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derofa Durchschnittswertung - 9/10
9/10
Herausragend
Der PS4-Exklusivtitel âGhost of Tsushimaâ war zweifelsohne eines der hochkarĂ€tigsten Games des letzten Jahres.
Als Samurai Jin Sakai verschlÀgt es Euch in das feudale Japan zur Zeit um 1274. Der mongolische General Khotun Khan versucht mit barbarischen Mitteln eure Heimatinsel Tsushima einzunehmen. Was habt ihr als Spieler entgegen zu setzen?
Die Entwickler von Sony Interactive Entertainmentâs hauseigenem Studio âSucker Punchâ, haben sich ins Zeug gelegt um ein auĂergewöhnliches Spielerlebnis zu schaffen.
Warum das besonders im akkuraten Spieldesign und damit der AtmosphĂ€re von âGhost of Tsushimaâ geglĂŒckt ist, nicht aber im Bezug auf die Open-World AktivitĂ€ten, verraten wir Euch im Review.
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Genre: Action-Adventure, Open-World
Originaltitel: Ghost of Tsushima
Produktionsland: USA
Entwicklerstudio/Publisher: Sucker Punch Productions / Sony Interactive Entertainment
Musik: Ilan Eshkeri, Shigeru Umebayashi
Spielmodus: Singleplayer, Multiplayer (siehe Abschnitt: âGhost of Tsushima: Legendsâ)
Spielzeit: ca. 20 Stunden (Hauptquests), ca. 40 Stunden (Haupt- und Nebenquests), ca. 60 Stunden (100%), ca. 65 Stunden (100%, Platin-TrophÀe)
Plattformen: PlayStation 4 (Stand: 11.02.2021)
Altersfreigabe: USK 18
Quellen
Daten: https://en.wikipedia.org/wiki/Ghost_of_Tsushima | https://de.wikipedia.org/wiki/Ghost_of_Tsushima
Spielzeit: Selbsttest | https://www.playcentral.de/ghost-of-tsushima-spielzeit/
Wertung: 
Testplattform: PlayStation 4
Autor: Jannik
Verfasst am: 11.02.2021
Verheisungsvoller Geist
Game Awards 2019
Als wir bei den âGame Awardsâ 2019 das erste mal einen Blick auf den bombastischen Trailer zu âGhost of Tsushimaâ erhaschten, war es schnell um uns geschehen. Auch noch heute kriegen wir einfach GĂ€nsehaut, angesichts der verheiĂungsvollen Spielszenen, die musikalisch untermalt von einem Live Orchester auf der Leinwand erstrahlten.
Ein Samurai der sattelfest auf seinem treuen Ross, auf ĂŒppig bewachsenen Blumenfeldern reitet. Ein Krieger der sein Katana zĂŒckt und in einem Meer von blutroten Spinnenlilien, seinem Kontrahenten ehrenhaft gegenĂŒber steht. Jemand der waghalsig an FelsvorsprĂŒngen klettert. Auf akkurate Nachbildungen von japanischen Tempeln, umgeben von goldenem Laub, zuschreitet. Scheinbar immer fokussiert und diszipliniert seine Ziele im Visier. âGhost of Tsushimaâ sah einfach verdammt schön aus.
Als groĂe Fans japanischer Kultur und Traditionen, war also nicht zuletzt das Thema und Setting von âGhost of Tsushimaâ, mit all seinen stilistischen Raffinessen des feudalen Japans, sehr reizvoll fĂŒr uns.
Kurzer Ausschnitt aus dem âGhost of Tsushimaâ Trailer von den Game Awards 2019
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©Sony Interactive Entertainment, ©The Game Awards, Quelle: https://gfycat.com/acidicannualirishwaterspaniel
PS4-Exclusive
Ungeachtet der Show um den Titel und unserer persönlichen Vorlieben fĂŒr das Thema, haben Exklusivtitel des Publishers âSony Interactive Entertainmentâ ja auĂerdem immer etwas fĂŒr sich. SchlieĂlich tummeln sich keine geringeren First-Party-Studios wie Naughty Dog (âThe Last of Usâ), Insomniac Games (âMarvelâs Spider-Manâ) oder Santa Monica Studio (âGod of Warâ), unter dem Dach des Publishers.
Gerade deshalb fĂ€llt es uns gar nicht so leicht âGhost of Tsushimaâ zu bewerten. Nach der Trailer-Inszenierung des US-Entwicklerstudios Sucker Punch (âInfamousâ-Reihe), waren die Erwartungen schlicht riesig. Letzten Endes war das Spiel laut Bewertungensportalen und Kritikern mindestens eines der besten Spiele des Jahres, erhielt zahlreiche Award Nominierungen und verkaufte sich 5 Millionen mal bis November 2020.[1]
Der âGhost of Tsushimaâ Game Awards 2019 Trailer in voller LĂ€nge - untermalt von Live-Orchester
Mongoleninvasion in Japan
Im Jahre 1274 fĂŒhrt der hinterlistige, mongolische General Khotun Khan eine Offensive gegen die japanische Insel Tsushima an. Seine Armee scheint ĂŒberlegen. Die erbarmungslosen Invasoren lassen den ehrenhaften Samurai und japanischen StreitkrĂ€ften rund um FĂŒrst Shimura wenig Hoffnung auf einen Sieg.
Der Samurai Jin Sakai - Erbe des Sakai-Clans - kann das nicht zulassen. Das Ăbersetzen des Khans auf die japanischen Hauptinseln und erst recht die Zugrunderichtung von seiner Heimat Tsushima und damit auch dessen Bevölkerung, will er um jeden Preis verhindern.
Die Traditionen der Samurai sind glasklar festgelegt. Nur ein Ehrenvoller Sieg im Kampf, unter der BerĂŒcksichtigung der Ideale die FĂŒrst Shimura predigt, kommen fĂŒr den japanischen Befehlshaber in Frage.
Dem Spieler wird als Jin Sakai die Aufgabe zuteil, die Grenzen von Kodex und Ehre seiner Vorfahren zu durchbrechen, um Khotun Khan den sicheren Sieg zu nehmen und so als âGeist von Tsushimaâ sein Heimatland, vor dem sicheren Untergang zu bewahren.

