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It Takes Two (2021)

  • 9.5/10
    dero­fa Durch­schnitts­wer­tung - 9.5/10
9.5/10

Her­aus­ra­gend

Mit “It Takes Two” erschien am 26. März 2021 der aktu­el­le Streich des schwe­di­schen Ent­wick­ler­stu­di­os “Haze­light”.

Unter dem Dach der Indie-Spar­te “Ori­gi­nals”, des Publis­hers “Elec­tro­nic Arts”, legt das Puz­zle-Jump ’n’ Run nicht nur den Fokus auf ein koope­ra­ti­ves Spiel­ver­gnü­gen, son­dern macht titel­ge­bend zwei Spie­ler zur Bedingung!

Wie­so “It Takes Two” für uns das bes­te und vor allem abwechs­lungs­reichs­te Koop-Spiel aller Zei­ten ist, ver­ra­ten wir euch im fol­gen­den Test.

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Gen­re: Action-Adven­ture, Jump ’n‘ Run, Puz­zle

Ori­gi­nal­ti­tel: It Takes Two

Pro­duk­ti­ons­land: Schweden

Ent­wick­ler­stu­dio | Publis­her: Haze­light Stu­di­os | EA Originals

Musik: Gus­taf Gref­berg, Kris­to­fer Eng

Spiel­mo­dus: Mehr­spie­ler (Loka­ler Koop im Zwei­spie­ler-Modus, Online Koop im Zwei­spie­ler-Modus - durch den Freun­de-Pass ist nur ein Spiel nötig)

Spiel­zeit: ca. 11-12 Stun­den (Haupt­sto­ry), ca. 13-14 Stun­den (fin­den aller Mini­spie­le), ca. 14-15 Stun­den (100% Trophäen/Gamerscore)

Spra­che: Eng­lisch mit deut­schen Untertiteln

Platt­for­men: Play­Sta­ti­on 4, Play­Sta­ti­on 5, Xbox One, Xbox Seri­es X/S, PC (Stand: 02.07.2021)

Alters­frei­ga­be: USK 12

Quel­len
https://en.wikipedia.org/wiki/Hazelight_Studios | https://en.wikipedia.org/wiki/Josef_Fares | https://en.wikipedia.org/wiki/It_Takes_Two_(video_game)

Wer­tung:  

Test­platt­form: Play­Sta­ti­on 4

Autor: Jan­nik

Ver­fasst am: 02.07.2021

Lese­zeit: ca. 8 Minu­ten (Direkt zum Fazit)


Die üblichen Verdächtigen

Entwickler Josef Fares = Koop

Neu­er Koop-Spaß direkt vor­aus! Mit “It Takes Two” erschien am 26. März 2021 der neu­es­te Streich der schwe­di­schen Spie­le­ent­wick­ler von “Haze­light”.

Zuletzt mach­te das Stu­dio unter Game Direc­tor Josef Fares mit dem expe­ri­men­tel­len “A Way Out” (2018) auf sich auf­merk­sam. In unse­rem Test zeig­te sich das fil­misch insze­nier­te Action-Adven­ture zwar durch­wach­sen aber durch­aus mutig. Schließ­lich stach die inter­ak­ti­ve Erzäh­lung mit sehr guten Ansät­zen her­aus und sie­del­te sich spie­le­risch, mit sei­nem Fokus auf Koop, fern des Gewöhn­li­chen an.

Doch schon bevor “Haze­light” im Jahr 2014 von Fares gegrün­det wur­de, blitz­te das Mar­ken­zei­chen des Film­re­gis­seurs mit liba­ne­si­schen Wur­zeln auf. Sei­ne unge­wöhn­li­che Her­an­ge­hens­wei­se koope­ra­ti­ves Spiel­ver­gnü­gen, schein­bar weni­ger als Bei­werk, son­dern mehr als grund­sätz­li­che Vor­aus­set­zung für ein gelun­ge­nes Spiel­erleb­nis zu sehen, zeig­te sich bereits in dem von der Kri­tik posi­tiv auf­ge­nom­me­nen “Bro­thers: A Tale of Two Sons” (2013). Sei­ne Moti­va­ti­on um spä­ter Haze­light zu grün­den sei nichts gerin­ge­res gewe­sen als “die Gren­zen der Mög­lich­kei­ten in Video­spie­len aus­zu­lo­ten”, wie er im Inter­view mit “Ele­tro­nic Arts” ver­riet.[1]

Nun soll also auch die neu­es­te Ent­wick­lung des Stu­di­os - “It Takes Two” - sei­nen Fokus auf genau das legen. Und mal ehr­lich, wann prangt auf einem Spiel mal der Hin­weis: “Nur Koop mit zwei Spielern”?!


Der schwe­disch-liba­ne­si­sche Game Direc­tor Josef Fares macht sich Koop-Spaß zur Bedingung

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©Haze­light, Quel­le: https://madebyritual.com/work/hazelight-studios/

Publisher “EA Originals” liefert erneut

Nicht nur was den Direc­tor von “It Takes Two” angeht, tref­fen wir auf alte Bekann­te und übli­che Verdächtige.

Zuletzt wid­me­ten wir der Spar­te “EA Ori­gi­nals”, des bekann­ten Publis­hers “Elec­tro­nic Arts”, ein paar war­me Wor­te im Review zu “Unra­vel” (2016).

Wir stell­ten fest: Schein­bar als Gegen­ge­wicht zum ange­kratz­ten Image wegen umstrit­te­ner Loo­t­box-Poli­tik und Mikro­trans­ak­tio­nen, setzt “Elec­tro­nic Arts” mit “EA Ori­gi­nals” auf die klei­nen Indie-Per­len von unab­hän­gi­gen Ent­wick­ler­stu­di­os wie “Haze­light”,  “ohne Ein­schrän­kun­gen bei der künst­le­ri­schen Frei­heit”. Auch Fares bekräf­tig­te erst kürz­lich im Inter­view mit  “Game­star”, dass sie “It Takes Two” tat­säch­lich völ­lig frei ent­wi­ckeln konn­ten.[2]

Gute Vor­aus­set­zun­gen also für ein gelun­ge­nes Spiel. Doch von was han­delt “It Takes Two” überhaupt?


Vol­le künst­le­ri­sche Frei­heit und Kon­trol­le bei der Ent­wick­lung von “It Takes Two”, bestä­tig­te auch Game Direc­tor Josef Fares

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©Haze­light, Quel­le: Pressekit

Das “Buch der Liebe”

Handlung

In “It Takes Two” schlüpft ihr in die Rol­le von Cody und May. Die bei­den sind Eltern einer klei­nen Toch­ter, doch in letz­ter Zeit läuft die Ehe nicht rund. May wird durch ihre Arbeit als Inge­nieu­rin stark ein­ge­nom­men und ist daher kaum zu Hau­se. Cody hin­ge­gen ist als Vater haupt­säch­lich für die gemein­sa­me Toch­ter Rosie ver­ant­wort­lich. Der Hob­by­gärt­ner und Haus­mann möch­te mehr gemein­sa­me Zeit als Fami­lie verbringen.

