom Stil her erin­nert das an Seri­en wie Death Note (eben­falls von “Mad­house”, 2006-2007) und passt her­vor­ra­gend zum düs­te­ren und erwach­se­ne­ren The­ma des Anime.

Auch der ein­ge­setz­te moder­ne Dub­step oder Ele­men­te des Klas­sik wie Chor­ge­sän­ge, pas­sen hier hervorragend.

Tipps zum rein­hö­ren: “Kill the Pup­pets” und “Hyp­no­tik”.



Die tiefere Ebene

Auch aus phi­lo­so­phi­scher Sicht kann man Para­sy­te viel abgewinnen.
Wenn der wiss­be­gie­ri­ge Para­sit Migi, z.B. ethi­sche Grund­sät­ze des mensch­li­chen Daseins, die für die heu­ti­ge Gesell­schaft selbst­ver­ständ­lich erschei­nen, wie die Kost­bar­keit von Men­schen­le­ben, nicht nach­voll­zie­hen kann, betont er, dass es ihm nur auf das eige­ne Über­le­ben ankommt. Mor­de jucken ihn nicht im geringsten.



Migi: “Ich habe recher­chiert was ein Mons­ter ist. Das Lebe­we­sen das die­ser Bezeich­nung am nähes­ten kommt ist der Mensch.”

Prot­ago­nist Shi­ni­chi tut gut dar­an, die­ses unheim­li­che, ang­st­ein­flö­ßen­de und berech­nen­de Wesen, nicht zu unter­schät­zen - oder noch schlim­mer - gering zu schät­zen. Wel­che Macht es wirk­lich besitzt, erfährt er im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes, am eige­nen Leib.

Migis Klug­scheis­ser-Aus­sa­gen brin­gen neben Anre­gun­gen zum Nach­den­ken aber auch viel Witz in die Serie. Bei­spie­le gefällig?

“Lass mich die­ses Geschlechts­or­gan in einen eri­gier­ten Zustand versetzen.”

“Idi­ot? Damit beschreibt man doch einen in Rela­ti­on, kogni­tiv weni­ger Befähigten.”

“Übri­gens Shi­ni­chi, das unter­drü­cken dei­ner Aus­schei­dungs­vor­gän­ge ist dei­ner Gesund­heit nicht zuträglich.”

Para­sy­te: The Maxim is so unglaub­lich cool – und trotz­dem tiefschürfend.

Apro­pos tiefschürfend…
Shi­ni­chis Gedan­ke zum The­ma Mensch­lich­keit
:

“Wenigs­tens ist mein Blut rot.”


Dies war mein Eindruck nach etwa 10 Episoden

Nach­dem ich noch tie­fer in die Welt von “Para­sy­te” ein­stieg, mach­ten sich jedoch auch ein paar unschö­ne Sei­ten bemerkbar.

Sehr tref­fend for­mu­lier­te der Movie­pi­lot-User “lieber_tee” mei­ne Gedan­ken. Er stellt hier­zu fest:

“Lei­der ent­schei­den sich die Autoren im wei­te­ren Ver­lauf der Serie vom stil­len Pri­va­ten in eine lau­te, grö­ße­re Ver­schwö­rung und Welt­herr­schafts­be­dro­hung bis zur radi­ka­ler Umwelt­schutz-Bot­schaft abzu­drif­ten. Die ver­schie­de­nen Hand­lungs­bö­gen deh­nen sich. Es gibt die typi­schen Füll­fol­gen, eine extrem ner­vi­ge Tee­nie-Roman­ze mit ärger­lich-ste­reo­ty­pen Frau­en­fi­gu­ren. Die Geschich­te ver­liert zuneh­men ihren Ver­ve, sta­gniert und wird am Ende eher holp­rig mit­ein­an­der ver­bun­den. Scha­de, die ers­ten 11 Fol­gen hat­ten ein tol­les selbst­iro­ni­sches und unge­wöhn­li­ches Potential (…)”

Dies sind durch­aus berech­tig­te Kri­tik­punk­te, die der Voll­stän­dig­keit hal­ber in unse­rem Review nicht uner­wähnt blei­ben soll­ten. Da für uns ins­ge­samt, und ins­be­son­de­re in Rela­ti­on zu ande­ren Ani­me-Seri­en, die posi­ti­ven Punk­te von “Para­sy­te” deut­lich über­wie­gen, bleibt das Werk von Stu­dio Mad­house den­noch eine unse­rer Lieblingsserien.


   Weitere Wertungen


Lis­sa meint → Lieblingsserie

“Ein Ani­me der zur Bes­ten­lis­te zählt und in kei­ner Ani­me­samm­lung feh­len soll­te!”   (19.04.2019)


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