Die Mongolen fallen an der KĂŒste von Tsushima ein
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©Sony Interactive Entertainment, Quelle: https://www.artstation.com/artwork/lVwD0a
Spielprinzip
Möchtet Ihr weniger Details zum Spielprinzip wie dem Erkunden, Sammeln und KĂ€mpfen und lieber mehr zur Stimmung und AtmosphĂ€re von âGhost of Tsushimaâ erfahren, empfehlen wir euch direkt zum Abschnitt âDie Ăsthetik des feudalen Japansâ zu springen.
Sandbox & Erkundung in drei Akten
Das Spielprinzip von âGhost of Tsushimaâ ist so altbekannt wie bewĂ€hrt. Das Action-Adventure wirft euch als Spieler in die Open-World von Tsushima und lĂ€sst euch erkunden was das Zeug hĂ€lt.
Quests
Wenn Ihr euch in der Third-Person-Perspektive mal nicht durch sprinten, klettern, schleichen oder den Enterhaken fortbewegt, erkundet Ihr mithilfe eures Pferdes die Spielwelt. In Hauptmissionen (âJins Reiseâ) sowie Nebenquests (âGeschichten von Tsushimaâ), gilt es die AuswĂŒchse der Invasion von Khotun Khan und dessen Armee zu bekĂ€mpfen. Nebenbei erhaltet Ihr durch weitere Spezial-Quests, den sogenannten âMythischen Geschichtenâ besondere FĂ€higkeiten, RĂŒstungen und Waffen.
Drei Akte
âGhost of Tsushimaâ lĂ€uft dabei in drei Akten ab. Jeder Akt steht fĂŒr ein gröĂeres Gebiet auf der Karte. Schreitet Ihr im Spiel voran, schaltet Ihr also mit jedem Akt einen Teil der Spielwelt frei, die am Ende eine nahtlose und vollstĂ€ndige Welt ergibt. Nach eurem Start in Izuhara, verschlĂ€gt es euch etwa nach Toyotama, bis schlieĂlich das Finale in Kamiagata mĂŒndet. Jedes dieser Gebiete vereint zahlreiche Orte und PlĂ€tze (Fragezeichen). Die Gesamte Insel Tsushima ist auĂerdem von Mongolen besetzt. Das Hauptziel ist letzten Endes, Jins Heimat von den Invasoren vollstĂ€ndig zu befreien.
Reisen
Ăber eine Schnellreisefunktion gelangt Ihr zurĂŒck an bereits entdeckte Punkte auf der Karte. Die Ladezeiten sind hierbei ungewöhnlich schnell, sodass die Funktion im Gegensatz zu vielen anderen Games im Genre wirklich die Bezeichnung âschnellâ verdient. Dadurch, dass sich im Verlaufe eurer Reise eine riesige Anzahl an Punkten freischalten lĂ€sst, habt Ihr immer die Möglichkeit einen möglichst nahen Punkt zu eurem nĂ€chsten Ziel anzusteuern. So flink und sauber sieht man das in Open-World-Spielen selten.