Die bei­den geben sich gegen­sei­tig die Schuld an aller­lei Pro­ble­men. Als das Ehe­paar beschließt sich schei­den zu las­sen, kann die klei­ne Rosie ihre Trä­nen nicht zurück­hal­ten. Es sind Trä­nen, die ihre Eltern mög­li­cher­wei­se wie­der auf den rech­ten Pfad füh­ren könn­ten, und Cody und May einen Spie­gel vor­hal­ten werden.

Als besorg­te Eltern ist es nun an euch die Situa­ti­on wie­der gera­de zu bie­gen. Und wie gut, dass ihr dabei nicht allei­ne seid. Dr. Hakim der selbst­er­nann­te Lie­bes­gu­ru - das eben­so schrul­li­ge wie stets lei­den­schaft­li­che “Book of Love” - nimmt euch als unge­wöhn­li­cher Ehe­be­ra­ter frech und eigen­sin­nig an die Hand.


In “It Takes Two” macht ihr Bekannt­schaft mit Lie­bes­gu­ru Dr. Hakim

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©EA Ori­gi­nals

Die Geschichte als Aufhänger für ein buntes Puzzle-Spektakel

In “It Takes Two” ist die Geschich­te genau rich­tig abge­stimmt. Sie gibt dem Spiel die nöti­ge Sub­stanz um Emo­tio­nen her­vor­zu­ru­fen, ohne aber den Fokus vom Kern­stück - dem Game­play - in einem kun­ter­bun­ten Puz­zle- und Jump ’n’ Run-Spek­ta­kel zu nehmen.

Wir möch­ten nicht zu viel ver­ra­ten, doch als Cody und May ver­ab­schie­det ihr euch von eurer Gestalt in der fik­ti­ven Rea­li­tät und tre­tet als Minia­tur­we­sen in eine aber­wit­zi­ge Welt vol­ler Fantasie.

Es fin­det spie­le­risch eine Art The­ra­pie statt. Wäh­rend Rosie war­tet, sind ihre Eltern gezwun­gen ihre Gefüh­le zu über­den­ken, ohne das Lebe­wohl bereits als end­gül­tig zu betrach­ten. Ihr habt also die Chan­ce alles wie­der gera­de zu bie­gen. Das ist ein lan­ger und beschwer­li­cher Weg für Cody und May aber wie­der­um ein ver­dammt spa­ßi­ger für euch.

Neben dem Plot selbst ist auch beson­ders erfreu­lich, auf welch hohem Niveau, sowohl aus krea­ti­ver, komö­di­an­ti­scher als auch tech­ni­scher Sicht, die Zwi­schen­se­quen­zen gestal­tet sind. Hier spielt “It Takes Two”, in den Berei­chen der Fan­ta­sie­welt, fast schon auf dem Niveau nam­haf­ter Com­pu­ter­ani­ma­ti­ons­fil­me und ist the­ma­tisch nichts weni­ger als eine roman­ti­sche Komödie.

Und auch das ent­ge­gen aller Geschlech­ter­ste­reo­ty­pe die weib­li­che May die Brot­ver­die­ne­rin und der männ­li­che Cody der Frei­geist sowie “für­sorg­li­che Haus­mann und Vater” ist, wie “EA” es selbst beschreibt, zeigt Fin­ger­spit­zen­ge­fühl, denn so wird mit klas­si­schen Rol­len-Kli­schees gebro­chen.[3]

Letzt­end­lich soll in “It Takes Two” laut Fares das Ziel gewe­sen sein, die Geschich­te mit den Mecha­ni­ken zu ver­hei­ra­ten.[4]


Die klei­ne Rosie wünscht sich sehn­lichst ihre Eltern zurück

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©EA Ori­gi­nals

Gameplay

Das bunte Spektakel

Wo die Geschich­te als Lie­bes­ko­mö­die der Auf­hän­ger ist, da ist das ange­spro­che­ne, kun­ter­bun­te Spek­ta­kel nicht weit.

“It Takes Two” sie­delt sich pri­mär im Gen­re des Jump ’n’ Run- und Puz­zle-Spiels an. Das heißt kon­kret ihr hüpft, rutscht, sprin­tet, flitzt, stampft oder fliegt im Split­screen-Modus (sowohl lokal als auch online) durch sie­ben wun­der­schön gestal­te­te, the­ma­tisch zur Geschich­te pas­sen­de, mal linea­re­re (“Der Schup­pen”, “Der Baum”) und mal etwas weit­läu­fi­ge­re Kapi­tel (“Schnee­ku­gel”, “Gar­ten”) und habt jede Men­ge Spaß dabei.

In geeig­ne­ten Pas­sa­gen schal­tet die Kame­ra intel­li­gent und selb­stän­dig ins Voll­bild, etwa wenn sich bei­de Spie­ler gemein­sam in einem Boss­kampf befin­den oder etwas beson­ders rele­van­tes auf einer Sei­te passiert.

Um vor­an­zu­schrei­ten müsst ihr mal phy­sik­ba­sier­te Rät­sel lösen oder auch beson­de­re Gegen­stän­de, Werk­zeu­ge oder Umwelt­be­din­gun­gen für euch nut­zen (Tie­re, Ham­mer, Nägel, Magne­ten, Waf­fen, Flug­ge­rä­te, Musik, Licht uvm.) und dürft euch dabei natür­lich nicht zu unge­schickt anstellen.

Soweit ist das jedoch nichts neu­es im Gen­re. Was hebt “It Takes Two” nun eigent­lich von ande­ren Gen­re­ver­tre­tern so rich­tig ab?


Spie­le­risch ist “It Takes Two” eine wil­de Achterbahnfahrt

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©EA Ori­gi­nals | Quel­le: https://giphy.com/gifs/it-takes-two-ittakestwo-hazelight-ipENaJcCUPI1B6fIYC

Traumhafte Abwechslung

“It Takes Two” - da sind sich wohl Spie­ler und Kri­ti­ker ganz sicher einig - setzt neue Maß­stä­be in Sachen Abwechslung.

Immer wenn wir das Gefühl hat­ten, uns an einer Umge­bung satt­ge­se­hen oder einer Spiel­me­cha­nik nur im gerings­ten müde zu sein, lie­fert “It Takes Two” prompt völ­lig neue Ele­men­te aus dem Bereich der zugrun­de­lie­gen­den Gen­re aber auch dar­über hinaus.