Die weite Welt von Tsushima steht euch offen
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©Sony Interactive Entertainment, Quelle: https://giphy.com/gifs/playstation-ps4-ghost-of-tsushima-ghostoftsushima-YREWrgzhcV86MPEeVp

Die drei Gebiete Izuhara, Toyotama und Kamiagata gilt es in drei Akten zu erschlieĂen
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©Sony Interactive Entertainment, Quelle: https://www.powerpyx.com/ghost-of-tsushima-full-world-map-revealed/
Sammlung
Auch Teil der konventionellen Spielmechaniken aus dem Action-Adventure und Open-World Genre ist das Sammeln und Komplettieren.
Fragezeichen
Auf eurer Reise gilt es eine umfangreiche, ja gar niederschmetternde Menge an Fragezeichen abzuklappern.
Das sind folgende:
- 18 heiĂe Quellen (dauerhafte Aufwertung der Gesundheit)
- 16 BambusstÀnde (dauerhafte Erweiterung der Fokuspunkte)
- 19 Haikus (StirnbÀnder [Kosmetische VerÀnderung])
- 16 Shinto-Schreine (Kletterpassagen die Talismanne freischalten)
- 8 LeuchttĂŒrme (kleine Erweiterung der Legende [mehr dazu im Abschnitt âFĂ€higkeitenâ])
- 23 SÀulen der Ehre (Schwer-Kits [Kosmetische VerÀnderung])
- 49 Inari-Schreine (Fuchsbauten die TalismanplÀtze und mÀchtige Talismane freischalten, sowie diese StÀrken)
- 5 Duelle (mehr dazu im Abschnitt âDuelleâ)
- Diverse AuĂenposten der Mongolen die eingenommen werden mĂŒssen
Rohstoffe und Sonstiges
Neben den Fragezeichen sammelt Ihr in der Spielwelt Rohstoffe sowie die WĂ€hrung âVorrĂ€teâ. Zu den Rohstoffen zĂ€hlen Eisen, Leder, Seide, Ligusterholz, Bambus, Blumen, Raubtierfelle usw. die bei HĂ€ndlern und Schmieden zu RĂŒstungen, Waffen, Taschen etc. verarbeitet werden können.
Aber auch das ist noch nicht alles. Nebenbei sammelt Ihr zirpende Grillen, mongolische Artefakte, unzÀhlige Sashimono Banner und mehr.

âGhost of Tsushimaâ lĂ€sst euch umfangreich sammeln
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©Sony Interactive Entertainment, Quelle: https://rushbfast.com/spieletest/playstation-4/testbericht-ghost-of-tsushima-folge-dem-wind-werde-eins-mit-der-insel/
KĂ€mpfe
Eines der Kernelemente im Samurai-Spiel ist selbstverstĂ€ndlich das Kampfsystem. In SchwertkĂ€mpfen streckt Ihr eure Gegner brutal und blutig mit dem Katana nieder. Mit Kurz- und Langbogen setzt Ihr euren Widersachern aus der Ferne zu. Als âGeistâ versucht ihr stealth-typisch unentdeckt mit eurem Tanto zu meucheln.
Am besten lĂ€sst sich das Kampfsystem wohl mit âThe Witcher 3: Wild Huntâ (2015) oder der âAssassins Creedâ-Reihe vergleichen. Anvisiert wird der Gegner automatisch je nach eingeschlagener Richtung des Analogsticks, es gibt also kein richtiges âLock-Onâ. Es gibt neben schnellen und schweren Schwerthieben, welche die Deckung des Gegners durchbrechen, einen klassischen Seitschritt oder eine Ausweichrolle sowie das Parieren.
Jedes bezwingen eines Gegners bringt Fokus. Die Fokuspunkte wiederum, ermöglichen euch die Heilung oder Spezialmoves (teilweise freigeschaltet durch abschlieĂen der âMythischen Geschichtenâ). Timed Ihr eine Parade oder einen Seitschritt besonders gut, könnt Ihr direkt einen verherrenden Konter durchfĂŒhren.
Wichtig: Schwierigkeitsgrade
Im Gegensatz zu vielen anderen Videospielen gibt es, mit dem in Version 1.05 nachgepatchen höchsten Schwierigkeitsgrad âTödlichâ, eine Besonderheit.
Laut der englischsprachigen Wikipedia sind Gegner hier nicht unbedingt schwieriger niederzuschlagen: âes handele sich viel mehr um einen realistischeren Modus, in dem sich Spieler und Feinde gegenseitig massiven Schaden zufĂŒgen.â Nicht-Boss-KĂ€mpfe etwa enden hier mit 1-2 erfolgreichen Schnitten. âDies wurde von verschiedenen Rezensenten gelobt und hat die Spielweise grundlegend verĂ€ndertâ, wird weiter angemerkt.[2]

Beim sogenannten âHerausfordernâ, mĂŒsst Ihr die Taste im richtigen Moment loslassen um einen einzigen verheerenden Hieb auszufĂŒhren. Je nach Spielfortschritt, AusrĂŒstung und FĂ€higkeiten kann diese spezielle Technik, die man nur in bestimmten Situationen nutzen kann, zu einer Serie ausgebaut werden.
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©Sony Interactive Entertainment, Quelle: https://giphy.com/gifs/playstation-ps4-ghost-of-tsushima-ghostoftsushima-MCjXufnvCvdcxgcnUP
Duelle
Neben offenen KĂ€mpfen gibt es in âGhost of Tsushimaâ noch eine besondere Art von Duellen. Je nach Situation im Spiel kommt es vor (z.B. storyrelevante Ereignisse oder die fĂŒnf Duelle [Fragezeichen]), dass Ihr Mann gegen Mann einem Feind, in einem geschlossenen Kampf gegenĂŒber steht. Den Lebensbalken eures Gegners gilt es abzuarbeiten. Das erinnert an Spiele im âSoulslikeâ-Genre.
In den Duellen könnt Ihr keine Wurfwaffen wie Kunai, Rauchbomben usw. einsetzen. Samurai-Stilecht stehen nur die Kampfhaltungen, eure Fokusleiste inklusive Selbstheilung und euer Katana zwischen euch und eurem Kontrahenten.
Die Duelle sind eine sehr willkommene Abwechslung zum freien Kampfsystem, machten uns enormen Spaà und hÀtten daher gerne zahlreicher sein können.

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©Sony Interactive Entertainment, Quelle: https://blog.de.playstation.com/2018/06/19/alles-was-ihr-ber-den-fantastischen-e3-trailer-von-ghost-of-tsushima-wissen-msst/
FĂ€higkeiten
Ein klassischer FĂ€higkeitenbaum gibt euch die Möglichkeit Jin Sakai aufzuleveln. DafĂŒr ist die âErweiterung der Legendeâ nötig. Diese erhaltet Ihr z.B. fĂŒr das abschlieĂen von Missionen, das KĂ€mpfen oder Fragezeichen. Ab einer gewissen Menge verschafft euch das Skillpunkte.
Diese Punkte könnt Ihr dann in drei verschiedenen Bereichen investieren.
- Samurai (Ablenkung, Ausweichen, Erkundung, Mythisch)
- Kampfhaltungen (Stein, Wasser, Wind, Mond)
- Geist (Geistwaffen, Entwicklungstaktiken)
Es macht wirklich Laune eure FĂ€higkeiten immer weiter auszubauen. Ihr fĂŒhlt euch laufend gut belohnt, da mit Punkten nicht gegeizt wird. Insbesondere, dass die Kampfhaltungen nochmals verfeinert werden können sorgt fĂŒr Spieltiefe im Kampfsystem.

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©Sony Interactive Entertainment, Quelle: https://www.nme.com/guides/gaming-guides/ghost-of-tsushima-techniques-guide-the-best-abilities-and-skills-to-unlock-2709765
Kampfhaltungen
Die Besonderheit und das HerzstĂŒck des Kampfsystem sind wohl ohne Zweifel die vier verschiedenen Kampfhaltungen. Damit die ganze PrĂŒgelei nicht langweilig wird, haben sich die Entwickler von âSucker Punchâ nĂ€mlich etwas tiefergehendes einfallen lassen.
Eure Gegner lassen sich in vier Gruppen einteilen. Jede Kampfhaltung eignet sich perfekt fĂŒr einen dieser Gegnertypen und verschafft euch so Vorteile bspw. beim Durchbrechen der Deckung. Die Kampfhaltung âSteinâ setzt SchwertkĂ€mpfer unter Druck. Mit âWasserâ haben Schildgegner wenig Chancen. In der Wind Kampfhaltung heizt Ihr SpeerkĂ€mpfern ein und âMondâ setzt mit harten Tritten und besonderen Hieben, richtig groĂen Kalibern ein Ende. Gegen Ende der Hauptstory gibt es als Bonus noch eine besondere Art von Kampfhaltung, die wir nicht verraten möchten. Hier mĂŒsst Ihr mehrere Gegner am StĂŒck bezwingen, ohne Schaden zu erleiden, um selbst zu eskalieren.
Hat man den nahtlosen Wechsel zwischen den wuchtigen Kampfhaltungen im Eifer des Gefechts erstmal raus, ergibt sich dadurch eine Variation an Hieben und Optionen, die einfach enorm SpaĂ macht und der Hauptgrund dafĂŒr ist, dass das Kampfsystem nie langweilig wird.