Das Pacing und die Balan­ce ist dabei so fein abge­stimmt, dass jedes Level völ­lig neue Mecha­ni­ken, spie­le­ri­sche Ele­men­te und visu­el­le Rei­ze bie­tet. So vie­le Ideen, nichts wie­der­holt sich, nichts ist gleich und es fühlt sich alles naht­los an.

Die Ent­wick­ler von “Haze­light” trei­ben das gan­ze auf die Spit­ze, indem sie sogar ein­fach mal so frech wie spon­tan Gen­re­gren­zen ver­schwim­men las­sen. Plötz­lich fin­det ihr euch etwa in einem 2D-Side­s­crol­ler wie­der, bal­lert in einem Third-Per­son-Shoo­ter glib­be­ri­ges Harz quer durch einen Eich­hörn­chen­bau oder kämpft euch als Magi­er in einem “Nine Parch­ments” oder “Magi­cka” ähn­li­chen Blast ’em up durch ver­schach­tel­te Gän­ge. Nichts ist unmög­lich, nichts ist zu ver­rückt. Und die Fül­le an Puz­zle-Vari­an­ten und Mecha­ni­ken ist außer­ge­wöhn­lich groß.


“It Takes Two” ist ein unglaub­lich abwechs­lungs­rei­ches Video­spiel mit unzäh­li­gen Ideen

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©EA Ori­gi­nals | Quel­le: https://giphy.com/gifs/ItTakesTwo-A2rZqNd8Bto6RYm42b

Es braucht zwei

In “It Takes Two” braucht es zwei - und der Name ist Programm!

Grund­sätz­lich bie­tet das Game jedem Spie­ler ande­re Fähig­kei­ten in jedem Abschnitt, sodass bei­de Spie­ler unter­schied­li­chen Auf­ga­ben haben und Rät­sel immer gemein­sam oder von­ein­an­der abhän­gig gelöst wer­den müssen.

Bei wirk­lich allen Puz­zlen und Rät­seln kommt man also schlicht allei­ne nicht wei­ter und muss sich immer unter­ein­an­der abspre­chen bzw. verständigen.

Wie ernst den Ent­wick­lern die­ser Grund­satz war, zei­gen auch vie­le klei­ne Fein­hei­ten im Spiel. Ein­fach mal allei­ne vor­pre­schen ist nicht drin. Wenn ein Spie­ler schei­tert, muss der ande­re war­ten oder hel­fen. Über­sprin­gen durch spaw­nen beim Part­ner gibt es etwa nicht. Selbst zum Zwi­schen­se­quen­zen skip­pen braucht es zwei.

Kon­se­quent in jeder Faser geht es unter dem Mot­to “gemein­sam sind wir stark” um eben das gemein­sa­me Erleb­nis, was sich wie­der­um mit der Bot­schaft der Hand­lung deckt. Fares hat also mit dem “ver­hei­ra­ten” von Mecha­ni­ken und der zugrun­de­lie­gen­den Geschich­te nicht zu viel versprochen.


Team­ar­beit ist in “It Takes Two” uner­läss­lich. Wäh­rend etwa Cody Harz ver­schießt, muss May die anschlie­ßen­de Explo­si­on einleiten

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©EA Ori­gi­nals | Quel­le: https://giphy.com/gifs/ItTakesTwo-QGiZlb2Qg91fwRhP66

Spielzeit, Minispiele, Komplettierung, Preispolitik

Ganz neben­bei gibt es in allen Wel­ten vari­an­ten­rei­che Mini­spie­le zu ent­de­cken. Der Fan­ta­sie sind dabei kei­ner­lei Gren­zen gesetzt.

Die Ent­wick­ler von “Haze­light” pfei­fen sogar auf sam­mel­ba­re Gegen­stän­de. Dadurch fühlt ihr euch nie zu sehr auf­ge­hal­ten und könnt euch in vol­lem Umfang auf den eigent­li­chen Weg und die Puz­zle-Ele­men­te kon­zen­trie­ren. Spiel­spaß pur also, ohne läs­ti­ge Suche­rei oder Komplettierungswahn.

Mit einer Spiel­zeit von ca. 11-12 Stun­den (regu­lär) ist das Aben­teu­er ohne­hin schon unge­wöhn­lich lan­ge für sein Gen­re sowie den Preis von ca. 40€ bei Ver­öf­fent­li­chung und lässt sich durch das Auf­de­cken der Mini­spie­le oder der Ver­voll­stän­di­gung von Trophäen/Gamerscore auf bis zu etwa 15 Stun­den ausweiten.

Wie fair die Preis­po­li­tik hin­ter “It Takes Two” ist zeigt außer­dem der “Freun­de-Pass”, durch den der zwei­te Spie­ler online durch die ent­spre­chen­de Anwen­dung im Store, kos­ten­los mit­spielt. Wir mei­nen: So geht spielerfreundlich!


Wenn selbst Mini­spie­le unglaub­lich facet­ten­reich sind, muss es “It Takes Two” sein

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©EA Ori­gi­nals | Quel­le: https://giphy.com/gifs/ItTakesTwo-uLbXm7gVRcVZbzCXHt

Das Mini-Haar in der schmackhaftesten Spielspaß-Suppe

Wenn es in “It Takes Two” einen ein­zi­gen Punkt zum meckern gibt, dann ist es der Folgende.

Kommt man bereits nach kür­zes­ter Über­le­gung nicht auf die Lösung eines Puz­zles, bei­spiel­wei­se weil man die ent­spre­chen­den Mecha­ni­ken noch nicht ver­in­ner­licht hat oder einen fal­schen Denk­an­satz ver­folgt, ver­rät euch das Spiel mehr oder weni­ger die Lösung mit einem klei­nen Hin­weis unten im Bild.

Zwar steht dabei nicht der genaue Ablauf zur Lösung des Puz­zles parat, es reicht jedoch oft der Hin­weis, eine bestimm­te Fähig­keit an eben genau einer bestimm­ten Stel­le ein­zu­set­zen, bei eben die­ser der Hin­weis ange­zeigt wird, um plötz­lich und unver­mit­telt auf die Lösung zu kommen.

Beson­ders ärger­lich ist der Umstand, dass neben vie­len Ein­stel­lungs­mög­lich­kei­ten aus­ge­rech­net die­se Tipps nicht deak­ti­viert wer­den können.

Auf­grund die­ses ärger­li­chen Man­kos, haben wir uns für eine Abwer­tung um 0,5 Punk­te ent­schie­den. Bleibt zu hof­fen, dass ein Patch in Zukunft hier noch nach­bes­sern wird.