Die âWasserâ-Kampfhaltung zeichnet sich in der Ausgangsposition durch ein erhobenes Schwert aus. Schildgegner haben dem wenig entgegen zu setzen. Hier wird sie zweckentfremdet fĂŒr einen ungepanzerten BogenschĂŒtzen, was in diesem Fall ausreicht.
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©Sony Interactive Entertainment, Quelle: https://giphy.com/gifs/playstation-ps4-ghost-of-tsushima-ghostoftsushima-kE2be1Dwja1532JMrf
Die Ăsthetik des feudalen Japans
Das absolute Highlight in âGhost of Tsushimaâ war fĂŒr uns die Schönheit des akkuraten Designs und damit der auĂergerwöhnlichen AtmosphĂ€re der Spielwelt.
In seiner visuellen Aufmachung ĂŒberzeugt das Spiel mit der authentischen Darstellung der Kamakura-Zeit, durch unendlich viele Details, die entweder schlicht traditionell japanisch, samuraitypisch oder eben aus der damaligen Kriegszeit um 1274 entsprungen sind.[3]
Laut den Entwicklern wurden in Vorbereitung zur Entwicklung âInforeisen unternommen, tausende Fotos gesammelt, Recherchen angestellt, Filme angesehen usw.â wie die Kollegen des PlayStation-Blogs feststellen. Wie besessen sei versucht worden, in einem langen Prozess, den Stil des Spiels zu entwickeln, im BemĂŒhen eine LiebeserklĂ€rung an das zu schaffen, was sie zur Entwicklung des Spiels inspiriert hat.[4]

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©Sony Interactive Entertainment, Quelle: https://www.gamereactor.de/ghost-of-tsushima-kritik/
Die Details
âGhost of Tsushimaâ zeigt sich oft so malerisch, dass man am liebsten alle zwei Minuten ein Erinnerungsfoto schieĂen möchte. Ob rote AhornblĂ€tter die im Wind fliegen oder die unendlich groĂen Blumenwiesen. Selbst in seiner Gewalt, durch in Blut getrĂ€nkte KĂ€mpfe, umgibt das Spiel eine beispiellose Schönheit und Ăsthetik.
In einer wunderschönen Flora, von Traditionen und Religionen Japans inspirierte AktivitĂ€ten wie die Shinto-Schreine oder die Fuchsbauten in Anlehnung an die heiligen Kami-FĂŒchse, sowie heiĂen Quellen, zeigen die Entwickler, dass sie ihre Hausaufgaben gemacht und sich extrem reingekniet haben, um eine besondere Spielwelt zu erschaffen.
Selbst in den Missionsbezeichnungen, die nach Abschluss der Mission in einer Laufschrift ĂŒber dem Bildschirm verglĂŒhen, zeigen sich die unglaublich zahlreichen stimmigen Details. Die groĂe StĂ€rke von âGhost of Tsushimaâ ist also nicht etwa unbedingt das Spielerische, sondern vor allem das Inszenatorische.

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©Sony Interactive Entertainment, Quelle: https://arsuf.tumblr.com/post/624359536216719360/ghost-of-tsushima-gifs-5
Eine Welt der Immersion
Besonders hervorzuheben ist, wie sich die Entwickler stets eines möglichst immersiven Erlebnisses bemĂŒht haben.
Der leitende Wind
Das perfekte Beispiel hierfĂŒr ist der âLeitende Windâ. Denn in âGhost of Tsushimaâ orientiert Ihr euch neben der Karte nicht etwa durch einen kleinen Radar, Kompass oder Ă€hnliches im Bild, sondern werdet vom Strom des Windes in der Spielwelt geleitet. Kommt Ihr etwa aus dem MenĂŒ oder der Karte zurĂŒck ins Spiel, braust der Wind auf und leitet euch so den Weg. Auch durch hochwischen auf dem Touchpad lasst ihr den Wind aufheulen. Nachdem er schlieĂlich etwas abgeklungen ist, bleibt er trotzdem jederzeit wahrnehmbar. Was Anfangs gewöhnungsbedĂŒrftig ist, kristallisiert sich als wirklich frische Brise, und damit als sehr gelungene und ungewöhnliche Art der Orientiertung in Videospielen heraus.