Wenn “It Takes Two” euch in Rich­tung Lösung steu­ert, kann das ambi­tio­nier­te Spie­ler nerven

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©Haze­light | Quel­le: Pressekit

Fazit

Befreiungsschlag von “Hazelight”

Nach­dem bereits erwähn­ten, ambi­tio­nier­ten und geis­ti­gen Vor­gän­ger “A Way Out” ist die neu­es­te Pro­duk­ti­on des Stu­di­os eine Art Reboot oder auch Wei­ter­ent­wick­lung des Grund­sat­zes und der Her­an­ge­hens­wei­se, ein rei­nes Koop-Aben­teu­er für zwei Spie­ler zu bieten.

“It Takes Two” wirkt dabei wie ein Befrei­ungs­schlag der Ent­wick­ler. Als Grund­la­ge kein Set­ting was ein 18er-Rating nötig macht, kein lang­sa­mer, linea­rer und inter­ak­ti­ver Film, son­dern ein frei­er, fan­tas­ti­scher Aus­flug für eine nicht völ­lig aber etwas ande­re Ziel­grup­pe. Kei­ne Limi­tie­rung durch die Erzäh­lung, die in “A Way Out” von ernst­haf­ter Logik und erwach­se­ner Ratio­na­li­tät geprägt war son­dern gera­de durch den fan­ta­sie­vol­len Schau­platz als Basis, ein Schla­raf­fen­land an Möglichkeiten.

Ein Spiel­platz auf dem ein­fach alles mög­lich ist, auf dem jedes Detail noch so gut abge­stimmt wer­den kann und ein­fach allem denk­ba­ren frei­en Lauf gewährt wird. Damit könn­te das Spiel unter dem Dach von “EA Ori­gi­nals” mit Kunst­wer­ken wie “Unra­vel” pas­sen­der nicht unter­ge­bracht sein.

Es könn­te der Beginn einer Rei­he von unglaub­lich fanas­ti­schen Spie­len sein, wenn den krea­ti­ven Köp­fen von “Haze­light” nicht die Ideen aus­ge­hen. Und das scheint für das Stu­dio schein­bar unmög­lich zu sein, wie “It Takes Two” ein­drucks­voll bewie­sen hat.


Auch wenn “A Way Out” ein kom­mer­zi­el­ler Erfolg und kein schlech­tes Spiel war. “Haze­light” spielt sich frei von den Ein­schrän­kun­gen die durch Schau­platz und Ziel­grup­pe entstanden

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©Haze­light | Quel­le: Pressekit

“It Takes Two” setzt neue Genre-Maßstäbe!

“It Takes Two” ist für uns das Über­ra­schungs­spiel der letz­ten Jah­re. Es ist ultra krea­tiv, ultra abwechs­lungs­reich und bie­tet dadurch ultra Spielspaß!

Es ist eine Art Befrei­ung­schlag für sein Stu­dio und macht auf allen erdenk­li­chen Ebe­nen bei­na­he alles rich­tig. Es ist ein Fest für Fans des Gen­res aber glei­cher­ma­ßen für Video­spie­ler aller Couleur!

Neben des ohne­hin schon fai­ren Prei­ses und der Opti­on des “Freun­de-Pass”, gesellt sich eine für das Gen­re unge­wöhn­lich lan­ge Spiel­zeit hin­zu. Die­se wird sogar dadurch noch erhöht, dass durch unter­schied­li­che Fähig­kei­ten der bei­den spiel­ba­ren Figu­ren, ein zwei­ter Durch­lauf in getausch­ten Rol­len, abso­lut Sinn macht.

Ob die kna­cki­ge, sau­be­re Pro­gram­mie­rung. Ob die zugrun­de­lie­gen­de emo­tio­na­le, durch das “Book of Love” lus­tig auf­ge­lo­cker­te Geschich­te. Ob die unfass­bar krea­ti­ven und traum­haft abwechs­lungs­rei­chen Wel­ten sowie Spiel­me­cha­ni­ken oder der rote Faden des Zwei­spie­ler-Erleb­nis­ses ins­ge­samt. “It Takes Two” glänzt in nahe­zu jeder Dis­zi­plin und macht es den Spie­lern sack­schwer, es durch sein prall gefüll­tes Voll­ver­sor­gungs­pa­ket nicht zu mögen.

“It Takes Two” ist sum­ma sum­ma­rum die Ver­gnü­gungs­gra­na­te mit fan­tas­ti­scher Spaß­ga­ran­tie, gar­niert mit einem Schwung Kon­fet­ti oben­drauf. Und das sagen wir nicht als Wer­be­tex­ter son­dern als vor Begeis­te­rung weg­ge­bla­se­ne Video­spie­ler. Fares ver­sprach also nicht zu viel als er sag­te: “Für die Spie­ler wird es sich sehr neu, anders und ein­zig­ar­tig anfüh­len. Sie haben so etwas vor­her noch nie gespielt.” “It Takes Two” sei eine ver­rück­te Ach­ter­bahn­fahrt. Wir freu­en uns, dass wir das nur unter­schrei­ben können.


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©EA Ori­gi­nals | Quel­le: https://www.google.com/imgres?imgurl=https%3A%2F%2Fimg2.looper.com%2Fimg%2Fgallery%2Fhow-long-does-it-take-to-beat-it-takes-two%2Fit-takes-two-is-big-for-a-hazelight-game-1615816578.jpg&imgrefurl=https%3A%2F%2Ftheofy.world%2Fgallery%2Fit-takes-two-gameplay-length&tbnid=5JTam5K_HVWw5M&vet=12ahUKEwiG7vHYt8fxAhVGh_0HHcaICt0QMygtegUIARCBAg..i&docid=PZkCYQAFLaITXM&w=1000&h=562&q=it%20takes%20two%20game%20explosion&client=firefox-b-d&ved=2ahUKEwiG7vHYt8fxAhVGh_0HHcaICt0QMygtegUIARCBAg

Trailer

Der offi­zi­el­le Ent­hül­lungs-Trai­ler zu “It Takes Two”

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©EA Ori­gi­nals

 

Unravel (2016)

  • 10/10
    dero­fa Durch­schnitts­wer­tung - 10/10
10/10

Lieb­lings­spiel

Im Jah­re 2016 ent­zück­te ein klei­nes, knuf­fi­ges Wesen aus Garn die Video­spiel­welt. Sein Name war “Yar­ny”.

Ein tap­fe­rer Wan­de­rer an vor­ders­ter Front im Minia­tur­for­mat, wel­cher ziel­stre­big sei­nen roten Faden durch die Spie­le­welt zog, um Erin­ne­run­gen einzusammeln.

Mit “Unra­vel” ver­öf­fent­lich­te das schwe­di­sche Ent­wick­ler­stu­dio “Cold­wood Inter­ac­ti­ve” ein Puz­zle-Jump ’n’ Run der Extra­klas­se rund um die­sen klei­nen Ret­ter der Erinnerungen.

War­um die phi­lo­so­phi­sche Rei­se durch “Unra­vel” für uns eine klei­ne Offen­ba­rung war,  ver­ra­ten wir Euch im Review.

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Gen­re: Jump ’n’ Run, Puz­zle, Side-Scrol­ler

Ori­gi­nal­ti­tel: Unravel

Pro­duk­ti­ons­land: Schweden

Entwicklerstudio/Publisher: Cold­wood Inter­ac­ti­ve / EA Originals

Musik: Fri­da Johans­son, Hen­rik Oja

Spiel­mo­dus: Ein­zel­spie­ler

Spiel­zeit: ca. 6 Stun­den (Sto­ry), ca. 10 Stun­den (100%)

Platt­for­men: Play­Sta­ti­on 4, Xbox One, PC, Nin­ten­do Switch (Stand: 22.12.2020)

Alters­frei­ga­be: USK 6

Nach­fol­ger: Unra­vel Two (2018)

Quel­len
https://en.wikipedia.org/wiki/Unravel_(video_game) | https://de.wikipedia.org/wiki/Unravel

Wer­tung:  

Test­platt­form: Play­Sta­ti­on 4

Autor: Jan­nik

Ver­fasst am: 22.12.2020


Erinnerungen

Eine älte­re Dame sieht sich ein Bild an. Sie lächelt. Doch die­ses Lächeln weicht lang­sam einem andäch­ti­gen Aus­druck. Es scheint als schwel­ge sie in Erinnerungen.

Als sie mit einem gefloch­te­nen Holz­korb vol­ler Garn in den bun­tes­ten Far­ben die Trep­pe hin­auf steigt, rückt sie noch eben ein Foto an der Wand zurecht. Unbe­merkt fällt das Garn mit der Far­be Rot aus dem Korb und rollt die Trep­pe hinab.

Das rote Garn ent­wi­ckelt sich zu “Yar­ny” - unse­rer Spiel­fi­gur, mit der Auf­ga­be Erin­ne­run­gen zu ret­ten, und zurück zu bringen.

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©EA

Geboren in der Natur

Hier star­tet unse­re Rei­se und wir dür­fen unse­ren roten Faden durch die zwölf Level der Spiel­welt von “Unra­vel” spinnen.

“Unra­vel” ist ein 2D-Jump ’n’ Run Side-Scrol­ler mit Puz­zle-Ele­men­ten und damit ein Geschick­lich­keits­spiel. In der Rol­le der Spiel­fi­gur “Yar­ny” ver­schlägt es uns durch stim­mungs­vol­le Level in male­ri­schen Land­schaf­ten, die laut Crea­ti­ve Direc­tor Mar­tin Sah­lin von der Umge­bung der schwe­di­schen Stadt Umeå inspi­riert sind.[1]

Umeå sei eine sehr klei­ne Stadt, weit nörd­lich des Polar­krei­ses, in der nicht vie­le Men­schen leben, die jedoch eine gan­ze Men­ge Land­schaft zu bie­ten hat, merkt Sah­lin an.[2]

Die Idee für “Unra­vel” kam dem schwe­di­schen Ent­wick­ler­stu­dio “Cold­wood Inter­ac­ti­ve”, allen vor­an Sah­lin, als er auf einem Cam­ping­aus­flug mit sei­ner Fami­lie im Nor­den Schwe­dens eine “Yarny”-Puppe aus Rei­fen­draht her­stell­te.[3]


Man­che Orte lie­gen weit, weit von allen Sor­gen und Pro­ble­men ent­fernt. Sie sind Schät­ze.Cold­wood
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©EA | https://www.gameskinny.com/h13rx/unravel-review-full-of-life-and-fun

Künstlerische Freiheit - ohne Kompromisse

Der Publis­her für das phy­sik­ba­sier­te Puz­zle­spiel von “Cold­wood Inter­ac­ti­ve” ist “Elec­tro­nic Arts”, wel­cher bereits seit eini­gen Jah­ren unter dem Ban­ner “EA Ori­gi­nals” klei­ne­ren Indie-Per­len eine Chan­ce gibt.

Zuletzt hat­ten wir uns auf derofa.de das Action-Adven­ture “A Way Out” (2018) aus der “EA Ori­gi­nals” Spar­te angeschaut.

Bei Spiel­start begrüßt uns EA’s Logo in Anleh­nung an “Unra­vel” stil­echt mit einem roten Woll­kreis um sei­ne zwei Buchstaben.

Laut “EA” möch­te man mit “EA Ori­gi­nals” “unab­hän­gi­ge Stu­di­os unter­süt­zen” und Ent­wick­lern ermög­li­chen ihre Spie­le “ohne Kom­pro­mis­se bei der künst­le­ri­schen Frei­heit” zu ver­öf­fent­li­chen.[3]

Eigent­lich könn­te der Publis­her die­ses Logo für die gesam­te “EA Originals”-Reihe ein­füh­ren, denn “Unra­vel” ist, wie sich spä­ter zei­gen wird, ein Para­de­bei­spiel für eine unauf­ge­reg­te Nischen­pro­duk­ti­on eines unab­hän­gi­gen Ent­wick­ler­stu­di­os, in der unge­mein viel Lie­be zum Detail steckt.


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©EA

Die Reise eines roten Garns

Grundlegendes Gameplay

Im 2D-Jump ’n’ Run Side-Scrol­ler “Unra­vel” bewe­gen wir uns mit­hil­fe unse­rer wol­li­gen Fähig­kei­ten über phy­sik­ba­sier­te Puz­zle-Rät­sel von links nach rechts durch die Spiel­welt - und zie­hen dabei, wie als Meta­pher für eine zusam­men­hän­gen­de Geschich­ten­er­zäh­lung, unse­ren roten Faden immer mit.

Neben klas­si­schen Hüpf­ein­la­gen über Stock und Stein und das ver­schie­ben von Gegen­stän­den, wie zum Bei­spiel kna­ckig roten Äpfeln, ermög­li­chen die Spiel­me­cha­ni­ken es dem klei­nen “Yar­ny”, sein Garn an her­vor­ge­ho­be­nen Anknüpf­punk­ten zu befes­ti­gen. Je nach Situa­ti­on kann er sich dadurch in der Luft schwin­gen, Objek­te her­an zie­hen, sich absei­len oder an Hin­der­nis­sen hochhangeln.

Zusätz­lich ist es dem Spie­ler über­las­sen, pro Level fünf Knöp­fe ein­zu­sam­meln, die meist an beson­ders schwer erreich­ba­ren Stel­len ver­steckt sind.