Anfangs noch ungewohnt, wird der leitende Winde zum zuverlÀssigen Indikator des Reisenden Jin Sakai
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©Sony Interactive Entertainment, Quelle: https://giphy.com/gifs/playstation-ps4-ghost-of-tsushima-ghostoftsushima-LmBrBsut2zzgYXtfgf
Samurai-Stilistik nach Kurosawa
Auch in Form der stark begrenzten HUD-Elemente, die nur kurz beim bspw. wechseln der Kampfhaltung erscheinen, schnell aber wieder verschwinden, zeigt sich der Entwicklerwunsch nach der gewissen Extraportion Sogwirkung. Wer dies auf die Spitze treiben möchte erhĂ€lt sogar eine eine HUD-Einstellung fĂŒr Experten, die zugunsten der Immersion, noch weniger ablenkende Elemente bietet.
Nicht zuletzt der stilisierte schwarz-weiss Filter der als âKurosawa Modusâ (angelehnt an die japanische Regie-Legende Akira Kurosawa) fĂŒr ein final immersives, sowie klassisches Samurai-Kinoerlebnis sorgen soll zeigt, wie die Gedanken der Entwickler um diesen Faktor kreisten.

Die Anleihen an klassische Samurai-Abenteuer im Kurosawa-Stil sind in âGhost of Tsushimaâ unverkennbar
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©Sony Interactive Entertainment, Quelle: https://tenor.com/view/ghost-of-tsushima-duel-samurai-gif-17911929
Einseitige Fauna
Ein einziger kleiner Kritikpunkt wĂ€re vielleicht bei den Geschöpfen, abgesehen von Japanern und Mongolen, zu finden. Denn was die Tierwelt angeht, zeigt sich âGhost of Tsushimaâ doch recht einseitig.
Klar, die Pferde wirken realistisch animiert. Der kleine gelbe Vogel der euch oft begleitet sieht wunderschön aus. Krabben oder Fische an StrĂ€nden oder FlĂŒssen sorgen fĂŒr weiteres Leben in der Spielwelt. Aufsteigende Kraniche, wenn ihr dessen Gefilde streift, machen durchaus etwas her (gibt es aber nur in bestimmten Gebieten).
Abgesehen davon fehlt es der Fauna jedoch an Vielfalt. Es gibt im Grunde nur die als heilig angesehenen GeweihtrĂ€ger (Hirsche die nebenbei viel zu spĂ€t vor euch weglaufen) sowie die Wildschweine und BĂ€ren. Die beiden letztgenannten Tierarten erbringen euch bei der Jagd Raubtierfelle. Ansonsten gibt es nur noch die sĂŒĂen, verspielten und heiligen Kami-FĂŒchse die euch den Weg zu den Fuchsbauten (Fragezeichen) weisen. Also euch nicht zufĂ€llig in der Spielwelt begegnen. Auf Seite der Mongolen gibt es Adler und Hunde.
Das ist Insgesamt bei einer Spielzeit von ca. 40 Stunden im Schnitt einfach zu wenig um eine 100% belebte Welt zu erzeugen. Zum Vergleich: In Rockstar Games âRed Dead Redemption 2âł (2018) gab es unglaubliche 200 (!) verschiedene, verwertbare Tierarten. Nun gut, möglicherweise hatte das auch ein höheres Budget.

Die heiligen Kami-FĂŒchse sind visuell beinahe die einzige Besonderheit in der Tierwelt von âGhost of Tsushimaâ
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©Sony Interactive Entertainment, Quelle: https://www.gamesradar.com/au/ghost-of-tsushima-foxes-petted/
âWunderschön - selbst im Todâ
Nicht nur visuell und im Spieldesign scheinen sich die Entwickler in âGhost of Tsushimaâ ĂŒber vieles Gedanken gemacht zu haben.
Bei all den KĂ€mpfen, einem hohen Grad der BrutalitĂ€t, Unmengen an Blut und Leichen, bleibt die Frage inwieweit das Spiel diese rohe Gewalt, aus einer schrecklichen Kriegszeit zu verspielt darstellt. Sucker Punch schafft es jedoch bei allen spaĂbringenden KĂ€mpfen, fĂŒr den Schrecken sowie Folter, Mord und der Frage nach dem Sinn und der Ehre der beteiligten Parteien im Krieg, zu sensibilisieren.
Wenn etwa in Missionen ein Vater den barbarischen Zwang zur Entscheidung zum Leben und dem Tod seiner beiden Söhne fĂ€llen muss oder verbrannte und aufgespieste Leichen zu sehen sind, muss man immer wieder schlucken. Dadurch fĂŒhlt man mit den Protagonisten oder eher mit den ganzen abscheulichen UmstĂ€nden des Krieges aus frĂŒheren Zeiten mit, die wir uns heutzutage gar nicht mehr richtig vorstellen können.
So ist es eine wohltuende, gut dosierte Mischung aus spielerischem SpaĂ, ernstem Hintergrund und wĂŒrdevollem Transport von realer Geschichte in eine fiktive, virtuelle Welt, die âGhost of Tsushimaâ âWunderschön - selbst im Todâ macht.