Man kann sich ein Leben lang fra­gen, was am Ende des Weges liegt, oder man kann es selbst her­aus­fin­den. Cold­wood
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©EA | https://www.moviepilot.de/news/unravel-uber-stock-stein-im-neuen-gameplay-trailer-154941

Interaktion mit Objekten

Bei die­ser grund­le­gen­den Mecha­nik, die so sim­pel wie geni­al ist, über­ra­schen die Ent­wick­ler nie mit neu­en Knif­fen, denn “Yar­ny” lernt kei­ne neu­en Fähig­kei­ten. Sie schaf­fen es aber trotz­dem immer wie­der im Spiel­de­sign krea­tiv genug zu sein, dass die Grund­me­cha­ni­ken aus­rei­chen um enor­men Spaß zu machen. Denn allein die präch­ti­gen Kulis­sen mit immer neu­en Inter­ak­ti­ons­mög­lich­kei­ten, deren Nut­zen es zu durch­schau­en gilt, um wei­ter vor­an­zu­schrei­ten, wie etwa Vögel, Fische, Dra­chen, Gegen­stän­de und vie­les mehr, sind enorm ergie­big und wun­der­schön gestaltet.


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©EA | https://www.destructoid.com/stories/yarnie-litters-the-land-with-his-very-fabric-in-this-new-unravel-gameplay-335383.phtml

Symbolik & Tiefe

Hin­zu kommt, dass die Ent­wick­ler Sym­bo­li­ken nut­zen, um mehr Tie­fe zu erzeu­gen. Wenn wir etwa eine Later­ne in der von Wind und Eis gepeitsch­ten Ein­öde über das Feld zie­hen, damit uns ihr Licht die bit­te­re Dun­kel­heit erhellt und sie uns zugleich als Anker dient, um nicht weg­ge­weht zu wer­den, wis­sen wir, ein gro­ßes Stück Leben steckt in die­sem Spiel.

Spie­le­risch wird die­se her­an­ge­hens­wei­se also nie alt, weil es sich so selbst­ver­ständ­lich, logisch und zugleich ele­men­tar anfühlt. Beim absei­len von Bäu­men und geäst, fühlt man sich manch­mal wie ein klei­ner, wol­li­ger Geheim­agent - gera­de­wegs auf der noblen Mis­si­on Erin­ne­run­gen und damit leben­di­ge Momen­te einzusammeln.


Man­che Tage füh­len sich warm an, egal wie kalt sie sind, und man­che Din­ge machen Spaß, egal wie alt man ist, und manch­mal wünscht man sich, dass ein Besuch ewig andau­ert.Cold­wood
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©EA | https://www.pinterest.de/pin/292522938279159001/

Der Sinn

Yar­nies Ziel ist es Fami­li­en­er­in­ne­run­gen ein­zu­sam­meln. Er möch­te ein altes rot-brau­nes Foto­al­bum mit klei­nen, roten, knuf­fi­gen Abzei­chen ver­zie­ren. Fein säu­ber­lich steckt Yar­ny nach jedem abge­schlos­se­nen Level ein wei­te­res Woll-Abzei­chen auf die Vor­der­sei­te des Albums - und haucht ihm so wie­der Leben ein. Denn die Bil­der die dar­in waren sind ver­blasst und kaum zu erken­nen. Doch als Yar­ny küm­mern wir uns dar­um, und machen die­se Bil­der und damit auch die Erin­ne­run­gen wie­der sichtbar.


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©EA | https://basic-tutorials.de/unravel-eas-erster-indie-titel-im-test/

Die Ent­wick­ler erfreu­en uns auf ihrer und zugleich unse­rer phi­lo­so­phi­schen Rei­se zusätz­lich mit Text­bot­schaf­ten. Bot­schaf­ten die ans Herz gehen. Crea­ti­ve Direc­tor Mar­tin Sah­lin beschreibt sei­ne Gedan­ken bei der Ent­wick­lungs­ar­beit von “Unra­vel” in einem Inter­view so:

„Je län­ger ich dar­an arbei­te­te, des­to mehr wur­de mir klar, dass auch ande­re Men­schen einen Sinn dar­aus zie­hen könn­ten. […] Man beginnt bei sich selbst und ver­sucht irgend­wann, so vie­le Leu­te wie mög­lich ein­zu­be­zie­hen. Man will, dass es etwas Per­sön­li­ches ist, aber unterm Strich will man auch, dass es eine per­sön­li­che Erfah­rung für alle ande­ren ist, die es spie­len“Mar­tin Sahlin

Kann man wirk­lich wert­schät­zen, wie beson­ders oder schön etwas ist, wenn man nicht weiß, was es gekos­tet hat es zu bekom­men? Wenn man nie dafür arbei­ten muss­te?Cold­wood
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©EA | IGN - https://www.youtube.com/watch?v=RDu1hgcaGd4

Die Gleichmäßigkeit

Die Beson­der­heit an “Unra­vel” ist nicht etwa, dass es etwas beson­ders neu macht, denn bis auf die “Faden-Mecha­nik” strotzt das Spiel nicht unbe­dingt vor inno­va­ti­vem Game­play. Die Beson­der­heit an “Unra­vel” ist, dass es etwas anders macht.

Es gibt im wei­ten Feld der Video­spie­le nur weni­ge Titel die eben die­sen künst­le­ri­schen Ansatz ver­fol­gen und damit kul­tu­rell so wert­voll sind wie “Unra­vel”.

Das Stich­wort der “non­ver­ba­len Erzäh­lung” führ­ten wir bereits in unse­rem Review zu “Ari­se - A Simp­le Sto­ry” (2019) unter dem Punkt “Die Gen­re-Kol­le­gen” aus. Spie­le wie “Lim­bo”, “Ori and the Blind Forest”, “GRIS” “Litt­le Night­ma­res”, wie die guten Wei­ne der Gaming-Bran­che alle hei­ßen, erzäh­len ihre Geschich­te ohne Wor­te und nur in Bil­dern. Und alle die­se Spie­le haben meist einen beson­de­ren Kunst­griff in ihrer Spiel­me­cha­nik. Im Fal­le von “Unra­vel” ist es das alles durch­zie­hen­de Garn, wel­ches in sei­ner Sym­bo­lik unüber­trof­fen ist und zugleich als trei­ben­des Ele­ment uner­setz­bar ist, um im Spiel fortzuschreiten.


Der Him­mel ist hier irgend­wie höher. Hier zählt ein Atem­zug für zehn. Wir kön­nen uns hier ver­lie­ren, aber wir sind nie­mals ver­lo­ren, weil wir hier zuhau­se sind.Cold­wood
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©EA | https://www.gameskinny.com/h13rx/unravel-review-full-of-life-and-fun

Eini­ge wei­te­re Ele­men­te füh­ren dazu, dass “Unra­vel” zu einer Homo­ge­nen Ein­heit wird und so wun­der­bar gleich­mä­ßig wirkt. In sei­ner Grund­stim­mung umgibt das Spiel eine Atmo­sphä­re die wir als eine nor­di­sche oder skan­di­na­vi­sche “Herbst­lich­keit” umschrei­ben wür­den. Die swe­di­sche Gegend um Umeå spiel­te eine “maß­geb­li­che Rol­le bei der Ent­wick­lung und Gestal­tung der Spiel­ab­schnit­te” wie der Wiki­pe­dia-Arti­kel zu “Unra­vel” ver­rät.[4]

Wir schla­gen uns durchs Mohr, durch neb­li­ge Gras­fel­der. Dabei begrüßt uns ein Elch im Hin­ter­grund oder wir hän­gen uns an einen ver­lo­ren gegan­gen Dra­chen und flie­gen ein Stück mit. Auch die Details wie gefro­re­ne Pfüt­zen, die wir durch einen beherz­ten Sprung zer­bre­chen, sind vor­han­den. All das macht die Spiel­welt so lebendig.


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©EA | https://www.gamestar.de/artikel/unravel-erstes-probestricken,3234609.html

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©EA | https://www.gamersyde.com/news_unravel_puzzle_gameplay_trailer-16967_en.html

Die Musik der bei­den schwe­di­schen Kom­po­nis­ten Fri­da Johans­son und Hen­rik Oja trägt maß­geb­lich zu genau die­ser Stim­mung bei. Per­fekt auf die Gestal­tung des Spiels abge­stimmt, wur­den klas­si­sche und auch tra­di­tio­nel­le Instru­men­te ver­wen­det. Die Über­gän­ge der ver­schie­de­nen Stü­cke je nach Spiel­ab­schnitt sind naht­los, was gut zu hören ist, wenn man sich auch mal rück­wärts bewegt.

Auch wenn neben die­ser gelun­ge­nen Atmo­sphä­re letzt­end­lich eine genaue Inter­pre­ta­ti­on der Hand­lung bewusst dem Spie­ler über­las­sen wird ist klar: Yar­ny steht für die Bin­dun­gen der Men­schen unter­ein­an­der.[5]


Alles geht zwangs­läu­fig zuen­de. Irgend­wann kommt die Maschi­ne zum Still­stand. Unse­re Wege kreu­zen sich für eine Wei­le, aber wir haben alle unter­schied­li­che Zie­le.Cold­wood
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©EA | https://gamingpicks.wordpress.com/2016/02/15/gameplay-unravel-multi-2016/

Fazit - Das Garn aus dem Träume gemacht sind

“Unra­vel” ist ein beein­dru­cken­des Video­spiel. Es bleibt im Gedächt­nis zurück weil es sich fern des Gewöhn­li­chen ansiedelt.

“Unra­vel” umgibt eine sanf­te Tief­grün­dig­keit. Es macht nach­denk­lich. Die male­ri­sche Stim­mung die es mit­hil­fe sei­nes Garns durch die gesam­te Spiel­welt zieht, wenn wir in Baum­wip­feln ver­wei­len oder uns Stei­le abhän­ge hin­ab Sei­len, ist einmalig.

Mit Yar­ny als Spiel­fi­gur ent­kno­tet der Spie­ler eine Geschich­te und sam­melt für sich selbst wie­der ein, was ver­lo­ren gegan­gen war, was immer es auch war. Unra­vel hat uns damit auf vie­le Arten inspi­riert und etwas in uns ausgelöst.

Wenn die Credits letzt­end­lich im behut­sam von Yar­ny  wie­der­be­leb­ten Fami­li­en­al­bum ablau­fen, wel­ches wir Stück für Stück gefüllt haben, dann ver­ab­schie­den sich die Ent­wick­ler mit einer Dank­sa­gung. Und das möch­ten wir eben­so tun.

Dan­ke, dass du “Unra­vel” gespielt hast.Cold­wood

Dan­ke, dass wir “Unra­vel” spie­len durften!


Wie schön es war, als es neu war. Wie schön es immer noch ist, obwohl die Zeit es ver­än­dert hat.Cold­wood
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©EA

Trailer

Der offi­zi­el­le Trai­ler zu “Unra­vel”

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©EA | ©Play­Sta­ti­on

 

A Way Out (2018)


Hohe Erwar­tun­gen an “A Way Out”.
Ob der Spie­le­ti­tel dem Hype gerecht wer­den kann, erfahrt ihr im Review von Jayes.


Gen­re: Action-Adven­ture

Autor: Jayes

Test­platt­form: Play­sta­ti­on 4 (Modus: Lokal Koop)

Ver­fasst am: 10.05.2018

Wer­tung:  


“A Way Out” ist seit dem ers­ten E3 Trai­ler in 2017 einer der viel­ver­spre­chens­ten Spie­le­ti­tel der letz­ten Jah­re. Vor allem begrün­det ist das im Spiel­kon­zept, denn in Zei­ten von Trip­le-A-Mul­ti­play­er-Gemat­sche, ist ein rei­nes zwei Spie­ler Koop-Game, mit einer schein­bar durch­dach­ten und span­nen­den Sto­ry eher ungewöhnlich.

Der liba­ne­sisch-schwe­di­sche Ent­wick­ler, Film­re­gis­seur und Dreh­buch­au­tor Josef Fares, in Zusam­men­ar­beit mit dem EA Ent­wick­ler­stu­dio Haze­light, der sich vor allem als krea­ti­ver Kopf hin­ter dem beson­de­ren “Bro­thers - A Tale of Two Sons” einen Namen in der Spie­le­bran­che gemacht hat, ist Creator und Exe­cu­ti­ve Pro­du­cer des Spiels.

In “A Way Out” wird die Geschich­te der bei­den Män­ner Vin­cent und Leo erzählt, die sich im Knast ken­nen ler­nen und schnell mer­ken, dass Sie mehr ver­bin­det als nur gemein­sam ein­zu­sit­zen. Wir schlüp­fen im loka­len Koop-Modus jeweils in eine der Rol­len und schmie­den den Plan auszubrechen.

Was gleich zu Beginn etwas ver­wun­dert oder zumin­dest auf­fällt, sind die etwas alt­ba­cke­nen Gesichts­ani­ma­tio­nen, höl­zer­ne Bewe­gun­gen der Figu­ren, sowie die eher durschnitt­li­che Gra­fik­qua­li­tät. Dies ist sicher dem Bud­get des indie Ent­wick­ler­stu­di­os Haze­light geschul­det, das “A Way Out” über die “Ori­gi­nals” Spar­te von EA ver­öf­fent­licht hat.
Dem Spiel­spaß scha­det die­ser Umstand jedoch nur mar­gi­nal, denn der Kern des Spiels, ist ganz klar das Erleb­nis, bei der Zusam­men­ar­beit mit eurem Mitspieler.