Wenn selbst spritzendes Blut eine gewisse Ăsthetik ausstrahlt, muss es âGhost of Tsushimaâ sein
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©Sony Interactive Entertainment, Quelle: https://www.google.de/imgres?imgurl=https%3A%2F%2Fi0.web.de%2Fimage%2F934%2F34885934%2Cpd%3D1%2Fghost-of-tsushima-sucker-punch-open-world-samurai.jpg&imgrefurl=https%3A%2F%2Fweb.de%2Fmagazine%2Funterhaltung%2Fgaming%2Fghost-of-tsushima-geisterhafter-samurai-open-world-tour-kritik-34885890&tbnid=BdRl3rFweYap_M&vet=12ahUKEwiC7ruSpunuAhWHzqQKHVRjBRkQMygpegUIARD9AQ..i&docid=RnXSUcitpjb7vM&w=1200&h=675&q=ghost%20of%20tsushima%20f%C3%A4higkeiten&ved=2ahUKEwiC7ruSpunuAhWHzqQKHVRjBRkQMygpegUIARD9AQ
Das Ungleichgewicht
Bei allen Lobeshymnen hat, wie auf vielen Bewertungsportalen, auch bei uns der eine Punkt zur Höchstwertung von 10/10 gefehlt. Doch woran liegt das?
Neben dem angesprochenen Kritikpunkt der zu einseitigen Tierwelt, gibt es eigentlich nur ein wirklich herausstechendes Merkmal. Doch widmen wir uns zuerst einigen Kleinigkeiten.
Wasserscheues Reittier & Peanuts
Euer Pferd kann nicht schwimmen, is also so gut wie komplett Wasserscheu. Was nicht nur extrem beim Spielen nervt ist zudem noch unrealistisch, denn Pferde können sehr wohl gut schwimmen, auch wenn es fĂŒr sie einen ordentlichen Kraftakt darstellt.[5]
Perfekt gelöst wurde das etwa von Rockstar Games, im bereits angesprochenen âRed Dead Redemption 2â. Hier ist das schwimmen mit dem Pferd möglich aber verbraucht enorm viel Ausdauer, weshalb man nicht zu lange vom Ufer fernbleiben sollte. Wenn aber euer Bock in âGhost of Tsushimaâ vor jeder PfĂŒtze den Schwanz einzieht, ist das einfach kein Open-World Standard mehr. Wenn Ihr auĂerdem von Erhöhungen springt und das Pferd ordentlich auf die Nase fĂ€llt, sodass es wahrscheinlich schwer verletzt wĂ€re, sofort aber wieder ohne zu murren aufsteht und bereitwillig mit euch weiterzieht, entfernt man sich endgĂŒltig vom Realismus.
Abgesehen davon ruckelt bzw. zittert Jin Sakai beim Sprint unfreiwillig komisch und auch kleinere Bugs gehören immer wieder dazu. Doch das sind alles Peanuts. Deutlich gewichtiger ist da schon das VerhĂ€ltnis in der Spielzeit von Hauptgeschichte und Zusatzaufgaben, was uns zum Abschnitt âVerhĂ€ltnis der Spielzeit & Sammelwahnâ bringt.

Vorsicht bockig. Auf Wasser hat euer Pferd mal so gar keinen Bock.
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©Sony Interactive Entertainment, Quelle: https://www.reddit.com/r/PS4/comments/hxwwn7/ghost_of_tsushima_image_sora/
VerhÀltnis der Spielzeit & Sammelwahn
Bei unserer Reise durch Tsushima freuten wir uns zwar ĂŒber jede Verbesserung und das aufleveln regt ordentlich das Belohnungssystem an, trotzdem sind viele im Abschnitt âSammlungâ angesprochenen Punkte, insbesondere die Inari-Schreine schlicht zu viel des Guten. Ganze 49 mal, einem zwar sĂŒĂen und verspielten aber immer gleichen Fuchs hinterherzurennen, um den x-ten Schrein zu ehren, ist irgendwann einfach nur noch lĂ€stige Pflichtaufgabe und ohne ausreichenden Kontext.
Auch die englischsprachige Wikipedia stellt fest, dass âGhost of Tsushimaâ von Kritikern fĂŒr seine Optik und KĂ€mpfe gelobt wurde, nicht aber fĂŒr die AktivitĂ€ten in der offenen Spielwelt.[6]
Wie Ihr bereits lesen konntet betrĂ€gt die Spielzeit der Hauptgeschichte etwa 20 Stunden. Möchtet Ihr mehr von Tsushima sehen, was ja auch Sinn macht, denn die Spielwelt ist wunderschön, könnt Ihr jedoch 60-65 Stunden investieren. Wie kommt man zu so einem MissverhĂ€ltnis von Zeit fĂŒr die Geschichte und Zeit fĂŒr alles andere?
Nun ja, auĂerhalb von Missionen erwartet euch trotz der angesprochenen visuellen Schönheiten oft dröges Open-World Gameplay. Nebenmissionen sind bis auf wenige Ausnahmen immer gleich gestrickt, werden schnell eintönig und stĂ€ndige Zufallsbegegnungen mit Mongolen auf euren Wegen, die immer gleich ablaufen, sollen scheinbar ein wenig Spielzeit auf die Uhr treiben.

Bei aller Schönheit der Spielwelt. NebenaktivitÀten und Sammelwahn sind nicht unbedingt zum niederknien.
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©Sony Interactive Entertainment, Quelle: https://kotaku.com/the-best-side-quests-in-ghost-of-tsushima-1844446702
Auch das permanente einsammeln von Loot schadet enorm dem Spielfluss und der AtmosphĂ€re, was dem Wunsch der Entwickler nach Immersion und wenig Ablenkungen widerspricht. An jeder Ecke liegt irgendwas zum einsammeln, es will einfach kein Ende nehmen. Klar könnt ihr das Zeug einfach liegen lassen, lasst euch dann aber wesentliche Mittel fĂŒr die Aufwertung eures Charakters entgehen, die euch wiederum im Kampf limitieren. Also heiĂt es sammeln, sammeln, sammeln.
Man könnte meinen, man mĂŒsse nur seinen Spielstil Ă€ndern und einfach weniger Nebenaufgaben und mehr Hauptquests spielen um so ein Gleichgewicht herzustellen. Könnte man schon, nur lasst ihr euch dann wesentliche Spielzeit und auch Inhalte entgehen. Am Ende hĂ€tte schlicht eine gröĂere Menge an Story-Inhalten Abhilfe schaffen können.
Als schön bleibt jedoch festzuhalten, dass die Charaktere und Figuren aus den Story-Quests und Neben-Quests miteinander verzahnt werden, sodass eure Begleiter Yuna, Taka, Sensei Ishikawa und viele mehr, immer wesentliche Anteile der Geschichte in allen Questarten bilden.

Die BambusstĂ€nde die euren Fokus erweitern, gehören noch zu den spaĂigeren Erledigungen, laufen prinzipiell jedoch auch immer gleich ab.
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©Sony Interactive Entertainment, Quelle: https://www.thegamer.com/ghost-tsushima-best-side-quests-ranked-sucker-punch-productions-game/
Fazit - âMono no awareâ
Mit dem Spruch âMono no awareâ, der aus der japanischen Ăsthetik stammt, verabschiedet sich âGhost of Tsushimaâ von seinen Spielern.[7]
Es bedeutet âdas HerzzerreiĂende der Dingeâ und wird als âjenes GefĂŒhl von Traurigkeit bezeichnet, das der VergĂ€nglichkeit der Dinge nachhĂ€ngt und sich doch damit abfindetâ.[8]
Ein passender Schluss, nicht nur in Bezug auf die emotionale Reise mit Jin Sakai, durch die Geschichte von âGhost of Tshushimaâ, sondern auch im Kontext zu seiner atemberaubenden, eindrucksvollen Spielwelt, die in dieser Form wohl noch nie da war. âGhost of Tsushimaâ macht nicht viel neu. Es ist kein innovatives Spiel. Aber es ist ein verdammt schönes Spiel.
Auch wenn es kleinere Kritikpunkte wie Slapstick beim anivisieren von Gegnern, ein Wasserscheues Pferd, Zittersprints, oder eine einseitige Fauna gibt. AuĂerdem gröĂere, wie das VerhĂ€ltnis von Story- und Side-Quests im Bezug auf die Spielzeit und repetitive Nebenaufgaben. âGhost of Tsushimaâ hat uns nicht nur enorm viel SpaĂ gemacht, sondern in seinen poetischen Momenten auch viel gelehrt.
So bleibt uns nur eine respektvolle Verbeugung vor der Entwicklerleistung von Sucker Punch. FĂŒr ein herausragendes Spiel, welches uns noch lange im GedĂ€chtnis bleiben wird, und zweifelsohne einen Pflichtitel fĂŒr jeden Videospieler darstellt.

Du entscheidest was du morgen sein wirst.Jin Sakai
âGhost of Tsushima: Legendsâ-Multiplayer-Modus
NachtrĂ€glich spendiert Sucker Punch allen Spielern von âGhost of Tsushimaâ einen Multiplayermodus Namens âGhost of Tsushima: Legendsâ.
Nachdem wir diesen getestet haben werden wir unser Review entsprechend ergÀnzen.
Trailer
Der offizielle deutsche Launch Trailer zu âGhost of Tsushimaâ
Hier gehtâs zum Game-Awards-2019-Trailer