Das Gefühl gemein­sam ein Spiel zu spie­len aber doch irgend­wie jeder für sich, am sel­ben Ort, hat etwas inno­va­ti­ves und ungewohntes.
Lobens­wert ist hier­bei, dass der von vie­len Ent­wick­lern inzwi­schen igno­rier­te und tot­ge­sag­te Split­screen-Modus Anwen­dung fin­det, der je nach Situa­ti­on, naht­los in den Voll­bild­mo­dus über­geht, wenn einer der Cha­rak­te­re, etwas beson­ders rele­van­tes im Spiel­ge­sche­hen tut.

Immer wie­der fal­len im Ver­lau­fe des Spiels Par­al­le­len zu den bekann­ten Games “Hea­vy Rain”, der “GTA” Serie oder “Unchar­ted” auf.
So kann man “A Way Out” - wie “Hea­vy Rain” - als inter­ak­ti­ven Film betrach­ten. Die Gangs­ter Geschich­te, Ver­to­nung, eng­li­sche Sprach­aus­ga­be mit deut­schen Unter­ti­teln sowie Auf­ma­chung, erin­nern an GTA. Fil­misch insze­nier­te Flucht- und Sprung­pas­sa­gen sind oft ähn­lich wie in Unchar­ted inszeniert.

Als Spie­ler könnt ihr euch in einem gewis­sen, abge­steck­ten Are­al, je nach Stand der Geschich­te, wie z.B. dem Gefäng­nis­hof oder in einem Kran­ken­haus frei bewegen.
Vin­cent und Leo kön­nen dabei mit Per­so­nen spre­chen oder mit Gegen­stän­den interagieren.
Hier wur­den eini­ge Mini­spie­le wie Huf­ei­sen­wer­fen, Vier gewinnt, Base­ball oder – ja auch das gibt es - Roll­stuhl­ba­lan­cie­ren – eingebaut.

Bei der ein oder ande­ren Ver­fol­gungs­jagd sprin­gen wir über Stock und Stein um unse­re Haut zu ret­ten. Meist nut­zen die Ent­wick­ler Quick Time Events um euch damit am Spiel­ge­sche­hen teil­neh­men zu lassen.

Was wirk­lich als beson­ders zu betrach­ten ist, ist das zeit­glei­che inter­agie­ren in einem Sto­ry Abschnitt. So kann es z.B. sein, dass Vin­cent einen bestimm­ten Bereich errei­chen muss, dies aber nur durch die Hil­fe von Leo schaf­fen kann. Lässt euch euer Mit­spie­ler im Stich oder han­delt falsch, wer­det ihr ent­deckt oder sterbt sogar.

Ins­ge­samt ist das Spiel­prin­zip line­ar und alles bereits vorgeskriptet.
Ent­schei­den kön­nen wir uns ab und an trotz­dem. Meist zwi­schen dem rabia­ten Stil von Leo oder dem cle­ve­ren Vor­ge­hen von Vin­cent zwi­schen Weg A oder B. Inter­es­sant ist hier­bei, dass man sich eini­gen muss. Ohne Eini­gung kann das Spiel nicht fort­ges­tetzt wer­den. Das erfor­dert von den Spie­lern die nöti­ge Abspra­che- und Kompromissbereitschaft.

Eine der gro­ßen Schwä­chen von “A Way Out” ist aber, dass die Ent­schei­dun­gen nur unmit­tel­ba­re Aus­wir­kun­gen auf die nächs­te Akti­on im Spiel und nicht weit­rei­chend auf den Ver­lauf der Geschich­te haben. Einen Schmet­ter­lings­ef­fekt wie in bspw. “Life is Stran­ge” gibt es nicht. 

Wei­te­re Nega­tiv­kri­tik­punk­te bei dem Action-Adven­ture gibt es durchaus.
Der Aus­bruch selbst ist etwas kurz, ohne grö­ße­re Vor­be­rei­tung erle­digt und hät­te deut­lich mehr Spiel­zeit in Anspruch neh­men kön­nen. Hier hät­te man die Mög­lich­keit gehabt, einen bom­bas­ti­schen Aus­bruch mit Pla­nung, Vor­be­rei­tung und Durch­füh­rung im “Pri­son Break” Stil zu insze­nie­ren. Der Aus­bruch in “A Way Out” kommt eher nüch­tern daher. Außer­dem fin­den die müh­sam erar­bei­te­ten Vor­be­rei­tungs­maß­nah­men bei der anschlie­ßen­den, unspek­ta­ku­lä­ren Flucht kei­ne Anwendung.

Beson­ders wich­tig für ein Spiel, was als inter­ak­ti­ver Film nicht in Fan­ta­sie­wel­ten ein­taucht, son­dern in der Rea­li­tät ange­sie­delt ist, ist eine fun­dier­te, grund­so­li­de und rea­lis­ti­sche Geschich­te und genau da hakt es bei “A Way Out”. Ob bei Ver­fol­gungs­jag­den oder bei stän­di­gen, will­kür­li­chen und unan­ge­brach­ten Gesprä­chen mit frem­den Per­so­nen in der Spiel­welt, fehlt ein­fach die Nähe zur Rea­li­tät. Habt ihr schon­mal ein gesam­tes Kran­ken­haus mit frem­den Per­so­nen aus­ge­fragt, was Ihnen fehlt oder mit einem Holz­be­sen Vor­hän­ge­schlös­ser auf­ge­bro­chen? Nein, ich auch nicht.

Zum The­ma Spiel­zeit sei gesagt: In etwa 6h lässt sich das Spiel locker in 1-2 Ses­si­ons abschlie­ßen und bie­tet kei­ner­lei Wiederspielwert.
Poten­ti­al ver­schenkt das Spiel zusätz­lich in der chro­no­lo­gi­schen Abfol­ge sei­ner Geschich­te. Wir hät­ten uns gewünscht, die Hand­lung von Anfang bis Ende ohne Zeit­sprün­ge zu erle­ben. Das hät­te noch mehr Nähe zu den Figu­ren auf­ge­baut und dafür gesorgt, dass uns die Sto­ry rich­tig packt und mitnimmt. 

Am Ende ist “A Way Out” ein gutes, inno­va­ti­ves und spie­lens­wer­tes Action-Adven­ture gewor­den, bei dem jedoch eini­ges an Poten­ti­al ver­schenkt wur­de und was mit sei­ner 0815 Gangs­ter Hol­ly­wood Sto­ry, nicht über eine wenig glaub­haf­te Geschich­te hin­aus kommt.